Mason
Ich sehe kurz zu Sawyer rüber und lächle traurig. Damals, ja, das war eine wirklich schlimme Zeit. Nicht nur für sie, aber ich weiß, dass sie darüber nicht sprechen will. Ich kann es nachvollziehen. Desswegen schnalle ich mich einfach an und starte den Motor. Ich lächle Olive im Rückspiegel kurz zu und fahre dann los. Aber weil im Auto eine leicht unangnehme Stille herrscht, schalte ich das Radio an. Ich drehe ein wenig am Rädchen bis ich einen Radiosender gefunden habe welcher nicht rauscht. Gerade kommt irgenein Lied von Led Zeppelin. "Und was habt ihr dann heute so?" frage ich nach ein paar Augenblicken und sehe die beiden kurz an.
Felix
Ich nehme ihm das Buch mit sanfter Bestimmtheit aus der Hand und lege es auf das Nachtkästchen. Dann sehe ich meinen Dad erwartungsvoll an. "Felix?" fragt er nur wieder, dann wird sein Blick verschwommen und er sieht sich verwirrt um. "Felix wo ist deine Mama?" Ich schlucke und versuche nicht zu verkrampfen. Meine Hände ballen sich dennoch zu Fäusten. Ich spüre den altbekannten Stich in meiner Brust und sage mit möglichst neutraler und klarer Stimme: "Mum ist tot Dad, das weißt du doch. Mum ist weg. Sie hatte einen.. Unfall. Das war vor zehn Jahren, weißt du nicht mehr?" Sein Blick wird einen Moment starr während er krampfhaft versucht sich daran zu erinnern, dann beginnt er zu weinen. Tränen laufen seine Wange runter und tropfen auf die Bettdecke. "Felix.. du musst dich in Sicherheit bringen. Sie werden dich finden... Felix... ich hab Angst." ich schlucke erneut und nehme seine Hand. "Ich weiß Dad, ich weiß... wir sind in Sicherheit. Sie wurden ferstgenommen. Sie können uns nicht mehr finden. Keine Angst, wir sind in Sicherheit." Er sieht aus dem Fenster in den grauen Himmel und dann wieder zu mir. Seine Augen sind klar. "Felix. Ich möchte nach draußen. Ich brauche frische Luft." "Gut Dad, ich werde einer Schwester Bescheid geben...." er fällt mir ins Wort. "Wieso kannst du nicht mit gehen?" "Ich habe einen geschäftlichen Termin. Es tut mir leid Dad..." "Geschäftlichen Termin..." seine Stimme klingt verächtlich und er zieht seine Hand zurück. Dann steht er vom Bett auf und geht auf wackligen Beinen zum Fenster. "Sag doch einfach den wahren Grund. Ich bin dir peinlich. Du willst dich nicht mit einem senilen alten Vater sehen lassen." seine Stimme ist kalt und verletzt. "Nein, Dad. Das ist nicht fair. Ich habe.." "Einen 'geschäftlichen Termin', jaja. " sagt er und ruckt unwirsch mit dem Kopf. "Lügst mich an, sperrst mich hier weg..." er murmelt düster vor sich hin und geht dabei durchs Zimmer zu seinem Kleiderschrank. "Dad..." ich gehe auf ihn zu, er hebt den Blick und sieht mich wütend an. "Du bist eine Enttäuschung Felix. Verwickelst dich in kriminelle Geschäfte antstatt ehrlich zu arbeiten. Du solltest dich schämen. Deine Mutter würde sich für dich schämen. Was ist aus dir geworden? So habe ich dich nicht erzogen!" Ich zucke zusammen als er Mum erwähnt und muss mich zwingen ihn nicht anzuschreien. Er kann nichts dafür das ist die Krankheit die aus ihm spricht. Ich gehe auf ihn zu und obwohl er protestiert schließe ich ihn kurz in die Arme und sage leise: "Bis dann, Dad. Ich gebe noch einer Schwester Bescheid." Dann gehe ich, sein Gemurmel ignorierend aus dem Zimmer und den Gang entlang. Die ganzen Gefühle die durch diesen Besuch aufgewallt sind pressen gegen meinen Hals und schnüren ihn zu. Meine Hände zittern leicht. Das hier war eine Scheißidee. Ich verlasse das Krankenhaus, sage vorher noch schnell Bescheid dass sie mit ihm spazieren gehen sollen und laufe dann die Straßen entlang.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!