Luke:
Ihr Geständnis fühlte mich mit Glück und gleichzeitig machte es mich traurig. Jetzt wusste ich, dass ich eventuell Chancen bei ihr hatte und doch konnte ich diese nicht mehr nutzen.
Ich seufzte schwer und sah zu der Stahltür zu meiner rechten.
Gerne würde ich Grace ihre Angst nehmen, doch mir selbst zitterten die Knie, wenn ich daran dachte, was uns bevorstand. Ich hoffte nur für uns beide, dass es schnell gehen würde.
"ich heiße eigentlich Roman."- meinte ich dann leise. Ich wollte Grace einfach auf andere Gedanken bringen und ihr auch wie Wahrheit über mich erzählen. Ihr erklären, warum ich kriminell wurde. "Meine Mutter war gerade 15 Jahre alt als sie mich zur Welt brachte und als Mutter gänzlich ungeeignet. Darum wuchs ich bei meiner Oma auf und meine einzigen Erinnerungen an meine Mutter sind, dass sie ständig mit irgendwelchen Männer auftauchte und mit einer Großmutter aneinandergeriet. Als ich fünf war war sie dann einfach verschwunden. Von heute auf morgen war sie weg. Ich vermute mal, sie hatte die Schnauze einfach voll von den Streitereien und ist mit ihrem Lover einfach abgehauen."- erzählte ich und das Bild, wie meine Großmutter weinend am Küchentisch saß, wurde in meinem Kopf präsent. Ich schluckte. "Meine Großmutter hatte immer gearbeitet, bis sie einen Arbeitsunfall erlitt, damals war ich 8. Leute von der Regierung tauchten bei uns auf und teilten meiner Oma mit, dass sie mich mitnehmen müssen, weil sie nicht mehr in der Lage war für mich zu sorgen. Und schon begann für mich der Horror."- ich stockte und fuhr dann nach einer kleinen Pause fort. "ich kann mich nur daran erinnern, wie ich mit fünf anderen Jungen meines Alters in einen Raum gesperrt wurde. Wir mussten ein paar kleine Beutel aus Silikon schlucken. Jetzt weiß ich, dass das Heroin war und wir als Drogenkuriere dienten. Allerdings wurde uns ein neues schönes Leben in der USA versprochen bei Adoptiveltern. In Russland hat man keine Chance adoptiert zu werden, wenn man kein Baby mehr ist. Und so stiegen wir voller Vorfreude in ein Flugzeug. Doch in New York wartete auf uns nur ein schmerzhafter Aufenthalt in einer Arztpraxis, wo uns die Beutel wieder entfernt wurden. Wir wurden zwar in Narkose gelegt, doch die Schmerzen dannach waren einfach höllisch. In den nächsten Jahren mussten wir dann arbeiten und irgendwann, als wir zu Teenagern wurden, begann für uns so eine Art Ausbildung. Wir durften eine Waffe halten und abfeuern und Drogen konsumieren. Später wurden wir dann alleine losgeschickt, um kleinere Aufträge zu erledigen, Erpressung, Diebstahl, Drohungen, Drogenverkauf. Wir wurden dafür reich belohnt und das war mein Verderben. Wenn man etwas hat, dann will man immer mehr. Vor ungefähr einem Jahr wurden ich und mein bester Freund Paul zu einer Geldübergabe geschickt. Wir sollten de Tasche abholen und sie dann Stephan übergeben. Doch als wir das ganze Geld sahen und uns vorstellten, was wir damit alles anstellen konnten, beschlossen wir damit abzuhauen. Doch aus solchen Kreisen kommt man nicht einfach so raus und schon bald wurden wir gesucht. Paul erwischten sie zuerst, aber er konnte mich noch anrufen und warnen, bevor...."- erneut stockte ich, erneut hörte ich Pauls panische Stimme am Telefon und dann einen lauten Knall. "Auf jeden Fall konnte ich dadurch entkommen und konnte mich bis jetzt auch vertecken."- kam ich zum Ende und schluckte die aufkommenden Tränen runter. "Grace, du weiß gar nicht, wie schlecht ich mich fühle, weil ich dich in diese Sache reingezogen habe. Es war nicht meine Absicht und eigentlich wollte ich nur ewas von meinem vorherigen Leben zurück, als ich in eure WG zog. Ich wollte mich mit Menschen unterhalten, ausgehen, mich verlieben... Einfach nicht mehr alleine sein." - erklärte ich ihr und meine Stimme versagte bei den letzten Worten. "Scheiße.- fluchte ich leise und legte mir die freie Hand über die Augen. Dieses Wort beschrieb wohl am zutreffendsten die jetzige Situation und auch mein ganzes Leben.