Ella
Mrs. Ò Farell und ich spielten gerade Schach, als Dean das Empfangszimmer betrat. "Hallo, Ella", begrüßte er mich lächelnd und ich erwiderte seine Begrüßung lächelnd. "Wie geht es Ihnen?", fragte er mich und ich seufzte leise. "Mrs. Ò Farell schlägt mich zum zweiten Mal in Folge. Ich glaube, ich habe kein Talent für Schach." Er lachte und gesellte sich zu uns. "Der Einzige, der Mrs. Ò Farell bei einem Schachspiel besiegt hat, ist Mr. Ò Farell." Mrs. Ò Farell lächelte. "Es stimmt, Blake hat schon ein paar Mal gegen mich gewonnen." Dean nickte. "Das hat er von wohl von seiner Mutter, Miss." Wir unterhielten uns und Dean erklärte sich bereit, mir zu helfen. Eine Weile spielten wir weiter, bis es Zeit für das Abendessen war und wir uns mit Mrs. Ò Farell an den Tisch setzten. Sie erzählte darüber, dass sie Blake einmal zu einem Juniorturnier gebracht hatte. "Er war sehr nervös", lächelte sie und ihre Augen strahlten, wie immer, wenn sie über ihren Sohn sprach. Als er die erste Runde gewonnen hat, ist er zu Dean gelaufen und beide sind umgefallen. Ein Reporter machte genau in diesem Augenblick eine Aufnahme und ich habe das Bild in ein Fotoalbum geklebt." Die zwei Dienstmädchen kamen, um abzuräumen und ich begleitete Mrs. Ò Farell zu der Couch. "Das Album ist in dem rechten Schrank, würdest du es mir bitte bringen?" Dass sie ich duzte, überraschte mich, da ich damit nicht gerechnet hatte. "Natürlich", sagte ich und nickte eifrig, bevor ich ihr das Album gab. Sie strich mit einem leichten, gedankenversunken Lächeln darüber und blätterte durch die Seiten, bis sie die fand, die sie suchte. "Das muss jedoch unter uns bleiben, Blake wird sonst sehr verärgert auf uns beide sein", sagte sie fröhlich und sah mich bestimmt an. Erneut nickte und hob meine Hände. "Ich werde ihm nichts sagen." Abgesehen davon, dass wir wahrscheinlich gar nicht mehr redeten. Aber das sagte ich ihr nicht, da ich nicht wollte, dass ihre gute Laune getrübt wurde. Es freute mich sehr, dass es ihr heute etwas besser als sonst zu gehen schien. Als ich das Bild sah, konnte ich mich nicht halten und presste meine Hand auf meine Mund. Meine Mundwinkel zuckten und ich begannen zu lachen. "Ist er nicht süß?", fragte sie mich lächelnd und wir bekamen nicht mit, wie der Wagen von Mr. Ò Farell in das Parkhaus fuhr. Während sie in dem Fotoalbum blätterte und mir ab und an Bilder zeigte, fiel mir plötzlich etwas ein. Ich kramte in meinem Rucksack, bis ich die kleine Packung fand. "Sie hatten mir letztens bei dem Schachspiel erzählt, dass sie damals bei ihrem Turnier ihre Schachfigur verloren haben. Einen König aus Porzellan", fing ich freudig an und strich mir eine Strähne hinter das Ohr. "Ich war vorgestern mit meiner besten Freundin in der Stadt und habe zufällig diese Schachfigur in einer Vitrine gesehen." Als ich ihr das kleine Päckchen überreichte, sah sie mich überrascht an und öffnete dann den kleinen Beutel. Als sie die Figur herausholte, sah sie sie aus großen Augen an und ich fragte mich, ob sie diese vielleicht nicht schön fand. "Sie ist wunderschön, vielen Dank, Ella", lächelte sie und ich atmete erleichtert aus. "Das habe ich gerne gemacht, Mrs. Ò Farell! Ich habe mich schuldig gefühlt, dass ich an dem Wochenende frühzeitig gegangen bin..." Es stimmte. Denn so sehr ich auch hatte das Anwesen verlassen wollen, um weiteren Konflikten aus dem Weg zu gehen, so sehr hatte ich es auch bereut, meinen Mund nicht gehalten zu haben. Mrs. Ò Farell war eine sehr warmherzige, fürsorgliche Person und ich hatte Schuldgefühle bekommen, sie einfach im Stich zu gelassen zu haben.