Gute Nacht :D
Illya
Überrascht drehte ich mich zu ihr herum. Sie wollte, dass ich blieb? Damit hätte ich erst recht nicht gerechnet, aber es freute mich, dass sie meine Gesellschaft brauchte. Das zeigte mir, dass sie mir vertraute und das beruhte auf Gegenseitigkeit, selbst wenn es eine kleine fiese Stimme gab, die mich davor warnte, sie könne doch an eine Flucht denken. Ich setzte mich zu ihr, rutschte bis an das Bett, winkelte die Beine an und nahm ihre Hand in meine, um sie sanft zu drücken. Ich war jemand, der stets nach Körperkontakt suchte, wenn es um vertraute Personen ging und da sie nun dazugehörte, konnte ich gegen das Verlangen sie zu berühren, nicht ankämpfen. > Gefallen dir die Disneyfilme?< fragte ich sie leise, um sie nicht endgültig aus dem Schlaf zu reißen.
Luana
Als er ohne ein Wort verschwand, hörte ich mit dem Schneiden auf und atmete tief durch. Ich betrachtete das Pflaster, zupfte gedankenverloren daran und schüttelte den Kopf. Seufzend machte ich mit meinem Auflauf weiter und dann schob ich diesen in den zweiten Backofen hinein. Die Zeit würde ich mir merken können, ich hatte ja sowieso nichts anderes zu tun.
Anschließend begab ich mich in mein Zimmer, tigerte unruhig auf und ab und blickte mehrmals zum Fenster. Der Wind brachte die Zweige zum Schwingen, die Blätter raschelten. Wie von selbst öffnete ich das Fenster, streckte den Kopf nach draußen und sah zur Regenrinne. In den letzten zwei Wochen war ich drei Mal aufs Dach geklettert, was meinem Träger natürlich nicht entgangen war. Leider. Man konnte sich hier einfach nicht frei bewegen, auch wenn er das tat, um sicherzugehen, dass mir nichts passiere. Pff, was sollte mir schon auf dem Dach passieren? Es war ja nicht so, dass ich mich hinunterstürzen wollte, aber hin und wieder war mir der Gedanke gekommen. Nicht um mich umzubringen, sondern um das Fliegen zu lernen. Der Yoga-Lehrer hatte mal gesagt, dass sehr stressige Situationen und tödliche Situationen ungeahnte Kräfte entfesselten. Manchmal fragte ich mich, ob es das war, was ich brauchte, um noch mehr aus mir hervorzulocken. Adrenalin. Ein Kick.
Ehe ich mich versah, hatte ich mich schon zur Regenrinne geschwungen und kletterte problemlos nach oben. Mein Körper war bis in die kleinste Zelle angespannt, ich spürte den Wind in meinem Rücken und schließlich erreichte ich das Dach. Mit wild klopfendem Herzen richtete ich mich auf und ließ meinen Blick über das Gelände umherschweifen. Die Sonne stand grell am Himmel, doch die Strahlen wurden ein wenig durch den unsichtbaren Schutz verzerrt. Ich sah weg, betrachtete das Meer, das sich in weiter Ferne befand. Ich war noch nie dort gewesen, aber in mir keimte der Wunsch auf, mal an den Strand zu gehen und mich auszutoben. Frei zu sein.