Grace
Auf der Kommode in den Flur legte ich für die Beiden einen Zettel hin, worin stand, dass ich bei meine Eltern sein würde und ließ die Haustür hinter mir fallen. Für einen Moment packte mich die Angst, weil George irgendwo da draußen ist und nervös schaute ich auf meinem Handy, Noelle und meine Eltern haben mich oft versucht zu erreichen, auch ein paar Andere hatten mir SMS hinterlassen. Darum würde ich mich später kümmern, jetzt hatte ich keinen Kopf dafür. Tief atmete ich durch und verließ das Gebäude, in der ich viele Jahre gelebt hatte. Ich erreichte die U-Bahn Station und musste auch nicht lange darauf warten, einmal musste ich umsteigen und nach 15 Minuten stand ich nun vor dem Fotostudio. Nach meiner Zeit müsste Ben jetzt seine Pause haben und wie auf Stichwort verließ er das Studio, er bemerkte mich und seine Haltung wirkte distanziert, abwehrend. Mein Herz krümmte sich zusammen, ich nahm mir Mut und ging auf ihn zu: "Bitte lass uns sprechen." Er sah aus, als würde er mit mir gar nicht mehr sprechen wollen und das tat weh. Doch dann nickte er ergebend und meinte: "In der Nähe ist ein Café."
Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl, während ich darauf wartete bis Ben seine Bestellung bekam und strich abermals eine Haarsträhne hinter dem Ohr. Abwartend musterte mich, er hatte die Arme verschränkt, um so Abstand zwischen uns zu schaffen und es quälte mich ihn so zu sehen. Meine Stimme war brüchig, die Zunge schwer: "Es fällt mir sehr schwer darüber zu sprechen…." Ich stockte, atmete tief ein und fuhr gepresst fort: "George ist wirklich mein Bruder, er wurde all die Jahren totgeschwiegen und ich wollte seine Existenz vergessen, deshalb konntest du nichts von ihn wissen. Er….er ist seelisch krank und das hatte ihn gewalttätig gemacht…..", mir war kalt und ich begann zu frösteln: "Eines Tages ist das Ganze eskaliert und er musste vor dem Gericht stehen, sie haben ihn in den Gefängnisanstalt gesteckt und ich habe ihn aus meinem Leben verbannt……aber in den letzten Tagen ist er immer präsenter geworden und er ist wieder frei, deshalb habe ich mich verändert….wenn du mir das immer noch nicht glauben kannst, kannst du meine Eltern fragen. Ich hatte dir nie davon erzählt, weil ich auch Angst vor deiner Reaktion hatte, nicht nur, weil ich die Vergangenheit vergessen wollte…" Ich knetete meine Fingern, spürte das Brennen in den Augen: "Aber ich habe vorhin dein Vertrauen missbraucht, ich…ich habe irgendwie Luke geküsst und dabei wollte er als guter Freund mich nur trösten, als er von den Streit mitbekam…ich schwöre dir, außer diesen Kuss habe ich dich niemals betrogen und es tut mir unglaublich leid, dass ich dir wehtue und dich enttäusche." Vorsichtig sah ich Ben an, sein Gesicht war wie versteinert und in seinem Blick sah ich, wie verletzt er war. Ich schluckte und stand auf: "Ich werde zu meine Eltern zurückziehen….Ben, du bist ein toller Mann und deshalb verdienst du das Bestes, ich wollte dich wirklich niemals verletzten oder enttäuschen….es tut mir leid." Er sagte immer noch nichts, schien mich vielleicht nicht mehr wahrzunehmen und mit gebrochenes Herz verließ ich den Platz. Ich hatte alles gesagt und mein Herz wurde bei jeden Schritt schwerer, Ben rief weder nach mir, noch lief er mir hinterher. Es war wirklich vorbei mit uns und Tränen brannten heiß in meine Augen. Ich nahm mein Handy und rief meine Mutter an.