Gute Nacht


Holly:

Und die Tatsache, dass Brandon Evan scheinbar kaum wahrnahm, obwohl er jeden Morgen neben mir im Bus saß, machte ihn für mich nicht mehr so sympatisch wie zuvor. Evan gehörte nunmal zu meinem Leben und ich würde ihn als besten Freunden niemals aufgeben, aber Brandon gehörte wohl zu den Männern, die diese Tatsache nicht verstanden.
"Wie dem auch sei." - sagte er und lächelte mich an und sofort vergass ich meinen Groll ihm gegenüber. "Auf jeden Fall freue ich mich schon wahnsinnig auf die Party und auch auf dich." - sagte er noch und richtete seinen Blick dann wieder nach vorne, wo der Professor mit der Vorlesung anfing.

Holly:

Und erneut wurde mir bewusst, dass ich hier falsch war. Mich interessierte der Stoff nicht und das meiste davon weigerte sich mein Gehirn zu verstehen. Vielleicht hatte Evan recht und ich sollte auch in dieser Sache meinen Eltern reinen Wein einschenken und etwas anderes machen, anstatt hier meine Zeit abzusitzen.
Als der Prof endlich das Ende der Vorlesung verkündete, atmete ich erleichtert aus und stopfte meine Bücher und Blöcke, in die ich kein einziges Wort reingeschrieben hatte, in meine Tasche und verließ den Raum.
"Hey Holly." - ich drehte mich um und sah Brandon, der mir nachlief.
"Ja?" - verschämt fuhr ich mir durch das Haar.
"Möchtest du mit mir einen Kaffee trinken?" - fragte er mich und innerlich kreischte ich vor Freude. Doch dann kam Evan erneut in meine Erinnerung.
"Ich ..." - stammelte ich. Zu gerne wäre ich jetzt mit Brandon mitgegangen, doch Evan wartete auf mich. "Ich bin schon mit Evan verabredet." - sagte ich enttäuscht.
"Da werde ich glatt eifersüchtig." - sagte er und verzog seinen Mund zu einer Schnutte. "Aber wir sehen uns ja schon morgen auf der Party." - grinste er und küsste mich auf die Wange, bevor er sich verabschiedete und ging.

Holly:

Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht vor Freude aufzukreischen. Er hatte mich geküsst und ich musste mich stark beherrschen, um die Stelle des Kusses nicht zu berühren. Ein Grinsen konnte ich nicht verstecken und lief dann schnellen Schrittes in die Mensa. An der Tür sah ich mich um ud entdeckte sofort Evan. Mit einem breiten Lächeln lief ich auf ihn zu.
"Du hast recht, er mag mich." - sagte ich dann leise und setzte mich zu ihm. "Brandon mag mich." - ich kicherte leise.

Holly:

Ich kicherte wieder und da Evan mein bester und eigentlich auch einziger Freund war, erzählte ich ihm von dem Gespräch mit Brandon und auch von dem Kuss.
"Oh Gott." - kicherte ich dann. "Ich glaube, es könnte noch viel mehr zwischen uns entstehen." - sagte ich noch und griff nach Evans Hand. "Stell dir vor, Brandon und ich, ein Paar."

Holly:

Da Evan ebenfalls so zuversichtlich zu sein schien, wie ich, gab es mir Mut und Kraft. Er war wahrlich mein bester Freund, denn er gab mir immer die Hoffnung und fand immer wie richtigen Worte, um mich aufzumundern.
"Ja, meinst du?" - fragte ich und das Lächeln schien auf meinem Gesicht eingefroren zu sein. "Oh Gott, das wäre so schön."

Gute Nacht


Holly:

Noch Stunden lang hätte ich über Brandon schwärmen können, doch Evan schien das Thema nicht so interessant zu finden. Natürlich nicht. Er war auch ein Mann und trotzdem war er mein bester Freund und er hatte bis jetzt das ganze Gerede ertragen, dafür war ich ihm sehr dankbar.
"Klar, ich gebe dir aus." - sagte ich dann und hackte mich bei ihm unter, während wir zum Tressen gingen, um uns einen Kaffee zu holen.

Holly:

"Die beiden Kaffee waren wohl das Mindeste, was ich als Entschuldigung brinken kann."- entgegnete ich und bezahlte für zwei Becher. "Das hoffe ich auch und dass sie nicht böse auf mich sind."- meinte ich noch als wir wieder zu Tisch zurückgingen. "oh die 4."- sagte ich ehrfürchtig.

Holly:

"Nur die Hälfte?"- fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es auch bis nach oben schaffst."- meinte ich dazu. Ich war anscheinend mehr von seinen Kletterqualitäten überzeugt als er selbst. Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. "Du musst deine Ziele immer etwas höher stecken. Du bist viel zu bescheiden."- sagte ich und es klang nicht nach einem Vorwurf. Ich bewunderte Evan dafür, dass er genau wusste, wie weit er gehen und was er konnte.

Holly:

Über so viel Rücksichtsnahme war ich wirklich sehr glücklich, obwohl ich es bei Evan nicht anders konnte. Er war schon immer wie ein großer Bruder für mich. Mit einem Lächeln beobachtete ich ihn und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Er war etwas zu stark und ich tat noch etwas Milch, die in einer kleinen Kanne auf dem Tisch stand, in den Becher.
"Aber du kommst trotzdem mit zur Hochzeit, oder?" - fragte ich. Zwar hatte er mir das zugesagt, doch nach dem Streit hätte er es sich auch anders überlegen können.

Holly:

Mein Lächeln wurde noch breiter und ich griff über den Tisch nach seiner Hand.
"Du bist der Beste." - sagte ich. Diesen Satz sagte ich so oft und doch nicht oft genug. Evan war mir wichtig, sehr sogar. Ohne ihn hätte ich keinen einzigen Tag in der Schule überstanden und an der Uni schon gar nicht. "Aber das weißt du doch selbst bereits." - fügte ich noch hinzu und zwinkerte ihm zu. "Ich meine, ich brauche mir um die Zukunft eher keine Sorgen zu machen. Wenn ich 40 bin und unverheiratet, werde ich dich heiraten." - sagte ich und kicherte leise.
Diesen Deal mit der Heirat hatten wir vor einigen Jahren spaßeshalber gemacht, als wir auf einer Party waren und alleine nach Hause gingen.

Hey, bis für etwa 30 Minuten off, bis dann