Quinn
Scheiß Wetter! denke ich, während ich durch den Regen eile. Es gießt jetzt schon seit Tagen wie aus Kübeln und es scheint auch erst einmal kein Ende in Sicht zu sein. Das wirft mich in meiner Planung mehrere Tage zurück! Dementsprechend sauer bin ich auch. Kannst du nichts anderes mehr, Gott? Das machst du mit Absicht, nicht wahr? Arschloch! Wie als Antwort auf meine Gedanken ertönt ein tiefes Donnergrollen und ich sehe mit einem genervten Blick gen Himmel. "Jaja. Schon klar." murmle ich und setze dann meinen Weg fort. Die Menschen um mich herum sind in dicke Regenjacken gewickelt oder quetschen sich unter Regenschirme oder Häuserdächer um nicht ganz eingeweicht zu werden. Ich dagegen trage einfach meinen Anzug mit Krawatte. Ich komme gerade aus dem Büro und eigentlich hatte ich auch nicht vor nach Hause zu laufen, aber mein Wagen ist ausgerechnet heute nicht angesprungen! Typisch! Manchmal denke ich schon, dass es einen Gott gibt, der da oben sitzt und es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat mir andauernd Dinge in den Weg zu legen. Wie als würde er mich bestrafen. Natürlich verdiene ich diese Strafe, wenn sie denn wirklich von einem höheren Wesen kommt, aber es nervt tierisch. Es verschafft mir die Lust diesem 'Gott' mal zu zeigen mit wem er sich besser nicht anlegen sollte!
Endlich erreiche ich das schicke Hochhaus. Im höchsten Stock befindet sich mein Apartment mit Ausblick über die gesamte Stadt. Weiter hinten sehe ich auch den Central-Park. Die Wohnung kostet ein Vermögen! Aber ich kann es mir auch leisten. Ich bin nicht umsonst im Vorstandsvorsitz einer der bekanntesten Pharmazie-Firmen in ganz Amerika. Ich betrete die wie leergefegte Lobby und begrüße den Portier mit einem knappen Nicken. Dann steige ich in den Aufzug, der so verglast ist, dass man nach draußen sehen kann. Während ich geräuschlos die unteren Etagen hinter mir lasse, lehne ich mich gegen die Aufzugwand und kehre dem grauen, trostlosen, verregneten Anblick den Rücken. Ich hasse Regen! Endlich ertönt das melodische 'Bing' und die Aufzugtüren gleiten auf. Ich stoße mich von der Wand ab und betrete den Flur. Hier oben gibt es nur dieses eine Apartment. Es erstreckt sich über die gesamte Hochhausfläche. Ich kann es mir ja auch leisten. Ich schließe die Türe auf und betrete meine modern eingerichtete Bleibe. Die Türe fällt hinter mir ins Schloss und ich hänge meinen Schlüssel ans Schlüsselbrett. Ich ziehe meine triefend nassen Schuhe aus und stelle sie an die Heizung, die ich sogleich aufdrehe. Dann ziehe ich meine restlichen Nassen Sachen aus, bis ich schließlich nur noch in Boxer da stehe. Das nasse Zeug lege ich im Badezimmer über den Wannenrand. Darum kümmern sich später die Putzfrauen. Ich steige erst einmal unter die Dusche. Ich sollte heute eigentlich noch mit meinem Projekt abschließen, in dem ich den Bericht verfasse, aber ich schiebe diese Aufgabe lieber noch eine Weile. Heute brauche ich Ablenkung. Es ist Wochen her, seit ich das letzte mal meinem kleinen Hobby nachgekommen bin und meine Nerven liegen wegen dem neune Chef blank. Da kommt mir so ein klein bisschen morden doch gerade recht. Ich mache mich also fertig, ziehe lockere Jeans und ein schlichtes Oberteil mit Jacke an, ehe ich die kleine schwarze Tasche unter dem Bett hervor ziehe und sie darauf lege. Ich hole das schwarze Mäppchen hervor und rolle es auf. Es offenbaren sich mir allerlei Silberne Instrumente. Beinahe ehrfürchtig gleitet mein Blick darüber und ich fixiere vor allem das auf Hochglanz polierte Schlachterbeil. Kein einziger Blutstropfen ist mehr darauf zu sehen. Ich weiß meine Spuren zu verwischen. Aber heute dürstet es mich nicht nach einem einfachen Mord. Nein definitiv nicht. Ich habe heute Nacht besonderes vor. Und dafür brauche ich auch ein besonderes Opfer!
Ich rolle das Mäppchen wieder zusammen, verschließe es sicher und stecke es in meine Aktentasche. Dann gehe ich zu meinem Laptop, fahre ihn hoch und klicke auf die verschlüsselte Datei. Nachdem ich das Passwort eingegeben habe, erscheinen die Bilder meiner potenziellen Opfer auf dem Bildschirm. Ich bin immer perfekt vorbereitet. Ich suche mir meine Opfer immer schon im Voraus aus. So habe ich eine Auswahl und muss mich nicht erst mit Stalken aufhalten, wenn ich meinem speziellen Verlangen nachgehen will. Ich scrolle über die Bilder und meine Augen huschen über den Bildschirm. Dann halte ich inne. Ein weibliches Gesicht nimmt jetzt beinahe die gesamte Fläche meines Bildschirmes ein. Ein sehr hübsches weibliches Gesicht. Mein Blick wird dunkler. Lauren. So ist ihr Name. Ich weiß, dass sie in einer Bar arbeitet und ich weiß auch, dass sie heute Schicht hat. Perfekt! Ein kleines Grinsen legt sich auf mein Gesicht und ich fahre den Laptop wieder herunter. Dann stehe ich vom Bett auf und werfe einen Blick auf die Uhr. Bis zu dem Beginn ihrer Schicht sind es noch 15 Minuten. Dann kann ich mich jetzt auf den Weg machen. Ich schnappe mir meine Aktentasche und meinen Schlüssel, schlüpfe in meine trockenen Schuhe und verlasse meine Wohnung. Heute wird Gott wieder ziemlich wütend sein. Vermutlich sollte ich es nicht ausgerechnet heute tun. Ich bin kein Gläubiger, war es nie. Es gibt keine Beweise für seine Existenz und ich glaube nichts wenn ich dafür keine Beweise habe. Aber es gibt eine ganz geringe Möglichkeit, dass ich mich irre und es ihn doch gibt. Und sollte dem so sein, sollte ich ihn so knapp vor meinem wichtigen Projektabschluss nicht verärgern. Aber es ist einfach schon zu lange her und die Wut beginnt sich schon langsam wieder anzustauen. Wenn ich nicht regelmäßig die Luft raus lasse, gehe ich die Gefahr ein zu explodieren. Und dann kann es hässlich werden. Auch für mich. Denn wenn ich wütend bin, denke ich nicht mehr rationell und dann bleiben Spuren zurück. Und das führt dann zu meiner Gefangennahme. Das kann ich nicht riskieren. Besser ich kontrolliere den Drang als dass er mich kontrolliert! Auch wenn das heißt, dass ich unaussprechliche Dinge tun muss. Auch wenn das heißt, dass ich Unschuldigen Menschen weh tun muss. Besser sie als ich!
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!