Illya
Ich seufzte schwer und versuchte mich zusammenzureißen. Enya brauchte mich. Sie litt. Sie war wieder in einem stählernen Kokon, der sie davor schützte, den Verstand zu verlieren. Es stimmte mich traurig, dass die Ereignisse sie wieder innerlich zerrissen hatten, aber so war das nunmal und ich würde ihr erneut dabei helfen, ihren inneren Frieden zu finden. Es war eben ein Geben und Nehmen.
> Um Himmels Willen, du hast mich doch nicht verletzt.< stellte ich sofort klar und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Ihre Wangen waren kühl, ihre Wärme fehlte. > Enya, du hast mich gerettet. Du hast mich davor bewahrt, einen Fehler nach dem anderen zu begehen. Ich hätte euch alle getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Und das, was du dann getan hast, hat mich in der Tat verändert.<
Ich sah auf meine Hand, dann zurück in ihre Augen. > Das Siegel ist anders, es ist nicht mehr so dunkel. Ich höre auch nicht die Schatten kreischen. Du hast mich irgendwie geheilt.< fügte ich liebevoll hinzu und lehnte meine Stirn gegen ihre. > Du bist mein Engel, Enya. Zweifel nie daran.<
Luana
Der Kuss tat unfassbar gut. Ich lächelte an seinen Lippen, genoss das warme Gefühl, das er in mir auslöste und verdrängte all die Dunkelheit, die sich in mir festgegraben hatte. Es würde Zeit brauchen, alles zu verarbeiten. Enya und ich hatten oft genug darüber geredet.
> Eigentlich nicht. Mir ist jedes Dach recht, wobei es ganz schön wäre, nahe des Meeres zu sein.< erwiderte ich lächelnd und kuschelte mich wohlig seufzend an ihn. Meine Hände grub ich währenddessen in sein dichtes, schwarzes Haar, wühlte darin herum. Es entspannte mich.
Nachti