Jay
Die Verhandlungen gehen bis in die Nacht hinein. Ich melde mich nur ein einziges mal am Anfang zu Wort um zu erklären was sie getan haben. Dann lasse ich die anderen Diskutieren und höre mir ihre Vorschläge an. Viele sind der Meinung, dass die drei freigesprochen werden sollten, da sie etwas heldenhaftes getan haben. Nur Wenige sind der Ansicht, dass sie etwas falsch gemacht haben. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und beobachte stillschweigend das Treiben vor mir. Ramirez - der Onkel von Chino - ist der, der sich am lautesten Verteidigt und darauf pocht, dass sie nicht bestraft werden, da sie nur tun, wozu ich zu 'schwach' bin. James ist beinahe so still wie ich. Keine Ahnung was er dazu denkt, denn er hat sein Gesicht zu einer nichtssagenden Maske des Schweigens verzogen. George zeigt Reue, plädiert allerdings auch darauf freigesprochen zu werden. Schließlich, nach endlosen Stunden, erhebe ich mich von meinem Stuhl und die Gespräche ersterben sofort. Alle Augen richten sich zu mir. Ich sehe zu Chinos Mutter, die mit komplett verquollenen Augen am Ende des Tisches sitzt und ebenfalls sehr leise war. Sie weint nicht mehr. Ein Ausdruck von Hass steht auf ihrem Gesicht. Ein Ausdruck, der nach Rache schreit. Dann lasse ich meinen Blick über die restlichen Hunters schweifen, ehe ich an Ramirez hängen bleibe. "Ich habe genug gehört." sage ich. "Ich sehe wo die meisten stehen und das scheint auf der Seite von Ramirez, James und George zu sein. Ich habe aus den Aussagen rausgehört, dass ihr denkt, ich sei zu schwach, zu umgänglich mit der Brotherhood." fahre ich fort und auf einmal senken viele den Blick. Es könnte nicht deutlicher sein. Sie haben Angst vor mir. Gut so. "Ich könnte nicht tun, was getan werden muss. Ihr denkt, Ramirez als Anführer dieser kleinen Unternehmung hat eine Heldentat vollbracht. Diesen Idioten habe ich nur eins zu sagen: Die Gesetze des Clubs sind eindeutig. ICH mache die Gesetze. Und ohne meine Erlaubnis greift keiner - nicht einmal Ramirez, ein geschätztes Mitglied und ein treuer Freund für viele - und ich meine KEINER die Brotherhood an. Ihr wisst, was Chris getan hat. Ihr wisst was nach dem Feuer damals passiert ist. Der vorherige Präsident hat diesen Club verlassen. Ihr habt damals gesehen, was passiert, wenn Angriff auf Angriff folgt. Viele wurden verletzt, gute Männer starben." "Das heißt also, dass du tatsächlich Angst hast zu tun was getan werden muss?" ich sehe überrascht zu Ramirez. Sein Gesicht ist wutverzerrt. "Ganz im Gegenteil mein Freund. Allerdings bin ich nicht so dumm zu glauben man könnte die Brotherhood, man könnte Chris mit Waffen und Krieg besiegen. Die 'Heldentat'," ich spreche das Wort mit Hohn in der Stimme aus, "die du glaubst getan zu haben hat Chino das Leben gekostet. Es gab keine Verletzten Seitens der Brotherhood. Keine einzigen. Aber James hat sich eine Kugel am Arm eingefangen und Chino wurde kaltblütig ermordet. Chino hatte das Potenzial Groß in diesem Club zu werde, vielleicht eines Tages meinen Platz einzunehmen. Doch sein Onkel hat ihn auf den falschen Weg geführt und jetzt wird er niemals der Präsident der Hunters." ich sehe zu der Mutter der jetzt wieder stumme Tränen über die Wange laufen, doch ihr hasserfüllter Blick ruht weiterhin auf Ramirez. "Ramirez hat zwei seiner loyalsten Freunde genommen, seinen Neffen, der ihm natürlich vertraut hat und hat etwas Dummes getan. Er hat das Gesetz gebrochen, er hat MEIN Gesetz gebrochen. Und das wird Konsequenzen mit sich ziehen." Köpfe schnellen nach oben und sehen mich an. Viele scheinen noch auf das 'Aber' gewartet zu haben, auf die Einlenkung meinerseits. Ich ignoriere die Blicke der anderen und sehe zu Chinos Mutter. "Doch diese Entscheidung werde ich nicht alleine treffen. Raffaela." sie wendet ihren Blick von Ramirez ab und sieht zu mir. "Was schlägst du für die drei vor?" Sie steht langsam auf und sieht zu den drei Angeklagten, die es scheinbar nicht fassen können, dass ich so eine wichtige Entscheidung jemand anderem überlasse. "Mein Sohn ist tot." sagt sie und ihre Stimme zittert leicht, doch sie klingt wütend, ja gar hasserfüllt und ich weiß, dass sie Rache fordern wird. "Ich fordere ein Leben gegen ein anderes!" alle ziehen scharf die Luft ein und starren Raffaela erschrocken an. Ramirez - Raffaelas Bruder - reißt die Augen auf und sieht seine Schwester an. "Ela!" sagt er, doch sie schüttelt den Kopf und sieht zu mir. "Ich will, dass das Leben welches sie genommen haben gerächt wird." ich nicke ihr zu und sehe dann zu Ramirez, James und George. "Gut. Ihr wisst was das heißt. Ihr drei Entscheidet nun unter euch, wer für die Verbrechen die ihr begangen habt sterben wird. Gibt es ein Unentschieden, sterben alle drei." Ramirez, George und James starren mich an, ehe sie schnell Blicke unter sich tauschen und sofort misstrauisch werden. "Ihr habt fünf Minuten Zeit um eure Entscheidung zu bedenken, wenn ich bis dahin kein Ergebnis habe, sterben alle drei." füge ich hinzu und wende mich dann an den Rest der Hunters. "Die Hinrichtung erfolgt gleich darauf im Hof. Verlasst jetzt den Raum." Obwohl einige so aussehen, als würden sie widersprechen wollen, erheben sich nach und nach alle und verlassen den Raum. Einzig Raffaela bleibt zurück, ebenso wie die drei die immer noch geschockt dastehen und angefangen haben untereinander zu diskutieren. Ich gehe zu Raffaela und sehe sie ernst an, während ich leise frage: "Ramirez ist dein Bruder. Denkst du wirklich, du wirst es überleben können noch mehr Familie zu verlieren?" Sie sieht mich noch immer mit dem hasserfüllten Blick an, der nicht mir gilt und sagt kalt: "Ramirez hat aufgehört meine Familie zu sein, als er meinen Sohn in den Tod geführt hat. Jetzt muss Blut dafür fließen." ich sehe sie an und nicke. Sie nickt ebenfalls knapp, ehe sie sich mit einem letzten Blick auf die drei umdreht und den anderen folgt. Ich sehe zu Ramirez, George und James und sage: "Die Zeit ist bald um. Ihr solltet euch besser schleunigst entscheiden." Ramirez wirft mir einen eiskalten Blick zu, den ich abprallen lasse. "Du wirst das bereuen Jay. Die Hunters werden nicht mehr viel länger zusehen, wie du sie immer mehr verweichlichst." ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe dann zu James und George. "Habt ihr eine Entscheidung getroffen?" Sie nicken und ich nicke ebenfalls zufrieden. "Dann kommt mit." und zu dritt verlassen wir den Raum und gehen nach draußen in den Hof, wo der Rest der Hunters sich schon versammelt hat und wie gebannt zusieht, wie wir drei uns in der Mitte versammeln. Raffaela ist nirgends zu sehen. Sie wird das Spektakel von irgend einem sicheren Ort beobachten. Ich sehe zu den dreien und sehe zuerst George an. "Für wen stimmst du?" Georges Blick huscht zwischen den zwei anderen hin und her und schließlich sagt er: "Ramirez. Er hat uns angeführt. Uns angestachelt das zu tun. Er sollte dafür sterben." ich verziehe meine Lippen zu einem leicht höhnischen Grinsen. Damit war zu rechnen. Kleine Ratte. Ich sehe zu James. "Und du?" "Ramirez." sagt er auch, jedoch ohne Zögern. Er ist seiner Sache sicher. Und er erläutert auch nicht weiter wieso. Ich nicke und sehe Ramirez an. "Das Urteil wurde gefällt, doch du darfst auch noch deine Stimme abgeben. So will es das Gesetz." Ramirez verzieht wütend das Gesicht und starrt mich kalt und hasserfüllt an. "Ich stimme für Jay. Du wirst dein blaues Wunder noch erleben. Chinos wahre Mörder laufen draußen noch frei herum und du tötest lieber Helden als die Feinde. Du bist zu schwach und zu dumm und du wirst stolpern!" ich sehe ihn unbeeindruckt an und warte bis er fertig ist mit schimpfen dann sage ich: "Du wirst dafür sterben, was du getan hast Ramirez. Deine 'Heldentat' hat einem anderen Menschen das Leben gekostet und somit wirst du auch mit deinem Leben dafür bezahlen. Irgendwelche letzten Worte?" frage ich und sehe ihn an. Er spukt mir vor die Füße und sagt: "Fahr doch zur Hölle." ich zucke mit den Schultern, ziehe meine Waffe raus und ziele auf seinen Kopf. "Lass das hier eine Warnung sein an alle die künftig vorhaben mich zu hintergehen. Wir werden den wahren Mörder Chinos schnappen und wir werden ihn bestrafen. Ebenso wie wir Chris und die Brotherhood besiegen werden. Doch das werden wir auf meine Weiße tun. Nicht auf Seine." ich sehe zu Ramirez. "Du wirst jetzt aus deiner Pflicht als zweiter Offizier des Clubs entlassen. Mögest du in der Hölle schmoren, Bruder." damit entsichere ich die Waffe. Ramirez zeigt keine Anzeichen der Angst, er starrt mich einfach an und wartet auf den Schuss. Ich starre ihm ebenso ins Gesicht. Die Wut und - wieso es nicht zugeben? - der Schmerz über Chinos Tod überkommen mich und ich weiß, dass es gerecht ist. Ich drücke den Abzug, mit einem grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht. Ruhe in Frieden Chino.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!