Beth:
Ich brauche einige Minuten und drei Versuche, um mich zusammenzureißen, aufzustehen und tiefdurchzuatmen. Ich schaffe das, sage ich immer wieder zu mir selbst und rücke mein Kleid zurecht, richte wieder meine Frisur. Dann gehe ich nach Hause und hole den Kuchen, und ständig werde ich von dem Gedanken an Dominic verfolgt. Ich muss mich damit abfinden, dass er mich ständig begleiten würde, bis Dominic wieder geht.
"Ich wusste gar nicht, dass wir so weit weg wohnen." - spielt Tom auf meine lange Abwesenheit an, doch ich erwidere nur mit einem Lächeln und schneide den Kuchen in der Küche an.
Der Abend zieht sich dahin und gegen 22:00 Uhr verlassen wir Toms Elternhaus. Sammy ist bereits auf der Couch eingeschlafen und jetzt schlummert sie weiterhin friedlich auf Toms Schulter. Vorsichtig legt er sie in ihr Bett und ich bleibe noch etwas bei ihr, während er sich im Bad bettfertig macht.
Ich lege ihre rosafarbende Decke über sie und streiche ihr das braune Haar zurück. Ein zufriedenes Lächeln liegt auf meinen Lippen, als ich sie beim Schlafen beobachte. Sie ist mein Sonnenschein und ich würde alles tun, um ihr Leben weiterhin unbeschwert zu erhalten. Nur Tom und ich wissen genau, dass Dominic ihr Vater ist. Natürlich vermuten es auch einige Familienmitglieder und auch Bewohner in der Stadt, doch keiner von ihnen kann das mit Sicherheit beschwören. Sie kommt nach mir und so kann auch Dominic nicht erahnen, dass sie von ihm sein könnte. Und genau aus diesem Grund möchte ich auch nicht, dass sie mit ihm spricht. Ich möchte nicht, dass er erfährt, wie alt sie ist und dann doch die Wahrheit erfährt. Nein, dass darf einfach nicht geschehen.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und verlasse ihr Zimmer, schließe leise die Tür hinter mir. Als ich ins Bett komme, schläft Tom schon. Ich lege mich zu ihm, finde allerdings keine Ruhe. Zu sehr hat mich das Gespräch mit Dominic aufgewühlt. Ich muss mit meinen Gefühlen alleine sein.
Ich schlage die Decke bei Seite und stehe auf. Ich lege mir ein großes Tuch um die Schultern und schlüpfe in meine Turnschuhe.
Leise und schnell entferne ich mich von meinem Haus und schon bald bin ich am Rande der Stadt angekommen und sehe auf den See, der in Mondschein glitzert. Dort steht eine Fischerhütte. Es war und ist immer noch mein Zufluchtsort. Viele Erinnerungen verbinde ich mit diesem vermodderten Gebäude, auch mit Dominic. Ich öffne die Tür und gehe rein. Hier warten Erinnerungen auf mich.