Elara
Unwillkürlich kamen mir die Tränen, als ich ihn so gebrochen sah und als er verschwand, löste sich auch der Rest der Dunkelheit auf. Ich hieß die verloren geglaubten Erinnerungen willkommen und endlich schlug ich die Augen auf, um mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Dieses Erlebnis hatte mich gebrandmarkt, aber ich war wieder da. Ich war nicht tot.
Als ich Odile erblickte, schlang ich sofort meine Arme um sie und entschuldigte mich abermals, dass sie das alles hatte miterleben müssen. Ich konnte mir gar nicht ausmalen, wie schlimm das für sie gewesen war. > Alles ist wieder gut. Ich bin frei!< murmelte ich an ihrer Schulter, während ich sie ganz fest drückte. Dann spürte ich eine Hand auf meinem Kopf und sah zu Jean hoch, der mir ein leichtes Lächeln schenkte. > Wir sind froh, dass es dir gut geht. Yves hat aber sehr... traumatisiert gewirkt. Was ist passiert?<
Yves. Ich erinnerte mich sehr gut an seine Schmerzen, als wären es meine eigenen gewesen. Die Höllenqualen, die Schatten seiner Opfer und die Klagen um ihr verfrüht beendetes Leben echoten immer noch in meinem Inneren. Das überlebte keine Seele. Diese Folter. > Ich erkläre es euch später, aber ich sollte jetzt zu ihm. Der Rachedämon hat scheußliche Sachen mit ihm gemacht!< sagte ich ernst und traurig zugleich und stand auf. Noch war ich etwas wackelig auf den Beinen, jedoch hielt mich der Wunsch bei Yves zu sein aufrecht.
Ich ging ins Bad, da ich ihn dort spürte und als ich ihn sah, wusste ich, dass es ihm alles andere als gut ging. Mir war es egal, was zwischen uns war, aber ich wollte jetzt einfach nur für ihn da sein. Deswegen kniete ich mich neben ihn hin, schlang die Arme um seinen Nacken und bettete seinen Kopf an meine Brust, um ihm etwas Trost zu spenden. Ich sagte nichts, denn es gab nichts zu sagen. Mir war klar, was gerade in ihm vorging, also gab ich ihm nur das Gefühl, dass er nicht allein damit war.
Jean
Als Yves auftauchte, glaubte ich einen fremden Mann vor meinen Füßen zu erblicken. Seine Augen, seine Haltung... einfach alles hatte so gar nicht nach ihm gewirkt. Ich bekam Angst. Was hatte er erlebt? Ihn brachte man nur schwer aus der Fassung und sein gehetzter Blick war mir zum ersten Mal präsentiert worden.
Kurz darauf verschwand er im Bad, ich wollte zu ihm, doch ich tat es nicht. Ich wusste nicht, ob er überhaupt jetzt jemanden sehen wollte. Es schockierte mich.
Dann wachte Elara auf, sie tröstete ihre Schwester, die das dringend nötig hatte und anschließend verschwand auch sie ins Bad. > Irgendwie will ich gar nicht wissen, was passiert ist. Es muss sehr schlimm gewesen sein. Yves hab ich noch nie so erlebt!< meinte ich zu Odile, setzte mich neben sie und drückte sie an mich.
> Hauptsache, den beiden geht es gut und wir haben niemanden verlieren müssen. < murmelte ich in ihr Haar.