Guten Abend.
Chastity Ruth
Es verstrichen viele Minuten, ich wusste nicht wie viele und irgendwann kam der Kassierer zu mir. "Geht es Ihnen gut?", fragte er mich, doch im nächsten Moment wurde er blass. Er musste meine Verletzungen sehen, die ich bei dem Kampf mit Wächter im Wald bekommen hatte. "Danke, ich werde Sie nicht länger unter Gefahr setzen und gehen." Seine Augen wurden groß. "Sie wollen gehen?" Ich nickte und ungeduldig sah ich zur Tür. "Ich muss. Sonst finden Sie mich wieder." Er schien sehr verwirrt zu sein und wusste nicht, was er sagen sollte. "Bitte, ich muss hier weg." Seine Schultern sackten nach vorne und er nickte seufzend. "Vielen, vielen Dank", sagte ich noch einmal und versuchte ein leichtes Lächeln, damit der Kassierer sich keine Sorgen mehr machte. Dann verließ ich schnell den Laden und blieb ein paar Meter weiter wieder abrupt stehen. Wenn der Kassierer mich vorhin so angesehen hatte, waren die Verletzungen sehr auffällig und so konnte ich nicht durch die Straßen laufen. Ich würde auffallen wie ein oranges Osterei mit einer pinken Schleife. So lief ich in die kleine Kabine, um mein Gesicht zu waschen und stellte fest, dass es eine gute Idee gewesen war. Meine Kleidung war mit Schlammflecken überdeckt und man sah deutlich den Kratzer auf meiner Wange und den blauen Fleck knapp darunter. Die kleine Wunde an meinem Ohr schaffte ich es, mit meinen Haaren und meiner Kapuze zu verstecken. Leicht säuberte ich die Jacke noch und lief dann los. Als ich das erste Straßenschild sah, wurden meine Augen groß. Ich war zwei Stunden von dem Schloss entfernt. Bis ich dort ankam, würde es lange dauern. Meine Fähigkeiten waren noch immer blockiert und ich zog die Kapuze tief über mein Gesicht. Es vergingen erneut mehrere Minuten, in denen ich mich zwang, weiterzulaufen, um so schnell wie möglich im Schloss anzukommen. Da bot sich plötzlich eine Gelegenheit, als ich sah, dass man Last auf einen Lkw lud, der in die Richtung zu fahren schien, in die ich laufen musste. In dem passenden Augenblick versteckte ich mich hinter den Kartons und wartete, bis der Lkw-Fahrer losfuhr. Eine Stunde später blieb er stehen und ich betete, dass es der richtige Ort war. Langsam wurde der Lastwagen entladen und ich wartete wieder, bis ich unentdeckt das Lkw verlassen konnte und mich schnell entfernte. "Es tut mir leid...", sagte ich leise, da ich unerlaubt in den Wagen gestiegen war. Als ich das alte Cafè am Ende der Straße entdeckte, leuchtete mein Gesicht auf und ich atmete erleichtert auf. Ich war am Rande der Stadt, die nach dem Dorf folgte, welches direkt in der Nähe des Schlosses war. Zügig beschleunigte ich meine Schritte und ignorierte den Schwindel, der mich überkam. Bald war ich zu Hause!