Wollen wir vorspulen?


Luke:

"Die Oma wird sich bestimmt freuen." -sagte ich nur und versuchte meinen Pfannkuchen von Louis in Sicherheit zu bringen, darauf hin fühlte er sich gekränkt und fing an zu weinen. "Also damit musste du noch warten." - meinte ich nur und legte den Pfannkuchen auf den Teller, um Louis hoch zu heben. Sofort hörte er auf zu weinen und sah sich begeistert um. "Was haltet ihr davon, wenn wir uns jetzt anziehen und in den Zoo gehen?" - schlug ich vor. Amy war sofort Feuer und Flamme.

Luke:

Nervös versuchte ich meine Krawatte zu binden, doch meinen zittrigen Fingern gelang es einfach nicht.
"Mist." - schimpfte ich und löste wieder den verdrehten Knotten, um es nochmal zu versuchen. Wenn ich Grace heute heiraten sollte, dann möchte ich perfekt aussehen, denn sie würde es sicherlich. Ihr Kleid hatte ich nicht gesehen, das brachte ja Unglück, doch mir war schon jetzt klar, dass ich feuchte Augen bekommen würde, wenn sie vor mir stehen würde.
In den nächsten Wochen hatte Grace sich um die Hochzeitsvorbereitungen getroffen und ich überließ es ihr. Immerhin hatte ich keine Ahnung von solchen Sachen und Grace schien bereits eine Vorstellung zu haben.
Anfänglich wollten wir im Freien heiraten, doch da es so kurzfristig war, mussten wir doch das Standesamt vorziehen. Jedoch hatte Grace eine schöne Lokation für die Hochzeitsparty organisieren können.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja." - rief ich und erneut löste ich die Krawatte. Nigel kam rein, der mein Trauzeuge war.
"Bereit, wir müssen langsam los." - informierte er mich und ich nickte nur, während meine Hände noch feuchter wurde. Ein erneut missglückter Versuch, ließ mich genervt aufstöhnen. "Ist gut. Lass mich ran." - sagte Nigel und grinste mich an. "An die Krawatte, meinte ich." - fügte er hinzu und ich musste ebenfalls lächeln. In wenigen Sekunden saß die Krawatte und ich nickte nur.
Zusammen verließen wir unsere Wohnung und fuhren zum Standesamt, dort wollten wir dann auch Grace und den Rest der Familie treffen.

Luke:

Während der Fahrt sah ich aus dem Fenster und atmete immer wieder tiefdurch. Immer wieder musste ich die Handflächen an meinen Oberschenkel trocken rubeln.
Nigel sagte kein Wort und ich war ihm dankbar für sein Verständnis.
"Wir haben noch etwas Zeit." - sagte er zu mir, als wir auf dem Parkplatz neben dem Standesamt parkten.
"Ich möchte trotzdem reingehen." - meinte ich nur und gemeinsam stiegen wir aus dem Auto. Draußen sog ich gierig die frische Luft in meine Lunge.
Dann liefen wir in das Gebäude und in den Raum, wo die Trauung stattfinden sollte. Einige Gäste waren bereits hier, Mrs Tenner, meine Chefin und auch Mr Thompson und einige weitere enge Freunde von Graces Eltern. Ich begrüßte nervös jeden einzelnen und ging dann nach vorne an den Tisch, hinter dem die Standesbeamtin stand, die uns trauen würde. Auch sie begrüßte ich, immerhin hatten wir bereits mehrmals mit ihr gesprochen.

Okay, gute Nacht

Luke:

Leise unterhielt ich mich mit Nigel, obwohl ich mich darauf nicht richtig konzentrieren konnte, weil ich so nervös war. Als die Musik begann und die Eingangstür aufging, standen alle auf und auch mein Blick war auf den Ausgang gerichtet.
Amy kam rein und ich bekam ganz feuchte Augen. In dem rosa Tüllkleid sah sie wie eine kleine Fee aus, die sorgsam die Rosenblüten verstreute. Als sie hoch sah und mich erblickte, lächelte sie strahlend und entblöste die Zahnlücke. Auch ich lächelte und schloss sie in meine Arme.
"Du siehst wunderschön aus, Sweety."- sagte ich leise und küsste sie aufs Haar. Sie kicherte und ging zu Anett, die mit Louis in den Armen in der ersten Reihe stand.
Dann sah ich wieder zur Tür und Grace kam rein. Für einen Augenblick blieb mir die Luft weg und durch den Raum ging ein bewunderndes Murmeln. Sie sah einfach wunderschön aus.
Als sie vorne bei mir ankam, übergab ihr Vater mir ihre Hand und ich konnte meine Augen nicht von ihr abwenden.

Luke:

Ich hielt Graces Hand und um uns herum hatte sich eine Blase gebildet, die uns von dem Rest der, in diesem Augenblick unwichtigen Welt abschottete. Es gab sie und mich und immer, wenn wir uns so nah waren, egal ob körperlich oder wie jetzt seelisch, waren wir in unserer schönen Welt gefangen. Während die Standesbeamtin ihre Rede hielt, hörte ich ihr gar nicht zu. Mein Blick lag auf Graces Gesicht und die Momente der vergangenen Tage, wurden wie eine Stummfilm in meinem Kopf abgespielt. Erneut sah ich uns beide in dem Cafe, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Dann war ich in der WG, als wir zusammen die gefüllten Zuccinis zubereiteten. Der Moment in der Disco, als ich mich in Grace verliebt hatte und dann in der Wohnung, als ich angeschossen wurde. Es gab so viele Momente, die mich fesselten und sie alle hatten uns hierhin geführt. Es war nicht einfach und es gab immer wieder Zweifel, Ängste, Misstrauen, doch wir hatten uns nie aufgegeben. Grace hatte uns nie aufgegeben und immer daran geglaubt, dass es für mich eine Zukunft gab. Und nun stand ich hier mit ihr und fühlte mich so glücklich wie nie in meinem Leben. Grace war meine Vergangenheit, meine Gegenwart und die Zukunft. Sie hatte mir so viel gegegeben und geschenkt. Das Vertrauen in mich selbst und auch in die Menschen und Amy und Louis. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weil ich es nicht für möglich hielt, dass ich das irgendwann zurückgeben konnte. Wahrscheinlich nicht, aber ich würde jeden Tag in meinem Leben sie lieben.
Ich kam wieder zu mir, als ich Graces Stimme hörte, die ein leises Ja murmelte.
Dann stellte mir die Standesbeamtin mir die gleiche Frage. Ich schluckte und bejate ebenfalls.
"Hiermit erkläre ich Sie zum Mann und Frau." - sagte die Frau und wir durften die Ringe austauschen. Meine Finger zitterten, als ich den Ring auf Graces kleinen Finger schob. "Und jetzt dürfen Sie Ihre Frau küssen, Mr Bates." - forderte sie mich auf und ich ließ es mir nicht zweimal sagen. Ich legte meine Arme um Graces Körper und drückte sie an mich, um ihre kirschroten Lippen zu kosten.