Das stimmt
Ich bin jetzt im Bett, Gute Nacht


Rayn:

Erneut bimmelte das Handy in meiner Hosentasche und bevor ich zur Haustür schritt, antwortete ich ihr noch.

Die kleine Schwester meiner Freundin scheint doch kein biederer Bücherwurm zu sein. Eigentlich ist sie ganz nett und ich fühle mich irgendwie schuldig, weil ich sie in Vergangenheit einfach ignoriert hatte.

Erneut ließ ich das Handy in meiner Hosentasche verschwinden und klingelte an der Tür.
"Big." - Sam erschien im Türrahmen und grinste mich volltrunken an. "Da bist du endlich." - gröllte er und legte seinen Arm um mich, als ich über die Schwelle trat. "Big ist da." - rief er und versuchte die laute Musik zu übertönen, was ihm anscheinend auch gelang, denn die restlichen Gäste drehten unsere Köpfen in unsere Richtung und riefen mir Begrüßungen zu. Ich nickte lediglich und bekam ein Plastikbecher in die Hand gedrückt.

Andrew:

Natürlich vernahm ich das Vribrieren in der Hosentasche und hätte zu gerne sofort nach dem Handy gegriefen, doch Sam hatte mich voll in Beschlag genommen, da er mich ein paar Freunden vorstellen wollte, die sich nun an zwei Mädchen entpuppten, die kicherten, als sie sich mir vorstellten. Gina und Rita waren ihre Namen, die ich sicherlich morgen nicht mehr wissen würde. Aber nicht weil ich mir keine Namen merken würde, sondern weil es mir egal war. Meine Gedanken waren eher nur bei dem Handy in meiner Hosentasche.
"Sam." - irgendjemand rief nach ihm und schon war er weg. Zum Glück.
"Viel Spaß."- wünschte ich den beiden Mädchen, die mich nur enttäuscht ansahen, wand mich von ihnen ab und holte sofort das Handy aus der Tasche.

Du weißt ja, dass ich nicht so viel fürs Lesen übrig habe. Meine Leidenschaft ist Fußball

Ich schickte ab und hätte beinah aus dem Becher getrunken, doch da stieg mir schon der Geruch von Bier in die Nase. Angewidert stellte ich den Becher weg und sah mich an. Irgendwie kam ich mir fehl am Platz, zwischen den ganzen Betrunkenen fühlte ich mich auch unwohl. Also ging ich auf die Terrasse.

Hey, wie geht es dir so?



Andrew:

Es dauerte etwas länger, bis eine Nachricht von ihr kam. Ich vertrieb mir die Zeit damit und überblickte den großzügigen gepflegten Garten von Sams Eltern. Manchmal fragte ich mich, wie es wohl wäre in so einem Haus, eher gesagt Villa, zu leben auch wenn man so viel Geld hat. Aber nachdem was Sam mir erzählte, erging es ihm nicht viel besser als mir. Natürlich wurde er von seinem Vater nicht geschlagen, aber ignoriert. Sein Vater war im Vorstand einer Bank und war stets auf Geschäftsreise, auch mehrmals hatte Sam durchblicken lassen, dass sich seine Eltern öfters streiten würden, weil sein Vater eine Geliebte hat, die er nicht mal leugnete. Also schien es nicht am Geld zu liegen, ob man glücklich war oder nicht. Ich schnaubte und sah auf das Handy, was in diesem Augenblick auch klingelte.

Tut mir leid. Ist sie immer noch sehr dafür, dass du nach Yale gehst?

Ich schickte ab und dachte darüber nach, dass auch meine SMS-Freundin wohl wohlhaben sein müsste, immerhin konnten sich ihre Eltern ein Studium in Yale leisten und auch sie schien unglücklich, weil sie es gar nicht wollte.

Auch so
Wie war die Schule?


Andrew:

Diesmal ließ sie mich nicht so lange warten. Ich atmete tief durch, als ich ihre Nachricht las.

Aber sie kann dich ja zu etwas zwingen, was du nicht möchtest.
Ich weiß nicht. Ich hoffe ja auf ein Vollstipendium, weil meine Eltern sich die Unigebühren nicht leisten können. Sportwissenschaft wäre sicherlich etwas für mich.

Erneut versank ich in meinen Gedanken. Ich würde sehr gerne studieren, aber da fehlten mir einfach die finanziellen Mittel und ich glaubte nicht daran, dass meine Eltern mir das bezahlt hätten, wenn sie es könnten. Mein Vater hielt nicht besonders viel von der Lernerei. Er hatte selsbt mit 16 Jahren die Schule abgebrochen und zum Bau gegangen um schnell Geld in der Tasche zu haben. Jetzt war er bereits seit über zwanzig Jahren dort und verdiente immer noch das gleiche Geld wie am Anfang.
Meine Mutter hatte keinen Beruf gelernt, weil sie zu der Sorte Frau zählte, die sich finanziell auf ihren Mann verließen.
Es mag ja sein, dass das vor 50 Jahren so geläufig war, aber nun waren wir im 21. Jahrhundert und auch die Frauen hatten andere Perspektiven.
Ich schüttelte den Kopf, weil ich mir das Studium eher abschminken konnte.

Mathe in der letzten Stunde ist echt gemein
Mein Tag war sehr angenehm, ich war beim Frisör und dann noch shoppen


Andrew:

Das würde auch super zu mir passen

Mit einem Lächeln drückte ich auf Senden und steckte mein Handy auch sofort in die Hosentasche, weil ich eins der Mädchen, die Sam mir vorhin vorgestellte hatte, auf mich zukam. Ich konnte mir beim besten Willen nicht ihren Namen erinnern.
"Versteckst du dich hier etwas?" - wollte sie mit einem Lächeln wissen und sah mich flirtend aus ihren blauen Augen an.
"Nein, ich wollte nur frische Luft schnappen." - entgegnete ich und erwiderte ihr Lächeln. "Und du, entfliehst du der Party?" -wollte ich ebenfalls wissen und sie kicherte.
"Irgendwie schon." - verriet sie mir. "Aber eigentlich habe ich nach dir gesucht." - gestand sie mir, ließ ihren Blick zu Boden gleiten und sah mich dann unter ihren künstlichen Wimpern koket an.
"Okay, was verschafft mir die Ehre?" - wollte ich wissen und konnte mir mein verschmilztes Lächeln nicht verkneifen.
"Ich hatte gehofft, dass du zur Party kommst, damit ich dich kennen lernen kann." - sagte sie weiter. "Ich war sehr neugierig auf den allbekannten Big." - sie lächelte wieder. Ich musste leise lachen als sie das sagte.
"Na ja, so bekannt auch wieder nicht." - gab ich mich ganz bescheiden, obwohl meinem Ego ihre Aussage sehr schmeichelte.
"Auf jeden Fall habe ich von dir schon gehört und zwar reichlich." - fuhr sie fort.
"Ich bin ganz Ohr." - sagte ich und so kamen wir auch ins Gespräch. Natürlich war das nichts im Vergleich zu den Gesprächen, die ich per SMS mit der Unbekannten schrieb, doch sie lenkte mich doch etwas ab. Und ihr Name war Gina.

War es auch, mal wieder mit einer Freundin shoppen


Andrew:

"Dein Handy hat geklingelt." - bemerkte Gina, als das Telefon vribrierte.
"Kann warten." - sagte ich noch dazu, obwohl mir die Finger neugierig juckten.
"Meine Blase aber nicht." - meinte sie dazu. "Entschuldige mich bitte." - fügte sie noch hinzu und verschwand in dem Inneren des Hauses.
Sofort griff ich nach dem Telefon.

Ich bin gerade auf der Party eines Freundes. Es wird gesoffen und getanzt, also überhaupt nichts für mich. Aber Sam ist mein Freund und so tue ich so, als würde ich mich amüsieren
Was machst du?

Sie wusste, dass ich eine feste Freundin hatte und sie würde ihre Meinung über mich ändern, wenn ich ihr sagen würde, dass ich jetzt hier auf der Party mit einem anderen Mädchen flirtete. So wie ich sie bis jetzt kennen gelernt hatte, war sie ein gradliniger Mensch und für sie war eine Beziehung etwas heiliges.

Ja, und das war echt fällig
So langsam geht ihr das Licht auf


Andrew:

Meine Augenbrauen fuhren zusammen, als ich ihre Nachricht las. Entweder war sie eine Hellseherin oder sie kannte Sam? Ich überlegte kurz, was ich ihr schreiben sollte.

Ja, so heißt er.

Ich schickte ab. Ich war noch nie unehrlich zu ihr gewesen, also sah ich jetzt auch keine Grund sie anzulügen.

Vielleicht kennen wir uns ja auch? Das wäre doch irgendwie schräg

Das tippte ich in eine zweite SMS und drückte auf Senden. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Terassengeländer und tippte mir nachdenklich mit dem Handy auf die Lippen.
Konnte es wirklich sein, dass ich sie kannte? In meinem Kopf ging ich alle Mädchen in meiner Schule durch, die ich kannte, aber von keiner wollte ich, dass sie Dinge über mich wusste, die ich meiner SMS-Bekannschaft anvertraut hatte.
"Scheiße." - schimpfte ich wütend über mein eigenes Verhalten aber auch etwas entrüstet.
Vielleicht kannte sie mich sogar und wusste auch, dass ich es war mit dem sie schrieb? Vielleicht war das sogar Elaina, die mich so kontrollierte?

Hey, habe es heute doch noch geschafft
Na ja, dann geht es auch richtig los



Andrew:

So hoch ich sie als meine Vertraute schätzte, nicht minder niedrig war jetzt meine Angst davor, dass sie mich kannte und jetzt, nach den ganzen persönlichen SMS auch richtig kannte.
Doch bevor ich mir noch mehr den Kopf darüber zerbrechen konnte, kam Gina auch schon zurück und ich ließ mein Handy ganz schnell wieder in der Hosentasche verschwunden.
"Da bin ich wieder." - sie lächelte mich zuckersüß an.
"Hab dich schon vermisst." - sagte ich flirtend und sie kicherte.
"Ach komm." - meinte sie dazu, nachdem sie mir einen anzüglichen Blick zugeworfen hatte. "Du sagt es sicherlich zu jeder." - sagte sie dazu.
"Ja." - gab ich zu und sah in ihr entrüstetes Gesicht. "Aber bei dir meine ich auch ehrlich." - fügte ich hinzu und sie lächelte wieder.
"Du bist wirklich sehr charmant." - bemerkte sie.
"Ich dachte, du hast schon viel über mich gehört." - wunderte ich mich gespielt und hob einen Augenbraue.
"Ja, aber ganz andere Sachen." - bemerkte sie und tat ganz geheimnisvoll.
"Jetzt bin ich neugierig." - sagte ich dazu. "Also raus mit der Sprache. Was wird über mich so getratscht?" - wollte ich dann wissen.
"Dass du ein Weiberheld bist." - antwortete sie mir. "Und dass du ein Herz nach dem anderen brichst."
"Stört es dich etwa?" - wollte ich wissen.
Sie überbrückte schnell die Distanz zwischen uns und sah mich an, neigte den Kopf etwas zur Seite.
"Nein." - sagte sie nur und lächelte wieder, was auch mir ein Lächeln entlockte. Wenigstens war sie ehrlich und ich hatte sie auch nicht angelogen. "Ich will dich ja nicht heiraten." - bemerkte sie und legte ihre Arme um meinen Hals, dann küsste sie mich.

Ja, echt anstrengend heute gewesen


Andrew:

Zu meinem Bedauern dauerte der Kuss nicht allzulange und schon bald wich Gina wieder von mir und grinste mich frech an.
"Jetzt will ich aber auch etwas von dir wissen." - sagte ich dann.
"Finde es doch heraus." - forderte sie mich auf und ich musste leise lachen. "Nur eins: Ich bin nicht an einer Beziehung interessiert." - sagte sie kokett und lächelte noch breiter.
"Da bist du die einzige Frau." - bemerkte ich und sie zuckte mit den Schultern.
"Und jetzt möchte ich tanzen." - sagte sie und griff nach meiner Hand. "Komm mit." - sie zog mich wieder ins Innere des Hauses, wo laute Musik dröhnte und viele meiner Mitschüler auf der Tanzfläche tanzten. Gina drückte sich an mich und bewegte sich dann zum Takt der Musik.

Weiß ich nicht, aber zu viel
Wie geht es dir so?


Andrew:

Ich legte meine Hände ihre Hüfte und wippte mit Gina mit. Jemand tippte mir auf die Schulter und als ich mich umdrehte, um den Störenfried wegzuschicken, sah ich Elainas wütend Gesicht vor mir. Doch bevor ich etwas zu meiner Verteidigung sagen konnte, liefen schon Tränen über ihr Gesicht und sie rannte aus dem Raum.
Das war so nicht geplant. Ich ließ Gina einfach stehen und stürzte mich meiner Freundin hinterher. Ich erreichte sie, als sie gerade die Straße erreicht hatte.
"Elaina, ich kann alles erklären." - sagte ich und an ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, was das der falsche Ansatz.
"Das kannst du dir sparen." - meinte sie nur und entriß mir ihre Hand. "Ich habe Augen im Kopf."
"Wir haben nur getanzt." - sagte ich dazu und sie lachte nur traurig. "Es war nur ein Tanz nicht mehr."
"Natürlich und was wäre passiert, wenn ich nicht gekommen wäre?" - wollte sie wissen.
"Ich wäre nach Hause gegangen. Alleine." - antwortete ich sie, doch sie schien mir kein Wort zu glauben.
"Erzähl mir keine Märchen, Big." - sagte sie dazu. "Ich meine, in der Schule reden schon alle darüber, dass du mich betrügst, doch ich wollte einfach nicht glauben. Aber ich war einfach nur dumm." - fügte sie hinzu und weinte nun richrig.
"Elaina." - ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Es war tatsächlich die Wahrheit, dass ich es mit der Treue nicht so ernst nahm, doch ich hatte nie mit einem anderen Mädchen geschlafen. Es waren nur Küsse, Knutscherei im besten Fall. "Es war wirklich nichts."
"Wer es glaubt." - bemerkte sie nur. "Ich will mich nicht mehr zum Narren halten lassen." - sagte sie dazu. "Es ist aus."
"Aber ..." - ich überlegte kurz.
"Nein. Leb wohl, Big." - verabschiedete sie sich und stieg in ihr Auto. Ich sah ihr nach, bis sie um die Ecke bog.
So konnte ich also erreichen, dass Elaina von mir abließ, aber warum fühlte ich mich dann nicht gut, sondern hatte dieses komische Gefühl im Magen.