Illya
Seufzend versteckte ich die Kette wieder unter mein Hemd, erhob mich und ein wenig zu meditieren. Ich rutschte in die Mitte des Raumes, setzte mich in den Schneidersitz hin und legte die Hände in meinen Schoß, die Handflächen zur Decke gerichtet. Dann schloss ich die Augen, atmete tief ein und wieder aus. Ich wiederholte die beruhigenden Atemübungen und spürte, wie sich mein Körper allmählich entspannte, sich in eine höhere Ebene begab.
Ein leises Summen drang an mein Ohr, es war die Energie, die in mir floss und die durch meine Adern rauschte. Ich konzentrierte mich darauf, wurde eins mit mir selbst - bis ein Alarm mich völlig aus der Bahn warf. Abrupt riss ich die Augen auf und sprang auf die Füße, um in die Küche zu eilen, weil das Geräusch von dort kam. Das, was sich mir dann bot, überraschte mich zutiefst. Enya am Herd? Hatte ich irgendwas verpasst?
> Wenn du hungrig bist, aber keine Ahnung hast, wie man sich selbst etwas zu essen macht, dann scheu dich nicht zu fragen. Mein Cousin in ein begnadeter Koch, er hätte dir etwas auf die Schnelle machen können. < bemerkte ich und ging zur Pfanne hinüber, in der sie wohl versucht hatte, Spiegeleier mit Schinken zu machen, was völlig in die Hose gegangen war. Das war definitiv nicht essbar, eher zum Vergiften.
Schnell räumte ich das alles ab, damit nichts in Brand geriet und ließ die brutzelnde Pfanne erst einmal in der Spüle liegen, um mir eine neue aus dem Schrank zu holen. Mit routinierten Handgriffen hatte ich in weniger als zehn Minuten das zubereitet, was sie anscheinend auf ihrem Teller hatte haben wollen. > Wenn du willst, kann ich dir das nächste Mal in aller Ruhe die einzelnen Schritte zeigen. < bot ich ihr an und reichte ihr den duftenden Teller.
Luana
Es war gar nicht mal so langweilig, ständig vor der Glotze zu sitzen, aber allmählich wurde ich ruhelos. Ich konnte nicht ewig, überhaupt nichts tun und musste mich deswegen beschäftigen. Deswegen musste ich mich dazu überwinden, zu meinem Träger zu gehen, denn ich wusste ja, dass ich ohne ihn dieses Gefängnis nicht verlassen konnte. So wie in der Einrichtung.
Schnaubend verließ ich mein Zimmer, klopfte an seiner Tür und trat einfach ein. Auf eine Erwiderung wartete ich bestimmt nicht, denn er war auch immer uneingeladen in mein Zimmer gekommen.
Du hast mal erwähnt, dass es in der Akademie eine Bibliothek gibt. Kann man da auch Bücher zum Thema Architektur finden? Ich brauche etwas zur Beschäftigung.