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06.11.2015, 23:20

Beth:

Schweratmend sehe ich ihm so lange nach, bis seine Auto um die Ecke biegt und aus meinem Blickwinkel verschwindet. Auf wackeligen Beinen gehe ich zwei Stufen runter und lasse mich auf die Treppe fallen, dabei halte ich mich am Geländer fest.
Mein Plan ist voll nach hinten losgegangen und anstatt ihm wehzutun, habe ich nur mir selbst Schmerzen zugefügt. Mit meinen Händen umklammere ich die kalten Gitter des Geländes und lehne meine Stirn dagengen. Ich schließe meine Augen und atme tief durch.
Warum ist es nach all diesem Jahren noch immer so schwer für mich, mit Dominic zu sprechen? Ich verstehe das nicht. Er ist nur ein Schatten aus der Vergangenheit und doch ist es mir nicht möglich ihn einfach in eine verstaubte Schublade in meiner Erinnerung abzulegen und zu vergessen.
Er ist meine große Liebe gewesen und er hat mir das Herz gebrochen und doch empfinde ich nicht nur Hass, der angebracht wäre. Es ist noch so viel mehr in mir, doch ich will diese Gefühle nicht zulassen. Es ist nicht fair Tom gegenüber, der mich in den letzten Jahren von dem Gerede der Bewohner von Crypto beschützt hat. Tom ist ein toller Mann und doch ist er ... nicht Dominic.
***Urlaub**** 8)

22

06.11.2015, 23:34

Dominic
"Fuck!" ich fluche leise. "FUCK, FUCK, FUCK, FUUUCK!" schlage ich gegen das Lenkrad und halte rechts am Weg an. Ich hatte mich darauf vorbereitet meiner Familie gegenüber zu treten. Mich meiner schrecklichen Kindheit zu stellen. Den Vorwürfen, dem Hass, dem Schmerz. Aber ich hatte mich nicht darauf vorbereitet mit Beth konfrontiert zu werden. Nichts hätte mich darauf vorbereiten können. Sie ist Toms Ehefrau und hat ein Kind mit ihm. Wie kann es sein, dass mich das nach all den Jahren noch so tief trifft, als hätte ich sie erst gestern verlassen? Es ist nicht fair von mir, aber ein Teil von mir hasst sie dafür, dass sie mit Tomas verheiratet ist. Es ist kein bisschen fair von mir sie dafür zu hassen, dass sie mit ihrem Leben weiter gemacht hat. Es ist nicht fair. Aber ich kann nichts gegen meine Gefühle ausrichten, die in meiner Brust brennen wie heiße Lava. Auf einmal ist das Auto viel zu beengend. Ich reiße die Türe auf und sehe mich einen Moment um. Dann renne ich einfach drauf los. Ich renne über die Felder, springe über Zäune und über Baumstümpfe. Renne und Renne und Renne. Ich muss das dringend in den Griff bekommen, doch im Moment muss ich mich erstmal darum kümmern, dass die Wut mich gehen lässt. Ich muss einen klaren Kopf bewahren wenn ich mich meiner Familie stellen will. Ich muss einen absolut kühlen Kopf haben, wenn ich mich Beth und ihrer neuen Familie stellen will. Die Wut kann ich dabei nicht gebrauchen.
Ich atme schwer und renne solange, bis ich den Waldrand erreicht habe. Dann werde ich langsamer. Ich atme tief und gleichmäßig ein und stütze meine Hände auf die Knie. Okay. Schon besser.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

23

06.11.2015, 23:53

Beth:

Ich brauche einige Minuten und drei Versuche, um mich zusammenzureißen, aufzustehen und tiefdurchzuatmen. Ich schaffe das, sage ich immer wieder zu mir selbst und rücke mein Kleid zurecht, richte wieder meine Frisur. Dann gehe ich nach Hause und hole den Kuchen, und ständig werde ich von dem Gedanken an Dominic verfolgt. Ich muss mich damit abfinden, dass er mich ständig begleiten würde, bis Dominic wieder geht.
"Ich wusste gar nicht, dass wir so weit weg wohnen." - spielt Tom auf meine lange Abwesenheit an, doch ich erwidere nur mit einem Lächeln und schneide den Kuchen in der Küche an.
Der Abend zieht sich dahin und gegen 22:00 Uhr verlassen wir Toms Elternhaus. Sammy ist bereits auf der Couch eingeschlafen und jetzt schlummert sie weiterhin friedlich auf Toms Schulter. Vorsichtig legt er sie in ihr Bett und ich bleibe noch etwas bei ihr, während er sich im Bad bettfertig macht.
Ich lege ihre rosafarbende Decke über sie und streiche ihr das braune Haar zurück. Ein zufriedenes Lächeln liegt auf meinen Lippen, als ich sie beim Schlafen beobachte. Sie ist mein Sonnenschein und ich würde alles tun, um ihr Leben weiterhin unbeschwert zu erhalten. Nur Tom und ich wissen genau, dass Dominic ihr Vater ist. Natürlich vermuten es auch einige Familienmitglieder und auch Bewohner in der Stadt, doch keiner von ihnen kann das mit Sicherheit beschwören. Sie kommt nach mir und so kann auch Dominic nicht erahnen, dass sie von ihm sein könnte. Und genau aus diesem Grund möchte ich auch nicht, dass sie mit ihm spricht. Ich möchte nicht, dass er erfährt, wie alt sie ist und dann doch die Wahrheit erfährt. Nein, dass darf einfach nicht geschehen.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und verlasse ihr Zimmer, schließe leise die Tür hinter mir. Als ich ins Bett komme, schläft Tom schon. Ich lege mich zu ihm, finde allerdings keine Ruhe. Zu sehr hat mich das Gespräch mit Dominic aufgewühlt. Ich muss mit meinen Gefühlen alleine sein.
Ich schlage die Decke bei Seite und stehe auf. Ich lege mir ein großes Tuch um die Schultern und schlüpfe in meine Turnschuhe.
Leise und schnell entferne ich mich von meinem Haus und schon bald bin ich am Rande der Stadt angekommen und sehe auf den See, der in Mondschein glitzert. Dort steht eine Fischerhütte. Es war und ist immer noch mein Zufluchtsort. Viele Erinnerungen verbinde ich mit diesem vermodderten Gebäude, auch mit Dominic. Ich öffne die Tür und gehe rein. Hier warten Erinnerungen auf mich.
***Urlaub**** 8)

24

07.11.2015, 00:04

Dominic
Ich bleibe eine Weile am Waldrand und sehe über die Felder. Als dann langsam die Sonne untergeht und alles in ein orangenes Licht taucht, habe ich mich zur gänze beruhigt und muss nun über mich selbst lachen. Es ist nur ein Mädchen. Sie ist nur ein Mädchen das ich mal kannte. Das ich mal liebte. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt ist alles egal. Ich überlebe die Tage mit meiner Familie und werde sie einfach so weit ignorieren, wie es geht. Dann kehre ich nach Springfield zurück, werde nach Afghanistan gehen und dort solange bleiben, bis ich das hier alles wieder vergessen kann. Dann werde ich aus Massachusetts wegziehen, mich neu verlieben. Meine eigene Familie gründen und dann werde ich keinen Gedanken mehr an Beth verschwenden. Sie sollte nicht so eine Macht über mich haben und ab jetzt werde ich das auch nicht mehr zulassen. Ich gehe langsam über die Felder zurück zu meinem Auto. Ich werde nicht zu meinem Elternhaus zurückkehren. Ich kann Tom und meinen Vater jetzt nicht sehen. Ich werde in der Stadt in dem Motel übernachten. Schon von weitem höre ich das bellen von Buddie. Sofort habe ich Schuldgefühle ihm gegenüber. Als ich am Auto ankomme, steige ich auf der Fahrerseite ein und beuge mich sofort zu ihm rüber. "Hey, tut mir leid Kumpel. Ich hätte dich nicht einfach zurücklassen sollen. Dafür kriegst du morgen einen frischen, fetten Knochen vom Metzger, okay?" er sieht mich zwar noch ein wenig vorwurfsvoll an, doch dann bellt er und wedelt mit dem Schwanz. "Na also. Braver Junge." ich lächle ihn an und starte den Motor. Dann fahre ich den Weg entlang auf die Innenstadt zu. Beth spukt noch immer in meinem Kopf herum, aber ich kann den Gedanken in den Hintergrund schieben. Fürs erste zumindest. Morgen werde ich in Ruhe mit ihr reden. Vernünftig, so wie es Erwachsene tun sollten. Ich werde ihr sagen, dass es mir leidtut und dass sie glücklich werden soll. Vielleicht hilft es mir dann selbst besser damit klar zu kommen.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

25

07.11.2015, 12:21

Beth:

Und natürlich irre ich mich nicht, kaum fällt die Tür mit einem lauten Knall hinter mir zu, bin ich wieder das 15jährige verliebte Mädchen, was sich endlich nicht mehr so alleine fühlt. Ich will nicht klagen. Das Leben im Waisenhaus ist nicht so schlimm gewesen, ich habe immer etwas zu essen gehabt und auch zum Anziehen und doch ist dort keiner gewesen, den ich als Familienmitglied bezeichnen könnte. Die Erzieher versuchten einem auf das Leben vorzubereiten, doch das menschliche blieb dabei auf der Strecke. Meinst empfand ich sie als kalt und emotionslos, besonders als ein pubartierender Teenie, der sich ohnehin in der eigenen Haut nicht wohl fühlte. Und dann ... dann kam Dominic. Er war so unbeschwert und direkt und forsch und mit dieser Art eroberte er im Sturm mein Herz. Es hat von Anfang an eine unerklärliche Anziehungskraft zwischen uns gegeben und hier in dieser Hütte geschah alles zum ersten Mal. Der Kuss, die Liebeserklärung, der Sex.
Ich schlucke und setze mich auf die Pritsche, die unter meinem Gewicht quitscht. Jede einzelne Latte der Wand erzählt eine Geschichte unseres Zusammenseins.
Ich kämpfe gegen die Tränen und verliere kläglich diesen Kampf. Sie strömen über meine Wangen und ich schluchtze laut und ungehemmt. Hier ist keiner, der mir dabei zusieht und des mich meiner Tränen wegen verurteilen würde. Tief hole ich Luft und greife unter die Pritsche nach einer alten Metallkiste. Langsam öffne ich sie und spähe rein. Dort liegen alte Fotos und Erinnerungsstücke. Gezielt picke ich das Foto von unsrem Abschlussball raus und halte es vor meinem Gesicht.
Dominic und ich grinsen breit in die Kamera, unsere Augen glänzen. Ich lache amüsiert, weil ich genau weiß, dass dieser Glanz nur Zustand gekommen ist, weil wir davor eine ganze Flasche Whiskey ausgetrunken haben.
***Urlaub**** 8)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Raindrop« (07.11.2015, 12:57)


26

07.11.2015, 13:13

Dominic
Ich parke vor dem Motel, checke ein und gehe in das Zimmer, welches mir zugewiesen wurde. Aber ich weiß genau, dass ich jetzt nicht schlafen kann. Zu viel ist heute passiert. Ich schnappe mir meine Jacke und Buddie und verlasse das Motel wieder. Ich könnte in meine Stammbar gehen, doch ich weiß genau, dass ich dort die üblichen bösen Blicke über mich ergehen lassen müsste. Ich entscheide mich dafür mir eine Flasche Vodka zu kaufen im örtlichen Alkoholladen und gehe damit durch die Straßen, Buddie stehts an meiner Seite. Dabei nehme ich tiefe Schlucke aus der Flasche. Ich komme an der Schule vorbei, die ich mit gemischten Gefühlen betrachte. Einerseits war es eine gute Zeit, vor allem als ich Beth kennelernte, aber sie ist auch mit Druck und Schmerz verbunden. Mein Bruder war der Quarterback im Football Team, während ich... naja.. ich verbrachte mehr Zeit damit abends weg zu gehen und mein Leben zu genießen. Natürlich hat Dad das nicht gerne gesehen. Tomas war von jeher sein Lieblingssohn. Ich war nie gut genug. Egal was ich tat. Das einzige Schulfach in dem ich gut war, war Literatur. In Mathe und den ganzen Naturwissenschaften war ich eher Mittelmäßig und von Politik und Wirtschaft brauch ich gar nicht anfangen. Natürlich war Literatur für meinen Vater kein wirkliches Schulfach. Er ist regelmäßig ausgetickt als ich mit Bs und Cs in den 'wichtigen' Fächern nach Hause kam. Einmal trieb er es so weit, dass ich danach ins Krankenhaus musste. Aber trotz seiner Drohungen und seiner Schläge wählte ich Literatur nicht ab. Ich habe mir noch nie sagen lassen was ich zu tun habe und das werde ich auch niemals ändern.
Ich seufze und werfe der Schule noch einen letzten kalten Blick zu, dann drehe ich mich um und gehe über den Feldweg davon. Ich weiß jetzt genau wo ich hinwill. Ich muss es einfach ein letztes mal sehen um damit abschließen zu können. Davor wird es sich immer so anfühlen, als wäre da noch etwas zwischen mir und Beth. Ich nehme einen weiteren großen Schluck und spüre wie der Alkohol seine Wirkung zeigt. Die Wut verschwindet ein wenig mehr und ich fühle mich sorglos.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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07.11.2015, 13:26

Beth:

Mit einem liebevollen Lächeln betrachte ich Dominics Gesicht auf dem Foto und fahre mit dem Zeigefinder über sein Abbild. Wie sehr ich ihn doch geliebt habe. Den spitzbübigen Glanz in seinen Augen, das verschmilzte Lächeln, die wirr von seinem Kopf abstehenden Locken. Alles an ihm mochte ich. Ich seufze schwer und lasse das Foto wieder in die Kiste fallen. Dann fische ich einen kleinen Teddybären raus, den er mir zu unserem Einjährigen geschenkt hat. Sanft drücke ich an mein Gesicht und atme seinen Duft ein. Er riecht immer noch nach Dominic. Erneut kommen mir die Tränen, und auch jetzt lasse ich ihnen freien Lauf. Vielleicht brauche ich diese Zeit der Trauen für mich, um unsere Beziehung endgültig zu verabschieden. Denn dafür habe ich mir nie wirklich Zeit genommen. Ein Ereignis jagte das nächste und so musste die Trauerarbeit ständig zurückstellen. Und jetzt 10 Jahre später ist Dominic wieder da und auch meine Gefühle sind da. Ich bin wütend und fühle mich verraten und doch verspürte ich diesen Stich in meinem Herz, als er mir auf der Treppe gegenüberstand. Er ist mir nach wie vor wichtig. Während ich diesen Gedanken zulasse, bekomme ich Schuldgefühle Tom gegenüber. Er hat es nicht verdient, dass ich mich von Dominics Erscheinen so durcheinander bringen lasse. Die ganzen Jahre habe ich mir eingeredet, dass ich Tom liebe und tatsächlich glaubte ich daran, bis heute.
***Urlaub**** 8)

28

07.11.2015, 13:34

Dominic
Ich gehe auf den kleinen See zu der im Mondlicht schimmert und bleibe einen Moment stehen um den so schmerzlich vertrauten Anblick zu genießen. Dann drehe ich meinen Kopf nach links und sehe die Hütte. Es ist nicht mehr als ein Stadel, aber er bedeutet so viel. Das ist unser Platz. Der Platz von mir und Beth. Unzählige mal haben wir uns hier heimlich in der Nacht getroffen. Wir haben uns geküsst und miteinander geschlafen. Die Erinnerungen sind so präsent, dass es mir die Luft abschnürt und ich schlucken muss. Warte. Sind das Tränen die in meinen Augenwinkeln brennen? Sofort wische ich sie ärgerlich weg. Ich weine nicht. Ich bin ein Soldat und Soldaten weinen nicht. Ich nehme einen extra großen Schluck von meiner schon halb leeren Flasche und schüttle den Kopf. Ich muss das alles aus meinem Kopf streichen. Ich darf nicht zulassen, dass sie mich so beherrscht. Das hier, das alles, das ist Vergangenheit. Es wird nie wieder kommen. Nie. Ich schüttle den Kopf und setze meinen Weg fort. Direkt auf die Hütte zu. Ich werde mich dem stellen und dann werde ich damit abschließen. Ich werde es müssen, weil es nicht anders geht. Sie ist mit meinem Bruder verheiratet und selbst wenn sie es nicht wäre, so habe ich ihr immer noch ihr Herz gebrochen. Ich bleibe einen Moment vor der Türe stehen und atme tie durch um mich zu wappnen. Dann schiebe ich den Riegel hoch und öffne die Türe.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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07.11.2015, 13:49

Beth:

So tief in die Erinnerung eingetaucht, bekomme ich gar nicht mit, wie sich eine Person der Hütte nährt. Erst als die Tür aufgeht und ich ihn dort stehen sehe, hebe ich meinen Kopf und fahre erschrocken hoch. Die Kiste fällt mit einem lauten Klirren von meinem Schoss und der Inhalt verteilt sich in dem ganzen kleinen Raum.
Im ersten Moment erkenne ich ihn nicht, denn der Mond steht direkt hinter ihm am Himmel und so kann ich nur eine schwarze Gestalt im Türrahmen stehen sehen. Doch es gibt nur einen einzigen Menschen, der die gleichen Erinnerungen mit dieser Hütte verbindete wie ich.
"Dominic." - erflieht es meinen zitternen Lippen und ich sehe ihn erschrocken an.
Und ich habe mich die ganze Zeit geirrt, ich bin immer noch das 15jährige Mädchen von damals und ich empfinde immer noch etwas für den Jungen mit den wirren Locken, auch wenn er sie nicht mehr trägt. Und vielleicht sind das immer noch die gleichen Gefühle wie damals. Doch im Moment kann ich darüber nicht nachdenken, denn die Vergangenheit holt mich ein und prasselt von allen Seiten auf mich ein.
***Urlaub**** 8)

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08.11.2015, 17:36

Dominic
Ich erstarre als ich ein lautes Scheppern höre und bleibe wie angewurzelt in der Türe stehen. Beth ist hier. Beth ist da direkt vor mir. Und nach der Position zu urteilen, hat sie bis eben noch alte Erinnerungen von uns beiden durchgesehen. Ich starre sie ein paar Sekunden einfach nur an und sage dann mit seltsam belegter Stimme: "Beth.. was.... was tust du hier?" hinter mir ertönt das Bellen von Buddie der sicherlich gerade auf Entenjagd ist, doch ich drehe mich nicht um. Ich kann nichts anderes tun als sie anzusehen.
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08.11.2015, 19:43

Beth:

Wenn er mich jetzt nach dem Wetter gefragt hätte, wäre es nicht so törricht, wie seine ausgesprochene Frage. Es gibt keine Antwort, weil ich selbst nicht weiß, was ich in dieser Hütte tue, die voller Erinnerungen an uns beide ist. Ich habe keine Ahnung, warum es mir ständig in schlaflosen Nächten hierhien zieht. Ich weiß auch nicht, warum ich mich mit dem Schmerz konfrontiere, der mit den besagten Erinnerungen zusammenhängt. Mein Gehirn kann diese Frage nicht beantworten.
"Ich ... konnte nicht schlafen." - sage ich nur und spüre, wie ein großer Stein mir auf die Brust drückt und mir die Luft wegbleibt.
Ich fühle mich Dominic und meinen Gefühlen vollkommen ausgeliefert. Ich habe ihn vermisst und so gerne würde ich ihn jetzt umarmen und ihm das sagen. Doch stattdessen umklammere ich die Ecken des Tuches um meine Schultern noch enger und ziehe ihn um meinen Körper. Ich benutze ihn als eine Art Schutz vor der Situation.
***Urlaub**** 8)

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11.11.2015, 20:09

Dominic
Ich sehe sie einen Moment an, dann realisiere ich ihre Worte. Doch wirklich nehme ich nicht wahr was sie sagt. Die ganzen schönen Erinnerungen prasseln auf mich nieder und ich spüre einen ziemlich heftigen Schmerz in der Brust. Ich schlucke und sage dann mit nicht ganz so starker Stimme: "Ja.. ja ich auch.. ich meine kann ich auch nicht.." ich klammere mich an meiner Flasche Vodka so fest, dass ich Angst habe sie könne jeden Moment zerplatzen. In diesem Moment ist der Schmerz und die Enttäuschung darüber dass sie mit Tomas verheiratet ist so präsent, dass es mir den Atem raubt und ich das Gefühl habe der Boden wird unter meinen Füßen weggerissen. Ich würde jetzt gerne einen Schluck aus der Flasche nehmen, doch ich bin wie gelähmt.
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11.11.2015, 20:19

Beth:

Die Luft in dem Raum entweicht und ich habe Mühe zu atmen. Doch auch meine Augen kann ich von Dominic nicht abwenden. Ich frage mich, ob er genauso riecht, genauso schmeckt und sich anfühlt, wie damals. Rasch vertreibe ich diese verwirrenden Gedanken, die mich nur in gefährliche Versuchen führen. Ich kann nicht länger hier bleiben. Zu präsent sind die Erinnerungen und zu nah ist mir Dominic im Moment. Die Hütt misst gerade mal zwölf Quadratmeter und so stehen wir nur zwei Schritte von einander entfernt.
Mein Herz bebbt mit jeder Sekunde schneller und wenn ich jetzt nicht sofort diese Spannung zwischen uns unterbreche, kann ich keine Verantwortung für meine Gefühle übernehmen. Aber noch habe ich sie im Griff.
"Ich .. ich muss nach Hause." - sage ich dann, bleibe jedoch stehen. Ich traue mich nicht, an die Tür zu gehen, denn dann muss ich an Dominic vorbei und dann wäre ich ihm noch näher.
***Urlaub**** 8)

34

11.11.2015, 20:28

Dominic
Ich starre sie an und nicke ohne wirklich verstanden zu haben, was sie gesagt hat. Aber es ist egal. Im Moment kann ich mich einfach nur auf ihre Gegenwart konzentrieren. Beth steht in unserer Hütte und hat sich noch kurz zuvor unsere Erinnerungen und glücklichen Momente angesehen. Sie kam hier her, sie ist nicht bei Tomas. Und das kann nur eins bedeuten. Bevor ich mich bremsen kann oder auch nur einen klaren Gedanken gefasst habe, überbrücke ich den kleinen Zwischenraum zwischen uns beiden und zögere nicht damit sie an mich zu ziehen und zu küssen. So war ich schon immer. Ich tue und sage Dinge bevor ich darüber nachdenken kann. Und obwohl ich eigentlich nach zwei Sekunden Abwägung mühelos darauf gekommen wäre, dass jetzt kein guter Zeitpunkt ist um sie zu küssen, tue ich es einfach.
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11.11.2015, 20:38

Beth:

Ich kann nicht leugnen, dass ich darüber nachgedacht habe im gleichen Moment, in dem Dominic mich mit seiner forschen Art an sich zieht und mich küsst. Seine Lippen fühlen sich genauso an, wie vor 10 Jahren. Wie von allein öffnen sich meine Lippen seinen entgegen und ich seufze sehnsüchtig an seinem Mund. Meine Augen fallen zu und erneut bin ich 15 Jahre alt und unsterblich in diesen Jungen verliebt, der vor mir steht.
Meine Hände lassen die Ecken meines Tuches los und es gleitet zu Boden. Ich lege meine Arme um seine breiten Schultern und fahre über seinen Nacken mit der Hand. Ich spüre die feinen Härchen an seinem Genick.
Meine Gedanken überschlagen sich und die Alarmglocken schrillen in meinem Kopf, so laut wie die Feuerwehrsirene, doch ich kann nicht anders.
***Urlaub**** 8)

36

11.11.2015, 20:49

Dominic
Sie stößt mich nicht von sich! Sie erwidert den Kuss! Und es fühlt sich genauso gut an wie vor zehn Jahren. Ihre Lippen sind weich und zart. Meine rechte Hand liegt an ihrer Wange und fährt ganz leicht über ihre weiche Haut, die sich noch immer so schön anfühlt wie als wir beide noch Teenager waren. Gott, wie sehr sie mir gefehlt hat! Obwohl ich mir das nie so eingestanden habe, so ist es doch wahr. Ich liebe sie immer noch. Ich liebe sie sogar noch stärker als ich es vor zehn Jahren getan habe. Ich LIEBE sie. Und diese Liebe droht mein Innertes zu zerreißen vor Glück. Meine linke Hand legt sich wie selbstständig an ihre Taille und ich ziehe sie noch ein wenig enger an mich. Wir passen noch immer so perfekt zusammen als wären wir zwei Puzzleteile. Ich schließe die Augen und genieße den Kuss.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!

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11.11.2015, 21:01

Beth:

Ich kann nicht anderes, das stimmt wirklich, doch ich muss. Egal wie sehr ich mir das hier wünsche, wir können die Vergangenheit nicht mehr zur Gegenwart machen. Zu viel ist in der Zwischenzeit vorgefallen. Ich habe meine Familien, meine Verpflichtungen Tomas gegenüber. Er ist ein so guter Ehemann und Vater und ich kann ihm das nicht antun.
Dominics Lippen liegen immer noch auf meinen und ich spüre seine Hände auf meinem Körper, die brennende Spuren hinterlassen. Das bekannte Gefühl von Schmetterlingen mit ausgebreiteten Flügeln in meinem Bauch werden wieder wach, doch ich lasse es nicht zu.
Rasch lege ich meine Handflächen auf seine breite Brust und entferne mich von ihm.
"Dominic ... es .. ich ..." - stottere ich leise und beiße mir auf die Unterlippe, die immer noch den Kuss schmeckt. Ich sehe noch einmal in seine Augen, bevor ich mich an ihm vorbeizwänge und über den Steg zum Ufer laufe.
***Urlaub**** 8)

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11.11.2015, 21:09

Dominic
Und dann ist es vorbei. Ich wusste, dass sie es beenden würde, aber sie hat den Kuss erwidert. Sie empfindet noch etwas für mich. "Beth." sage ich, doch da hat sie sich schon an mir vorbeigezwängt und ist in die Nacht verschwunden. "BETH!" rufe ich ihr nach. Doch ich gehe ihr nicht nach. Sie braucht jetzt ihren Freiraum. Diesmal kann ich mich bremsen. Ich sehe in die Nacht und dann breitet sich ein absolut breites Grinsen auf meinem Gesicht aus. Ich setze die Flasche an und trinke einen großen Schluck, doch diesmal weil ich so glücklich bin. Beth empfindet noch etwas für mich. Ich sinke auf das Bett nieder und hebe eines unserer Tausend Bilder auf und sehe es an. Wir strahlen glücklich in die Kamera, halten Händchen und sind dicht aneinander gedrängt.
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11.11.2015, 21:21

Beth:

Seine Stimme ertönt hinter mir, doch sie verleitet mich nur dazu schneller zu werden. Ich bin entsetzt über mein eigenes Verhalten. Wie kann ich nur? Ich bin doch schon längst über Dominic hinweg. Ich kann mich gar nicht zu ihm hingezogen fühlen, nachdem was er mir alles angetan hat. Er hat mein Herz rausgerissen, es auf den Boden geworfen und mit einem fiesen Grinsen draufgetrampelt. Also verstehe ich überhaupt nicht, warum ich ihn geküsst bund es auch noch gewollt habe.
Ich renne so weit, bis meine Lunge zu brennen anfängt und ich stehen bleibe. Tief atmete ich durch und spüre die Tränen in meinen Augen brennen. Ich werfe meinen Kopf in den Nacken und versuche das Geschehene aus meiner Erinnerung zu streichen. Doch der Kuss hat sich dort bereits eingeniestet und unbewusst fahren meine Finger zu meinen Lippen und ziehen die Konturen nach.
Verärgert lasse ich meine Arme fallen und gehe schnell nach Hause.
Leise lege ich mich zu Tom ins Bett, ziehe die Decke über mich und drücke mich an seinen Rücken. Er ist ein guter Mann und er hat verdienst, dass ich ihn liebe. Mit diesem Gedanken schließe ich meine Augen und spüre wieder Dominics Hands auf meiner Hüfte.
***Urlaub**** 8)

40

11.11.2015, 21:29

Dominic
Ich verschwende nicht einen Gedanken an meinen Bruder. Nicht einen. Er ist es immer hin gewesen, der mir die Frau gestohlen hat. Nein, ich denke über all die wunderbaren Zeiten nach, die ich und Beth gemeinsam durchlebt und verbracht haben. Wir sind zusammen durch so viel scheiße durchgegangen. Sie war diejenige die mich jede freie Minute im Krankenhaus besucht hat, nachdem mein Vater mich eines Abends so sehr verprügelte, dass ich mehrere Brüche erlitten habe. Die offizielle Geschichte war natürlich, dass ich die Kellertreppe runtergefallen bin, aber Beth wusste die Wahrheit. Sie war immer da für mich. Ohne sie, hätte ich meine Jugend niemals überstanden. Und ich Arschloch habe sie verlassen, als sie mich am dringendsten brauchte. Ich war egoistisch und selbstsüchtig und gemein. Ich werde es nie gut machen können, aber ich werde es versuchen. Das schwöre ich mir in diesem Augenblick. Denn mir sind zwei Dinge gerade absolut klar geworden. Erstens: Ich liebe Beth noch so wie am ersten Tag. Ich liebe sie mit Leib und Seele und da wird es niemals jemanden geben, für den ich so etwas auch nur Ansatzweise empfinden könnte. Zweitens: Sie empfindet auch noch etwas für mich, was ja schon an ein Wunder grenzt. Immerhin habe ich sie verlassen und im Stich gelassen. Aber sie tut es. Und daran werde ich mich festhalten.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!