Elara
Nachdem ich mein Geschäft erledigt hatte, verließ ich das Bad wieder und zuckte erschrocken zusammen, als ein Geräusch in meiner Nähe ertönte. Es hatte sich angehört, als wäre etwas runtergefallen. Stirnrunzelnd und mit leicht schnell schlagendem Herzen drehte ich mich um, beleuchtete meine Umgebung und schüttelte den Kopf. Immer das Gleiche...
Ich wollte meinen Weg fortsetzen, als sich plötzlich eine Gestalt in den Lichtkegel schob. Mein Herz setzte aus, doch ich beruhigte mich schnell wieder. Alles eine Frage der Übung. Es war ein kleiner Junge, sehr jung und er wirkte verdammt gruslig. In Kinofilmen hätte er dem ein oder anderen einen großen Schrecken eingejagt. Ich atmete tief durch, ging lächelnd in die Hocke und senkte das Licht, um ihn nicht zu blenden. Auch wenn er ein Geist war, so hatte ich dennoch das Gefühl, dass sie mehr empfanden, als wir dachten. > Hey, mein Kleiner. Suchst du nach jemanden?< fragte ich ihn mit sanfter Stimme. Er riss die trüben Augen weit auf, fast so, als hätte ich ihn überrascht. Wenn man keine Angst zeigte, nahm man den meisten Geistern sofort den Wind aus den Segeln. Also musste das ein verwirrter Junge sein, der gelernt hatte, mit der Angst anderer zu leben. Bevor ich noch was sagen konnte, verschwand er so schnell, wie er aufgetaucht war. > Dann bis zum nächsten Mal..< murmelte ich leise.
Jean
Als ich mich weitestgehend beruhigt hatte, war ich wieder ins Zimmer dieser jungen Frau gegangen. Sie schlief tief und fest. Alles in mir verlangte danach, in ihren Kopf einzudringen und herauszufinden, was ihr am meisten Angst bereitete. Was ihre Schwächen war. Zu gerne wollte ich ihre Grenzen austesten, jedoch musste ich mich gedulden. Früher oder später würde ich sie in- und auswendig kennen und ihre Seele in Stücke zerreißen.