Apollo
Die Seelen berühren.. Das hatte sie aber schön ausgedrückt. Ich mochte ihre Denkweise, denn sie dachte sehr tief, mehr als normale menschliche Frauen denken konnten. Das hob sie somit von den anderen ab, was sie umso faszinierender machte. > Die Lyra kann ich dir zeigen, wenn wir wieder im Haus sind. Dann kann ich dir was vorspielen. Deswegen verstehe ich auch, was du meinst, wenn du zeichnest!< erwiderte ich ehrlich und verstummte, um ihr die Möglichkeit zu geben, die Bibliothek näher zu betrachten. Wir gingen nicht hinein, aber von außen konnte man die Fassade eine Weile lang anschauen. > Du scheinst dich auch zu Wissen hingezogen zu fühlen, das merkt man dir an. Als du vorhin gesagt hast, dass du alles niederschreiben willst, da hast du mich an die weisen Gelehrten der Stadt erinnert. In ihrem Studium schreiben sie auch alles auf. Doch die wahren Philosophen unter uns schreiben nie etwas auf, sie haben alles in ihrem Gedächtnis gespeichert, was wirklich bemerkenswert ist. Hin und wieder lese ich diese philosophischen Texte und bin sehr angetan von der Kreativität des Menschen. Manchmal glaube ich, dass sie weiter reicht, als die eines Gottes...< Letzteres flüsterte ich nur noch und dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf eine unruhige Stelle in der Menschenmenge, dort wo die Stände waren. Etwas war passiert.
Artemis
So waren die beiden also. Der eine bevorzugte lange Märsche, während die andere lieber die Nase in die Bücher steckte. Ihre unterschiedlichen Angewohnheiten erinnerten mich an die Beziehung zwischen meinem Zwilling und mir. Viele glaubten, wir seien gleich, aber das waren wir nicht. Er gehörte der Sonne an, ich dem Mond. > Natürlich haben wir sehr viele Orte, an denen sich die Menschen treffen, um zu feiern. Ich meine.. Wo sonst sollte Dionysos seinen Spaß am Saufen befriedigen!?< entgegnete ich seufzend und bemerkte ebenfalls die Unruhe in der Menge. Jemand rief etwas ganz laut. Diebstahl oder so... Ich schärfte meine Sinne und hörte den schnellen Atem eines jungen Mannes, der gerade um die Ecke angelaufen kam und dabei einen Sack voller Lebensmittel über die Schulter warf. Ein Dieb, soso. Die Menschen um ihn herum wichen überrascht zurück, während die Wachen der Stadt wie die Irren ihm hinterher liefen. Als dann noch eine Kutsche auftauchte, erkannte ich die Ausweglosigkeit des Mannes, aber er nahm Anlauf und probierte sein Glück. An seinen Sandalen erblickte ich das verräterische Funkeln von Flügelschlägen, jedoch konnten das nur wir Götter sehen. Hermes beschützte diesen jungen Mann, aus welchen Grund auch immer. Kaum landete dieser auf der anderen Seite der Kutsche, riss er überrascht die Augen auf, rannte aber schnell weiter, da er nun einen Vorsprung hatte. > Genau... Und solche witzigen Jagden gibt es auch hin und wieder!< schmunzelte ich.