Hinata
Hinter der Tür hörte ich Schritte und quietschend würde sie geöffnet, eine Frau mit Sorgenfalten erschien. Ihre Augen weiteten sich überrascht: "Cassandra?" "Ja, ich bin Cassandra", nickte ich ruhig und fragte mich, woher sie es wusste. "Es mag verrückt klingen, aber ich habe Sie in meinem Traum gesehen….Sie würden kommen und unsere Tochter helfen", kam sogleich die Antwort. Das hatte Morpheus also gemeint, dass er Botschaften in den Träume schicken musste. "Ich habe gehört ihr Tochter hat ein unerklärliches Leiden und vielleicht kann ich euch helfen", erklärte ich und sie ließ mich eintreten. "Seit Tagen schläft das armes Kind nicht mehr, aber kein Heiler konnte herausfinden, was ihr Leiden ist….es geht ihr immer schlechter, aber sie weigert sich zu schlafen", die Sorgenfalten vergruben sich tiefer in ihrer Stirn. "Wenn es Ihnen nicht ausmacht, würde ich gerne mit Ihre Tochter reden" , sagte ich. "Helene ist in ihrem Zimmer, sie starrt immerzu ihren Schrank an und redet von Monster", hilflos lachte die Mutter. "Ich verspreche Ihnen, heute wird Ihre Tochter wieder schlafen", sanft berührte ich ihre Schulter, um Trost zu spenden und die Mutter nickte zaghaft: "Ich hoffe es." Sie führte mich in das Zimmer: "Helene, du hast Besuch." Dann ließ sie uns allein. Ein kleines Mädchen saß auf dem Boden, ein Daumen in den Mund gesteckt und die Pupillen waren riesig, während sich dunkle Schatten unter den Augen gemalt hatten und somit wirkte das kleines Gesicht noch viel blasser. Ihr zartes Licht flackerte unruhig und ich konnte ihr ansehen, wie müde sie war. "Hallo", lächelte ich sie liebevoll an und kniete mich hin, um mit ihr auf ein Augenhöhe zu sein: "Ich bin Cassandra und ich will dir helfen den Monster zu verjagen." Ich spürte die dunkle Aura eines Traumdämonens, auch schien es in dem Zimmer merklich kühl zu sein. "Du glaubst mir, dass es sie gibt? Meine Mama sagt immer, dass ist Unsinn!", nuschelte das Kind. "Natürlich gibt es die Monstern, deine Mama kann sie nur nicht sehen, weil sie schon groß ist und dadurch ihren besonderen Blick verloren hat", erklärte ich es ihr. "Besonderen Blick?", verwirrt sah sie mich an. Ich nickte ernst: "Mit den besonderen Blick, kann man viele Dinge sehen, was die Großen nicht mehr können, aber die Kinder schon. Zum Beispiel die Monstern, wirklich lästige Wesen. Sie halten dich wach, nicht wahr?" "Ja, wenn ich immer fast einschlafe, beißt er mich und macht mir Angst", sie linste zu ihrem Schrank rüber: "Er wohnt dort, jetzt schläft er aber. Aber warum hast du auch den besonderen Blick? Bist doch auch schon groß!" "Weil ich gut auf meinen besonderen Blick aufgepasst habe und somit sie nicht verloren habe, wie viele Großen", war die schlichte Antwort und das Kind nickte ebenfalls ernst. "So, dann wollen wir gemeinsam den gemeinen Monster verjagen, damit du wieder schlafen kannst." "Er sieht aber sehr gruselig aus", die Angst flackerte in den Augen auf. Ich strich über ihr blondes Haar: "Ich weiß, aber es gibt einen Mittel ihn zu verjagen." "Und die wäre?", fragte das Kind neugierig. "Ganz viel lachen und es muss sehr laut sein, Monstern mögen kein Lachen. Davon bekommen sie fürchterliche Ohrenschmerzen und verschwinden dann. Wenn wir gleich den Schrank öffnen, muss du dir für den Monster ganz was Lustiges ausdenken, vielleicht viele bunte Blumen auf dem Kopf", zwinkerte ich ihr zu. Helene kicherte leise: "Das sieht bestimmt albernd aus." Ich lächelte und stand auf: "Bist du bereit?" Sie nickte und ich näherte mich dem Schrank. Ich musste versuchen den Traumdämon zurück in Oneiroi zu schicken, damit er dort von Morpheus Brüder eingefangen werden konnte. Mein Licht wurde stärker, teilte sich und legte sich auch auf die Aura des Mädchens, ich baute für uns eine unsichtbare Mauer. Diesmal würde ich mich nicht nochmals von den Traumdämonen beeinflussen lassen und hatte während des Weges immer an Apollos Worte gedacht.
Ich würde nicht in seine Augen schauen, sobald er sich auf das Mädchen stürzte, würde ich ihn mit meinem Licht fortjagen und die Idee mit den Lachen sollte dem Mädchen helfen in Zukunft sich nicht mehr oft vor "Monstern" zu fürchten, sodass die Traumdämonen sie nicht immer wieder erschrecken konnten. Tief atmete ich ein und öffnete den Schrank, aus dem Augenwinkel sah ich einen Schatten herausspringen. Blumen aus Illusion erschienen auf seinem Körper und das erstarrte Mädchen entspannte sich, fing an zu kichern und für einen Moment schien der Schatten verwirrt zu sein, sodass ich es ausnutzte. Unauffällig griff mein Licht ihn an, zerrte ihn weg von dem Mädchen und verwandelte ihn in die lustigste Figur, sodass Helene immer mehr lachen musste. Der Traumdämon jaulte auf, wehrte sich wütend gegen meinen Licht, doch ich verstärkte es und ließ nicht zu, dass er flüchten konnte. Plötzlich war er verschwunden und ich konnte spüren, dass er die Unwirklichkeit betreten hatte. Jetzt würde Morpheus Brüder sich um ihm kümmern. "Das Monster ist weg", lächelte ich sie an und ihre Wangen hatten Farben bekommen: "Ja!"
Als ich das Haus verließ, wo die Stimmung munterer wurde und ich war mir auch sicher, dass sie heute Nacht wunderbar schlafen würde, wollte ich am Liebsten Apollo sofort von meinem kleinen Erfolg erzählen. Gut gemacht, kleine Traumwandlerin, ertönte Morpheus Stimme in meinem Kopf. "Danke", nuschelte ich und spürte das Unbehagen ihn in meinem Kopf hören zu können. Morgen früh wirst du eine kleine Reise machen, du wirst drei Chimären aufhalten müssen - sie kommen immer der Stadt näher und verhalten sich auffällig. Alles Weiteres erfährst du heute Abend, ich erwarte dich!, fuhr er fort und ich hatte das Gefühl, er hatte schlechte Laune, seine Stimme klang ein Ton kühler. Die Chimären sagte mir was und dann fiel es mir ein: es waren doch diese monströse Mischwesen, die Feuer speien konnte und empfindlich auf Blei reagierten. Sie sollten bereits ein ganzes Bauernhof auf blutige Weise zerstört haben. "Ohje", murmelte ich und beschloss die Bibliothek aufzusuchen. Ich brauchte eindeutig mehr Wissen über diese Wesen.
Vidar
"Ich gehe auf eine kleine Erkundigung, ich komme rechtzeitig zurück", gab ich den Kapitän Bescheid und er zog ein Augenbraue hoch: "Was hast du vor?" "Ich möchte mir das zerstörte Dorf näher anschauen und ein bisschen den Menschen helfen", zuckte ich mit der Schulter. Er grunzte: "Wenn du nicht rechtzeitig zurückkommst, werden wir ohne Rücksicht auf dich trotzdem losfahren." Adrianós hatte mein Gespräch mitgehört: "Bist du von Sinnen? Wer weiß, was in dem Wald lauert. Vielleicht sind die Banditen noch da!" Ich grinste übermutig: "Dann ist es ein Grund noch mehr, den Dörfler zu helfen. Man muss den Banditen das Handwerk legen und außerdem vielleicht kann ich den Fluch, der auf der Insel liegen soll, ein wenig mildern." Er schüttelte den Kopf und seufzte: "Ich begleite dich, dein geringer Verstand bereitet mir Sorgen und ich will einen guten Freund nicht verlieren." "Ich bin nicht dumm, ich habe uns doch vor den Felsen gerettet", erinnerte ich ihn schmollend: "Und ich habe euch geholfen, das Schiff mit meine Ideen zu bauen." "Intelligenz ruht nicht nur auf Wissen und Geschicklichkeit, Verstand ist ein großes Bereich", war seine Antwort. Ich verdrehte die Augen und fragte: "Kannst du überhaupt mit einem Schwert umgehen?" Adrinaós verzog das Gesicht: "Nein." "Dann wirst du hier bleiben, wir wollen ja nicht, dass mein Übermut dich zu Hades bringt", zwinkerte ich ihm zu. "Ich wette du wirst mit weniger Glieder zurückkehren oder gar nicht mehr", sagte er. "Oh, du willst wetten? Um was wetten wir?", grinste ich ihn breit an. "Hm, um eine Runde guten Wein?", schlug er vor und ich nickte: "Abgemacht. Bis später und ich werde vollkommen heil wiederkommen." Ehe Adrinaós noch was sich äußern konnte, war ich bereits in der Menschenmenge verschwunden und suchte mir den Weg ins Wald, dort sollte einen Pfad zu dem zerstörten Dorf geben. Ich durchquerte die Stadtmauer und stand schon vor dem Wald, der Pfad war gut erkenntlich. Mit einer Melodie auf meine Lippen stampfte ich in das kühle Inneren, mein Unterbewusstsein breitete sich aus und deutlicher nahm ich meine Umgebung wahr. Die Tiere schienen sehr zurückgezogen zu leben, jedenfalls waren sie auf der Hut und umgefallene Bäume sprachen von Verletzungen, die nicht von Naturgewalten stammten. Neugierig trat ich einem Stamm näher, es sah aus, als hätte man einfach durchgebrochen und mit den Finger fuhr ich die Spur nach. Scheinbar gab es hier auch großes Wesen, vielleicht dieser Zyklop? Ich ging weiter, immer tiefer in den Wald und dann begann er plötzlich sich zu lichten. Vor mir erstreckte sich ein völlig zerstörtes Dorf. Die Dörflern waren damit beschäftigt den Schaden zu beseitigen und schienen völlig verzweifelt zu sein, ich entdeckte auch die frisch gehäuften Hügeln. Gräber. Als ich bemerkt wurde, nahmen sie eine abwehrende Haltung ein und beäugten mich misstrauisch. "Ich bin Orion, ich komme von dem Handelsschiff. Ich habe gehört, dass hier was Fruchtbares geschehen ist und ich wollte vorbeischauen, ob ich euch vielleicht helfen kann", beruhigend hob ich meine Händen, um ihnen meine friedliche Absichten zu zeigen. Ein älterer Mann kam auf mich zu, Falten hatten sich in seinem Gesicht tief vergraben und er antwortete müde: "Jungchen, du kannst uns nicht helfen. Es ist der Fluch….du solltest zurückgehen und von hier verschwinden. Der Donner ist nie weit entfernt." Ich mochte es nicht, wenn man mich als Jungchen bezeichnete und ich schnalzte mit der Zunge: "Ich werde nach diesem Donner suchen und dafür sorgen, dass er Niemanden mehr schadet." Der Alte schüttelte den Kopf und wandte sich von mir ab. Sie wirkten alle, als hätten sie sich mit diesem Schicksal abgefunden. Aber nicht mit mir, der Zyklop würde keinen Unheil mehr anrichten.