Leah

Scheinbar herrschte jetzt ein stilles Abkommen unter uns - Ignorieren. Sollte mir ganz Recht sein. Während Ash sich weiterhin über ihre Figur beklagte (ich verstand nun wirklich nicht, was sie hatte, ich fand sie furchtbar hübsch), gingen wir zu dem noch einzigen freien Tisch. Zu meinem Leidwesen war er direkt neben dem von Cole und Caleb, aber da konnte man nichts machen. Hauptsache ich hatte etwas zu Essen!
"Ist er nicht wahnsinnig heiß?", flüsterte Ash mir zu und seufzte leise.
"Hm..kann schon sein.", meinte ich nur zustimmend. Klar, er war heiß. Wesentlich heißer als alle anderen Kerle hier auf der Akademie - nichts gegen Luke, aber er war einfach nicht mein Typ - das musste ich schon zugeben.. Aber das würde ich niemals aussprechen, solange er so nahe bei mir war - Panther hatten ein ganz ausgezeichnetes Gehör. Die Blöße wollte ich mir nicht geben.

Luke

"Entweder auf ihrem kleinen Herz ist dein Name praktisch eintattooviert oder aber sie kann dich einfach nicht ausstehen. Sieh es ein, Kumpel. Bei der hast du scheinbar keine Chance. Jedes andere Mädchen im Raum würde dafür töten, damit du sie so beachtest. Aber sie schaut einfach weg.", Brian stieß mir in die Seite. Das verbesserte die Situation nicht gerade. Da gab es mal eine Frau, die ich wirklich wahnsinnig attraktiv fand und sie stand einfach nicht auf mich! Mein Löwe in mir brüllte laut und empört.
Wütend über mich selbst schüttelte ich den Kopf und starrte grimmig auf mein Essen.

Leah

Während Ash über Caleb schwärmte versuchte ich sie (ziemlich offensichtlich) auf ein anderes Thema umzulenken.
"Hast du schon gehört, dass..", begann ich gerade, wurde aber von ihr unterbrochen.
"Caleb ein Sahneschnittchen ist? Ja!", grinste sie mich an. Ohje. Hätte sie gewusst, dass er das hören konnte, dann wäre sie im Erdboden verschwunden.
"Talentshow!", unterbreche ich sie nach Luft schnappend.
"Na klar! Leah, was ist denn nur los mit dir heute? Du bist die ganze Zeit hippelig. Du benimmst dich wie eine rollige Katze!", sagte Ash etwas lauter, als es nötig war. Ich wurde rot, was mir eigentlich nie passierte. Sie hatte Recht. Nur, dass ich nicht rollig war. Ich wollte mich endlich verwandeln und draußen spielen und laufen gehen! Wie ich das vermisste...

Luke

Mit einem halben Ohr lauschte ich dem Gespräch zwischen Ash und Leah und grinste mit einem Mal so breit, dass es schon löwisch aussah. Dann brach ich fast in schallendes Gelächter aus, als Ash sie mit einer rolligen Katze verglich. Das war genau die richtige Ablenkung von diesem geheimnisvollen Mädchen, das mich nicht ausstehen konnte. Ich erhob mich und ging direkt zu meinen Freundinnen und legte Leah einen Arm freundschaftlich um die Schulter.
"Ich muss sie mal entführen.", versuchte ich sie aus der Situation zu retten und zerrte sie zu unserem Tisch, an dem gerade ein Platz frei geworden war. Ich tat so, als unterhielte ich mich über etwas überaus wichtiges und spannendes mit ihr, bevor ich sie wieder zu ihrem Platz schickte. Dort saß schon Perry und unterhielt sich mit Ash. Nun musste das Thema mit der rolligen Katze durch sein.

Leah

Ash war so in das Gespräch vertieft, dass ich scheinbar nur nutzlos herumsitzen sollte. Aber das konnte ich einfach nicht.. Zwar hatten wir jetzt sogenannte Ruhezeit, in der jeder machen konnte, was er wollte, aber eigentlich wollte ich nichts mehr, als endlich raus. Um meine Ungeduld zu zügeln, brachte ich unsere Tabletts weg. Vielleicht wüsste Mrs. White ja eine gute Idee. Der Tanzsaal war besetzt und draußen würde es zu voll werden, um ungestört zu tanzen. Beinahe wäre ich durch meine Gedankenversunkenheit gegen Caleb gestoßen, aber wir kamen uns gefährlich nahe. Das reichte um in mir das Bedürfnis zu entfachen mich zu entschuldigen.
"Entschuldige. Hab dich nicht gesehen.", ich biss mir kurz auf die Unterlippe, um mich dann in ein sofortiges Gespräch von Mrs. White einbeziehen zu lassen, damit er weder dazu verpflichtet war zu antworten, noch einen fiesen Kommentar von sich zu geben, aber sie war noch voll auf damit beschäftigt uns beide zu mustern.

Luke

Mir war langweilig. Ich hasste es, wenn mir langweilig war. Lustlos drehte ich die Gabel hin und her und sah, dass sie auch Leah aus dem Staub machte. Eigentlich wollte ich auch lieber raus, aber irgendein Kunge erzählte gerade genaueres zu den Sponsoren, die zur Talentshow kommen sollten, deshalb blieb ich sitzen. Es wäre unhöflich zu gehen, aber es interessierte mich nicht, wer die Sponsoren waren, auch wenn ich wusste, dass es wirlich wichtige Menschen waren. Ich wollte aber nur dann unterstützt werden, wenn ich auch so sein konnte, wie ich auf der Bühne war und nicht, weil ich dachte, dass gewisse Sachen sie beeindrucken würden.

Leah

Er wirkte nur genervt, aber das sollte mir egal sein.
"Er ist manchmal ein kleiner Grummelpanther.", scherzte Mrs. White und sah mich mit ihren durchdringenden braunen Augen an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ehrlich gesagt interessierte es mich nicht, wie er drauf war. Ich hatte wie jeder auf dieser Akademie, von einigen Dingen gehört, die so passiert waren. Da würde ich auch nicht mit guter Laune herumlaufen.
"Wie geht es Theo?", fragte ich sie stattdessen und lächelte warm. Theo war ihr Mann und hatte eine eigene Schreinerei, in der er alte Möbel sarnierte. Wenn es mir schlecht ging, ging ich oft dahin und half ihm, so gut ich konnte. In meinem Zimmer stand sogar ein Stuhl, den ich ganz allein restauriert hatte.
"Dem geht es wie immer viel zu gut.", lachte sie.

Luke

Um die anderen nicht zu stören stand ich doch auf. Ich hielt es hier einfach nicht mehr aus, ich brauchte etwas zu tun. Auf dem Weg nach draußen traf ich auf Leah und wir beschlossen zusammen noch eine Runde schwimmen zu gehen, weil das Wetter so gut war. Schnell bildete sich eine kleine Gruppe um uns, die mitkommen wollten. Also machten wir eine genaue Zeit aus, sodass sich jeder seine Badesachen schnappen konnte.

Leah

Ich freute mich darüber, dass Luke den coolen Vorschlag gemacht hatte,denn das Wetter war super. Wer weiß, wie lange sich das noch so hielt?! Ich konnte es kaum erwarten mich mit den anderen im Wasser zu tummeln.
"Bist du fertig?", rief Ash durch die Zimmertür. Weil der See direkt bei uns lag, gingen immer alle nur in ihren Badesachen hin. In einem roten Badeanzug, der nicht zu viel zeigte, aber auch nichts versteckte, ging ich nach draußen.

Luke

Ich war lange vor den anderen wieder da und machte es mir noch mal kurz bequem.
Die Sonne brannte sich fast in meine Haut, weil es so heiß war. Dieses Gefühl mochte ich. Nach und nach kamen die anderen auch dazu, auch Brian und Leah trafen ein, die sich sofort zu mir gesellten. Brian bedachte Leah gierig. Er stand schon ziemlich lange auf sie, aber Leah war für sowas einfach nicht zu haben.

Leah

Bald konnte mich schon nichts mehr halten und ich sprang ins kühle Nass. Obwohl ich eine Wölfin war und wir bekanntlich nicht gerade für das Wasser zu haben waren, machte es immer Spaß zu schwimmen. Ich war eben ein wenig anders als die meisten Wölfinnen. Aber das war nicht schlimm, ich mochte es sogar. Begeistert schwamm ich einige Meter und wartete darauf, dass Luke ebenfalls nachkam, damit wir zusammen schwimmen konnten. Aber ich merkte, dass er mit den Gedanken weiter weg war.
"Was ist los?", fragte ich besorgt, nachdem ich wieder aufgetaucht war.

Luke

Mit Leah zu reden war immer... etwas anders. Ihre Augen konnten einen sehr gut durchbohren, deshalb erzählte man ihr immer alles. Aber es war auch gut aufgehoben, das wusste ich ja.
"Das Mädchen von heute morgen..", begann ich.
"Ariana. Ja, ich weiß wen du meinst.", sagte sie. Ariana. Klang wie Musik! Ich probierte ihn im Kopf in verschiedenen Melodien aus, sie klangen alle schön. Der Name passte zu ihr. Ein besonderer Name für ein besonderes Mädchen - das mich nicht mochte. Der Gedanke holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und ich erzählte Leah was ich dachte und was noch passiert war.
"Unsinn, das heißt nicht gleich, das sie dich nicht mag. Warte ab. Du bist doch sonst nicht ungeduldig.", riet sie mir.

Leah

Dieses Mal vergaß ich nicht die Zeit, weil ich die Pläne für den Ballettsaal aus dem Kopf kannte. Deshalb verabschiedete ich mich früher von den anderen und machte mich auf den Weg zu den Umkleiden, wo ich noch ein Tanzoutfit hatte. Mein roter Badeanzug war mittlerweile getrocknet, sodass ich das Handtuch über dem Arm trug. Ich wollte so wenig Zeit wie möglich vergeuden und die Umkleiden lagen direkt an de. Sportbereich, sodass dieser Weg wesentlich kürzer war. Meine Schritte tapsten auf dem Boden, obwohl ich eigentlich immer kaum zu hören war. Auf dem Weg dorthin sah ich zuerst Cole, auf dem Fuß folgte Caleb. Seit wann begegneten wir uns denn so oft?! Ich hob kurz die Hand, um vor allem Cole zu grüßen, schließlich kannten wir uns, dann huschte ich in die Mädchenumkleiden.

Luke

Es war echt schade, dass Leah so früh verschwand, aber ich konnte es auch verstehen. Wir alle hier hatten einen Traum und Leah nutzte jede freie Sekunde, um ihn sich zu erfüllen. Dafür tauchte wenig später Brian neben mir auf, der sich zu mir gesellte, als ich mich gerade sonnte.
"Hey, du kleiner Löwe. Bist du Wasserscheu?", stichelte er und schüttelte seine nassen Haare über mich aus. Auf meiner heißen Haut verdampften sie fast, deshalb war es auch sehr kalt. Sofort spang ich auf und jagte ihn durch die ganze Anlage.

Leah

Kaum, dass ich umgezogen war, ging ich in den Tanzsaal. Bevor ich begann machte ich immer Übungen, um herauszufinden, in welcher Stimmung ich war und was genau ich gerade brauchte, um perfekt tanzen zu können. Ich mochte es nicht nach Vorgabe zu tanzen, denn das brachte es in meinen Augen einfach nicht. Nein! Beim Tanzen wollte ich frei sein. Wollte ich sein.
Deshalb besann ich mich, ganz anders als die meisten Tänzer, zunächst auf mich selbst.

Luke

Mit einem lauten Angriffsschrei stürmte ich ihm hinterher, jagte ihn durch die Gegend, bis er ein wenig langsamer wurde. Weil hier kein Mensch war und wohl kaum jemand hinter einem der Fenster sah und uns zuschauen würde, holte ich meine ganze Energie heraus und war binnen Sekunden dort, wo man normalerweise nicht so schnell hinkommen konnte und sprang auf Brian, den ich mit umriss. Dass beim Spielen mein Löwe übernahm wusste er auch. Er fand das Ganze ziemlich amüsant, als ich ihn mitriss und wir durch die Gegend kullerten.

Leah

Nachdem ich merkte, dass heute eher Hip Hop angesagt war, suchte ich die entsprechende Musik aus.
Kurz nahm ich den Beat in mich auf, dann begann ich mich mit geschmeidigen Bewegungen einige Schrittfolgen zu machen, die in meinen Kopf kamen, bevor ich richtig anfing zu tanzen. Kaum, dass mein erster Tanz vorbei war, klatschte es hinter mir und ich fuhr überrascht zusammen. Ich drehte mich schwungvoll um und sah einen Kerl in meinem Alter dort stehen. Miau! Er sah wirklich verboten gut aus, aber damit konnte man mich nur kurzzeitig beeindrucken.

Luke

Lachend kamen wir irgendwann zum Stillstand und lagen auf dem Rücken.
"Du bist echt ein Löwe!", scherzte er und ich half ihm wieder hoch, indem ich ihm meine Hand reichte und ihn hochzog.
"Ich weiß. Ich muss nicht umsonst fast jeden Morgen meine Haare schneiden, weil meine Mähne so schnell wächst.", grinste ich breit, bevor wir dann wieder zusammen ins Haus gingen, denn bald würde der Unterricht wieder beginnen.

Leah

Ich hörte erst auf, als es Zeit für eine der (zu unrecht) unbegehrten Tanzstunden war. Nur wenige gingen dorthin, aber Theo, der Mann von Mrs. White, sagte immer, dass man seine Wurzeln kennen müsste. Seitdem ging ich zu diesen Vorlesungen und hatte nur welche verpasst, wenn ich wirklich krank war. Auf dem Weg dorthin traf ich auf Ariana. Ich hatte sie dort auch immer gesehen. Jetzt war ich neugierig darauf, wie sie das zwischen sich und Luke einschätzte.
"Hey.", begrüßte ich sie freundlich.

Luke

Jetzt hatte ich eines der Hauptfächer, die jeder belegen musste - Literatur. Unsere Mentoren wollten, dass wir uns nicht nur auf eine Sache der Künste beschränkten, sondern auch unsere Gedanken in anderen widerfinden sollten, damit wir auch jede andere Art des Ausdrucks zu schätzen wussten. Um die Experimentierfreudigkeit von Tänzern zu schulen, mussten sie manchmal in einen Schauspielkurs. Die widerrum konnten sich aussuchen, ob sie ihre Stimme in der Musikszene oder ihre Bewegungen im Tanzunterricht ausfeilen wollten. So ging es immer weiter.