Leona
Ich habe geahnt, das er mir diese Frage stellen würde.
Doch nun, wo es soweit ist und er mich so ansieht, weiß ich nicht, was ich so recht antworten soll.
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich meine.. für den ersten Tag habe ich mich gut geschlagen. Aber was wird als nächstes auf uns zukommen? Werde ich es überhaupt zu den Prüfungen schaffen? Ich schätze, morgen werden wir bis aufs Äußerste gehen müssen. Aber wie das aussehen soll.. ich weiß es ja auch nicht. Fakt ist, das im Schlafsaal der Mädchen nahezu alle total fertig mit den Nerven sind und weinen. Aber ich kann das irgendwie nicht. Ich meine.. wir müssen dadurch, oder? Es gibt keinen anderen Weg, dadurch zu kommen..".
Während ich meinen Monolog gehalten habe, habe ich bereits wieder nach meinem Bogen gegriffen und einen Pfeil aus dem Köcher gezogen.
Ich ziele und treffe erneut ins Schwarze.
"Aber wenn ich ehrlich bin: Ich fürchte mich. Normalerweise hätte ich noch ein Jahr, um mich vorzubereiten. Aber nein. Ich wurde mehr oder weniger von meiner Familie und den Behörden hier rein gedrängt. Meine Stiefmutter hasst mich. Ich glaube, sie wird nicht erfreut sein, wenn sie hört das ich den ersten Tag überlebt habe.", lasse ich den Bogen wieder sinken und zucke mit den Schultern.
"Was soll ich machen?", sehe ich ihn mit einer Mischung aus Traurigkeit und Gleichgültigkeit an.
Pablo
Die Flasche reißt mich aus meinen Gedanken, doch ich fange sie reflexartig auf.
"Danke..", murmle ich und schaue auf.
"Alles okay?", lächle ich und klopfe auf die Matte, welche neben mir liegt.
Sie setzt sich und schaut mich mit diesem 'Was ist los?'- Blick an, den sie schon seit der dritten Klasse perfekt beherrscht hat.
"Ach.. ich hab eben mit meinem Bruder gesprochen.", murmle ich und öffne die Wasserflasche.
"Er war ganze 10 Sekunden, wie ein Bruder. Es freut ihn, dass ich den heutigen Tag überlebt habe..", lache ich traurig.
"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er unter Druck gesetzt wird. Das ist einfach nicht mein Bruder. So kenne ich ihn nicht.. es sei denn, die paar Jahre haben ihn so verändert.. aber das glaube ich einfach nicht.", gebe ich offen zu und trinke dann einen Schluck.
Antonio
Ich stelle den Teller mit den Resten auf den Boden.
Mein Beast macht sich sofort drüber her und schnurrt schon fast wie eine Katze.
Ich muss für einen kurzen Moment lächeln und gehe dann durch den Raum.
'Die nächste Station wird hart.. ich weiß nicht, ob er das schafft..', denke ich nach und bleibe irgendwann stehen.
'Allerdings.. er hat die Selbstschuss Anlagen ausgeschaltet.. so wie ich damals. Er kann es schaffen. Nein.. er wird es schaffen!', ich knie mich vor den Löwen und er schaut auf.
Er weiß was ich denke und fühle.
"Keine Sorge. Er ist stark. Er schafft das.", streiche ich ihm durch die Mähne.
Mein Armband, mit dem ich in dauerhaften Kontakt zu unserer Präsidentin stehen kann, leuchtet auf.
"Showtime..", murmle ich und nehme das Gespräch an.