Was machst du nebenher?

Illya

Kurz schweifte mein Blick zum Spiegel, ehe ich das Gesicht abwandte und zu den anderen nach draußen ging. Alle waren da, also konnten wir losgehen. Ich gab Enya einen sanften Kuss auf die Lippen, weil ich das nachher nicht machen konnte und lächelte sie liebevoll an. > Gib wie immer dein Bestes, aber nie übertreiben.< Das sagte ich ihr vor jedem Training. Irgendwie war das zu meinem Mantra geworden, denn die Vorstellung sie schwerverletzt zurück in den Wohntrakt tragen zu müssen, schnürte mir die Kehle zu. Doch sie war stark. Sehr sogar.

Luana

Und du bist auch eine Augenweide, erwiderte ich grinsend und küsste ihn zurück. Als Illya auftauchte, brachen wir auf und machten uns auf den Weg in den unterirdischen Saal. Dort erwarteten uns sowohl Himmels- als auch Dunkelwesen. Sie alle sahen fest entschlossen aus. Keiner wollte Schwäche zeigen. Mit gestrafften Schultern, einer ernsten Miene und wachsamen Augen ging ich neben Sergio her.

Ich schaue Criminal Minds an *_*

Illya

Wir stellten uns natürlich auf die Seite unserer Himmelsleute und warteten darauf, dass unsere Trainer erschienen. Lange ließen sie nicht auf sich warten, sondern betraten den Saal im eiligen Gleichschritt. So ernst sah man sie nur, wenn es schlechte Nachrichten gab oder wenn sie das Training auf ein höheres Niveau hoben. Ich spannte mich unwillkürlich an.
Fiona war die Erste, die das Wort ergriff. > Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Arenakämpfen, daher wird es Zeit, dass ihr unter ähnlich realen Bedingungen kämpft. Bitte stellt euch alle an die Wand, denn in den nächsten Sekunden wird sich der gesamte Boden zu einer Arena verwandeln.<

Luana

Meine Augen wurden groß. Reale Bedingungen? Oh, sie machten wohl so langsam ernst. Ich fragte mich, mit welchen Verletzungen ich heute davonkommen würde, aber Fleischwunden akzeptierte ich nicht. Meine Ansprüche waren nämlich hoch. Mein Gegner musste schlimmer aussehen als ich.
Wie gefordert, begaben wir uns alle an die Wand, als auch schon der Boden zu beben begann und einige Meter in die Tiefe sackte. Die Trainer murmelten einstimmig irgendwelche Worte, sodass sich kurz darauf die Fläche so veränderte, dass man tatsächlich glaubte in einer Arena zu stehen. Sand bedeckte den Boden, aber es schien kein echter Sand zu sein. Es war eine Illusion. Schick.

Illya

Ach ja, die gute alte Illusion einer Arena. Jetzt wurde es ernst. > Wir werden die Teams wählen, die gegeneinander antreten werden und solange können sich die anderen auf ihren eigenen Kampf vorbereiten oder ihr schaut zu und lernt aus den Fehlern anderer. Es bleibt ganz euch überlassen.< fuhr Fiona mit lauter, klarer Stimme fort.
Daraufhin traten die Trainer der dunklen Fraktion vor, unterhielten sich kurz und zeigten auf die Gregors. Das waren Vampire, die mit den Kellers zusammenarbeiteten. Anschließend drehte sich Lucius zu uns um und wählte ein Engelspaar. Da die Ausbildung der Waffen längst vorbei war, kämpften wir gemeinsam als Team. So wie in der Arena.

Luana

So lief das jetzt also. Das waren die realen Bedingungen. Vier gegen vier. Vier Träger und vier Waffen insgesamt. Vampire gegen Engel. Ich war gespannt, wer von den beiden Teams als Sieger hervorgehen würde, aber ich war natürlich auf der Seite der Engel. Die konnte ich besser leiden als blutsaugende Widerlinge. Enya selbst hatte ja manchmal Probleme mit diesem komischen Dhampir, der sie gern beknabbern wollte. Das hatte sie mir mal erzählt. Pah, jeder tat gut daran, sich von uns beiden fernzuhalten, denn sie nutzte gern ihr Feuer und ich meine Blitze.

Gute Nacht

Illya

Ich verschränkte die Arme vor dem Brustkorb, als der Kampf begann und ich wieder daran erinnert wurde, was ich gemeinsam mit Sergio vor zwei Jahren durchlebt hatte. Das Geräusch, wenn sich zwei Klingen kreuzten, hallten laut in meinem Kopf wider. Das Knacken von Kochen, wütende Aufschreie... All das katapultiere mich zurück in die Vergangenheit. Ich dachte an Lux, an all das, was er gesehen und getan hatte. Er war zu jung gewesen, um dem Tod ins Auge zu sehen und doch hatte er nie klein beigeben. Und er hatte sich auch nie beschwert. Ich vermisste den kleinen Jungen, aber nun war er Enyas Beschützer.

Luana

Es war ganz interessant zu sehen, wie sie wie wild aufeinander losgingen. Bis jetzt machten sie den Eindruck, als seien sie ebenbürtig, doch das war nicht so. Leider schienen die Vampire mit ihrer Taktik besser dran zu sein. Sie warteten zuerst ab, suchten nach den Schwächen im System ihres Gegners und erst dann legten sie los. ich kniff die Augen zusammen, versuchte selbst Lücken zu finden.

Illya

Bereits nach wenigen Sekunden hatte ich erkannt, dass die dunkle Seite im Vorteil war. Sie nutzten ihre Stärken besser aus, während die Engel sich zu sehr auf ihre Verteidigung konzentriert hatte. Manchmal war der Angriff wirklich die beste Verteidigung.
Anschließend waren wieder Vampire dran, doch diesmal gegen Nephilim. Darunter Melody mit ihrer Waffe Noah. Den kleinen Jungen zu sehen, erinnerte mich sofort an Lux. Mein Herz verkrampfte sich. Ich wollte nicht, dass er kämpfte und doch würde er es tun. Ihm blieb keine andere Wahl.

Luana

Der Kampf war an einigen Stellen wirklich ekelhaft geworden, daher war ich froh, als dieser endlich ein Ende fand und ich nicht den Triumph in den Augen der Vampire sehen musste. Dann aber entdeckte ich den Jungen. Es widerstrebte mir, ihn kämpfen zu sehen. Er war doch noch ein Kind.
Kurz schweifte mein Blick zu Sergio und ich sah, dass er innerlich verspannt war. Also berührte ich mit den Finger die seinen, um ihm ein klein wenig Trost zu spenden.

Illya

Melody wusste sehr gut, was in Noah steckte und wieder einmal fielen mir einige Gemeinsamkeiten mit Lux auf. Er war vielleicht jung und leicht zu unterschätzen, doch in ihm schlummerte viel Kraft. Während die Vampire sich kein Stück zurückhielten, baute die helle Seite ihre Strategie weiter aus. Man konnte es nur sehen, wenn man wirklich aufpasste, doch jede Bewegung war gut durchdacht und diente einzig und allein der Schwächung der Vampire. Sie merkten viel zu spät, als Melody sich im Zweikampf plötzlich zu Boden warf und sich Noah in einen Speer verwandelte, der von ganz allein die Schulter des Blutsaugers durchbohrte. DAS war Teamarbeit. DAS war bedingungsloses Vertrauen.

Luana

Als Sergio sich entspannte, tat ich das auch. Ich verfolgte das Kampfgeschehen und hob überrascht die Brauen, als die helle Seite einen Treffer landete. Der kleine Junge war verdammt gut, allerdings fragte ich mich, wie er sich von selbst als Speer bewegt hatte. Dann fiel mir ein, dass er die Kunst der Telekinese beherrschte. Wahrscheinlich hatte er sich selbst als Gegenstand bewegt. Wirklich bemerkenswert.
Ab diesem Moment gerieten die Vampire in einen Rückstand und diesmal entschied die helle Seite diesen Kampf. Noah hatte keinen einzigen Kratzer, aber seine Kleidung war blutdurchtränkt. Ich verzog das Gesicht.

Illya

Konzentriert sah ich den Vampiren nach, die sich schleppend auf ihre Seite begaben. Es war gut zu wissen, dass sie uns nicht überlegen waren. Dann überwog der dunkle Teil nicht. Das gab mir ein wenig Hoffnung, diese Festspiele recht gut zu überstehen. Wieder waren wir nicht dran, sondern der Dämon aus der Zester-Familie und ein Elfen-Duo. Das würde in der Tat ein sehr interessanter Kampf werden, denn beide Parteien waren stark. Das sah ich an ihrer Haltung, an der Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Als hätten sie beide etwas zu verlieren.

Luana

Oh, dieser Zester-Dämon und der Elf mit seiner talentierten Waffe, die uns damals bei der Suche nach Dante geholfen hatte. Ich war wirklich gespannt, wie sich die beiden schlagen würden. Der Kampf startete. Wachsam verfolgte ich das Geschehen, sah zu, wie sie von Anfang an loslegten, ohne sinnlos Kraft zu verlieren. Es war ein heftiger Kampf, denn niemand wollte klein beigeben. Sowohl die Elfen als auch die Dämonen waren sehr stark. Vielleicht würde es ein Unentschieden geben.

Huhuuuu *_*

Illya

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Enya sich verspannte. Und ich wusste auch wieso. Dieser Dhampir wagte es, sie wieder mit seinen dunklen Augen zu beobachten, was mir gehörig auf die Nerven ging. Er konnte es einfach nicht sein lassen. Hätte ich Enya nicht vor langer Zeit versprochen, dass sie ihn erledigen durfte, hätte ich das an ihrer Stelle getan. Ich fuhr mir durchs Haar, wandte den Blick ab und konzentrierte mich stattdessen auf den Kampf. Insgeheim war ich ausnahmsweise für die dunkle Seite, auch wenn ich nicht nur gute Erinnerungen mit der Zester-Familie verband. Ich ballte meine Hand zur Faust.

Luana

Mir passte es nicht, dass diese Nephilim zu Sergio sah, aber ich kommentierte das nicht. Sie konnte sich ihn abschreiben, ein für alle Mal. Dann wanderte mein Blick zu den Kämpfenden, die kein einziges Mal klein beigaben, doch schließlich waren es die Dämonen, die gewannen. Nicht alle sahen bei den Kämpfen zu, da sich andere währenddessen berieten, aber die allermeisten verfolgten das Kampfgeschehen. So wie wir. Sergio, Enya, Illya und ich waren ein gutes Team. Wir brauchten uns nicht abzusprechen. Wir verließen uns auf unsere Instinkte.

Jap und bei dir?

Illya

Diese ganzen Kämpfe würden eine Weile dauern, daher wunderte es mich nicht, dass einige sich anderweitig beschäftigten. Doch das sollten sie lieber nicht tun. Keiner hier wusste, gegen wen sie in der Arena antreten mussten, also war es gut, jeden einzelnen Feind zu kennen. Zu schade, dass wir uns keine Notizen machen durften, aber in meinem Kopf arbeitete es ganz schön hart. Jede Stärke, jede Schwäche, jede Lücke und einfach alle Auffälligkeiten speicherte ich in meinem Gedächtnis ab, das ich für genau diese Zwecke trainiert hatte. Weitere Kämpfe folgten, dann glitt Fionas Blick zu unserem Team.

Luana

Je mehr Kämpfe vergingen, desto ungeduldiger wurde ich. Der Fake-Sand war mit Blutflecken besudelt, doch niemand kümmerte sich darum. Das gehörte einfach zu. Fast schon wie eine Art Abschreckung. Als das Engel-Team gewann, waren wir an der Reihe. Ich atmete tief durch. Nun musste ich mir alle Mühe geben, um Sergio so gut wie möglich zu helfen. Ich diente ihm nicht, ich half ihm. Darin bestand unsere Stärke. Wir unterstützten uns und beuteten nicht die Gaben des anderes für unsere Zwecke aus. Dann sah ich, dass man für uns Vampire zum Feind gewählt hatte. Nicht die Kellers, leider, aber soweit ich wusste, waren die mit dieser Familie befreundet. Das würde in der Tat interessant werden.

Ohje, regnet es bei dir? :O

Illya

Es missfiel mir, dass wir nicht die Chance erhielten, gegen die Kellers zu kämpfen, aber ich hatte das starke Gefühl, dass wir uns in der Arena wiedersehen würden. Und dann kam es erst recht auf Tod und Leben an. Vielleicht war es doch nicht so schlecht einen anderen Gegner vor sich zu haben.
Ich ließ kurz den Nacken kreisen, horchte in mich hinein und stellte zufrieden fest, dass all meine Energien voll funktionsfähig waren. Dann sah ich zu Enya. Ich wollte nicht, dass sie kämpfte, aber das musste sein. Wir mussten kämpfen, um besser zu werden. Um stärker zu werden.

Luana

Vampire und Dhampire, na toll. Ich freute mich so gar nicht auf diese Leute, aber genau das war perfekt, um loszulegen. Ich würde nicht klein beigeben. Deswegen fixierte ich den einen Dhampir und gab Enya mit einem Nicken zu verstehen, dass ich mich um ihn kümmern wurde. Mir gefiel nämlich sein selbstgefälliges Grinsen nicht. Sowas hasste ich. Es provozierte mich.
Dann fuhr mein Blick zu Sergio. Zusammen kriegten wir das hin. Wir konnten uns aufeinander verlassen. Wenn er mich als Waffe brauchte, wurde ich zur Waffe.