Gute Nacht.

Ella

"Hättest du denn Popcorn gemacht, wenn ich das vorgeschlagen hätte?", fragte ich ihn und wusste die Antwort schon. Nein, in seiner jetzigen Stimmungslage hätte er das nicht getan. Aber genau deshalb waren wir hier: um ihn aufzuheitern. "Ich bitte dich darum... gebe meiner Idee eine Chance, okay? Ich bin mir sicher, dass es dir gleich viel besser gehen wird", fuhr ich freundlich fort. Nachdem der Wagen in der Tiefgarage des Kinos geparkt war, stiegen wir aus und schloss den Wagen ab. "Also dann, möchte der eiserne Ritter mich zu dem Kino geleiten?", scherzte ich und konnte ein Kichern nicht verkneifen, ehe wir losliefen.

Hey.

Ella

Leicht verdrehte ich die Augen und lief mit ihm weiter in Richtung des Gebäudes, als ich eine Idee bekam und meine Augen kurz leuchteten. Wir gingen zur Schlange und als wir dran kamen, suchte ich bewusst eine Action-Liebes-Komödie aus. Nachdem wir auch Popcorn und Getränke in den Händen hielten, setzten wir uns in den Kinosaal. Gerade lief die Werbung und ich drehte mich zu Blake um. "Also, wie machen Folgendes: ich habe den Trailer des Films gesehen und es gibt einen Bösewicht. Der... bekommt ziemlich oft eine Ohrfeige. Stelle dir vor, es wäre Mr. McKenzie. Und jedes Mal, wenn er sein Ziel verfehlt, stoßen wir darauf mit Popcorn an. Nein, ich dulde keine Wiederworte!" Lächelnd stupste ich ihn an und schaute vorfreudig zu der Leinwand, ehe ich ein kleines Stück Popcorn in den Mund schob.

Alles gut?

Ella

"Aber besser als zu viel nachzudenken und dabei Whisky zu trinken", erwiderte ich standhaft und hob meinen Zeigefinger hoch. Da fing der Film auch schon an und nach zehn Minuten folgte die erste Szene, wo der Bösewicht keinen Erfolg hatte. Ich hob das Popcorn leicht hoch, das ich zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und wartete darauf, dass Blake reagierte. Als er es nicht tat, nahm ich seine Hand und führte die zwei Popcornstücke zusammen. Anschließend vernaschte ich es und schaute wieder zu dem Film. Nach weiteren Minuten folgte erneut eine Szene, in der wir anstoßen konnten und ich führte die Popcorn, die wir hielten, wieder zusammen. Der Bösewicht hatte bei einem Kampf eine unabsichtliche Rasur an seinem Hinterkopf bekommen. "Ich verstehe nicht, warum McKenzie sich für diese Frisur entschieden hat. Die passt gar nicht zu seinem dunkelgrünen Anzug, oder?", scherzte ich und musste lachen.

Das ist schön, mir gehts auch gut.

Ella

Gerade folgte eine Dialogszene zwischen dem Helden und seinem besten Freund. Ich drehte mich zu Blake um, um ihn tadelnd anzusehen: "Ich weiß, Blake, aber ich mache das, damit deine Laune sich bessert. Ich möchte nicht, dass du wütend und trübsalblasend zu Hause sitzt." Bevor ich realisieren konnte, was ich gesagt hatte, folgte ich seinem Blick und errötete augenblicklich. Na toll. Wenigstens war es dunkel im Kinosaal, so dass Blake meine Reaktion nicht erblicken konnte. Der Kuss geisterte wieder in meinem Kopf herum und ich merkte, dass ich ihn noch nicht darauf angesprochen hatte. Wie konnte ich das tun? 'Es tut mir leid, dass ich dich einfach geküsst habe, aber ich musste das tun, weil deine Worte mich auf eine seltsame Art und Weise gerührt haben und dein Geruch mir den Verstand vernebelt hat?' Nein, das konnte ich ihm nicht sagen! Zum Glück bemerkte er nicht, dass ich nervös zu ihm sah.

Wmds?

Ella

Seine Worte rüttelten mich aus meinen unruhigen Gedanken und ich blinzelte. "Na gut, ich hätte dich zuerst fragen sollen. Aber ich wollte dich so schnell wie möglich von dem Herrenhaus herausbringen", antwortete ich ihm und seufzte. "Anscheinend habe ich versagt, dass du dich besser fühlst", fuhr ich dann so leise fort, dass er es nicht hören konnte. Nun wandte ich mich etwas ernster zu dem Film und nahm frustriert Popcorn in meine Hand. Ich hatte das Gefühl, ihn noch mehr genervt zu haben. Waren meine Methoden zu nervenauftreibend für ihn gewesen? War es für ihn bloß eine Zeitverschwendung?

Cool, schaue auch TV. XD Schlaf gut.

Ella

Unerwartet spürte ich seine leichte Bewegung und seine Hand schloss sich plötzlich um meine. Mein Herz machte einen Satz, ehe es wild und aufgeregt zu flattern begann. Mit einem Mal breitete sich Wärme in mir aus. Ich stand leicht neben mir. Oder besser gesagt sehr, sehr neben mir. Was war nur los, dass selbst so eine sachte Berührung das pure Durcheinander in mir auslöste? Was machte er, dass ich so stark auf ihn reagierte? Etwas konnte doch nicht stimmen. Oder? In diesem Moment fühlte es sich aber nicht so an, sondern im Gegenteil. Es fühlte sich richtig an. Und genau das verunsicherte mich. Ich zog meine Hand jedoch nicht weg und sah wie benebelt zu dem Bildschirm, obwohl ich mich im Augenblick nicht auf den Film konzentrieren konnte.

Hallo.

Ell

Die sanfte und feste Berührung seines Daumens zugleich, beruhigten mich zutiefst. Das frustrierte Funkeln in meinen Augen verschwand. Stattdessen strahlte mein Blick eine positive Aufregung aus. Es... waren Schmetterlinge, die durch meinen Bauch flatterten. Das war unabstreitbar. Aber ich hielt mich nicht an dieser Tatsache auf, sondern genoss diesen Moment. Zumal ich nicht wusste, wie lange er anhalten würde. Erst als ich dachte, dass er sich auf den Film konzentrierte, schenkte ich ihm einen unauffälligen Seitenblick, um zu sehen, was er dachte. War er immer noch genervt? Oder hatte sich seine Laune ein bisschen gebessert? Wenn ja, läge es nicht daran, dass er meine Hand hielt, oder? Dieser Gedanke ließ meinen Herzschlag erhöhen.

Wie geht's? Bin afk.

Ella

Es war gut, dass ich saß, da ich das Gefühl hatte, meine Knie wären zu Pudding geworden. Ich blinzelte nervös und schaute wieder nach vorne, während ich im Sitz ein ganz kleines bisschen einsank. Ausgerechnet da kam eine Szene, in der der Held mit dem Bösewicht gekämpft hatte und schwer verwundet war. Die Heldin eilte zu ihm und umarmte ihn zitternd, während sie laut schluchzte. "Nevis, bleibe bei mir! Ich liebe dich, ich liebe dich!", sagte sie verzweifelt und er legte seine Hände auf ihren Rücken. "Ich liebe dich auch, Rosalie", erwiderte er kraftlos und schloss dann seine Augen. Unbewusst drückte ich leicht Blakes Hand und hielt den Atem an. Es wurde still im Kinosaal, einige sogen scharf die Luft ein. Ich spürte einen Druck auf den Augen und schniefte leise, als der Bösewicht nun auf die Heldin zielte, welche zuvor einen Kampf mit ihm hatte. Plötzlich riss ihm jemand die Waffe aus der Hand und die Kamera schwenkte um. Es war der Held, welcher am Leben zu sein schien und er besiegte ihn, bevor er zu seiner Geliebten ging und ihr half, aufzustehen.

Freut mich, mir gehts auch gut.

Ella

Blakes Stimme brachte mich in das Hier und Jetzt zurück und ich winkte hastig ab: "Nein, das ist nur... das ist nur wegen dem Staub. Irgendetwas ist wohl in mein Auge gekommen." Verlegen wischte ich mir über die Wange und sah ihn dann an. "Du möchtest wahrscheinlich schnell nach Hause gehen. Es tut mir leid, dass ich dich in einen Film gezwungen habe, den du dir nicht ansehen wolltest. Selbstverständlich werde ich dich zum Herrenhaus fahren und mich nicht in dein Handeln einmischen." Ich versuchte ein Lächeln und griff dann nach meiner Jacke und Tasche. Da fiel mir auf, dass seine Hand noch immer meine festhielt und ich hielt inne.

Ella

Ertappt strich ich eine Strähne hinter mein Ohr, als er das mit der lahmen Ausrede erwähnte. Dann schaute ich ihn wieder überrascht an. Hatte er 'Schon in Ordnung' gesagt? Also war der Film doch erträglich für ihn gewesen? Und er fragte mich gerade, ob wir zu einem Burgerladen fahren wollten? Als er seine Hand zurückzog, entspannte ich mich leicht, aber nur, weil ich nun wieder selbstsicherer wurde und mit ihm reden konnte, ohne zu erröten. "Gerne, wenn du möchtest", antwortete ich ihm verwundert, aber zustimmend und wir standen auf, um den Kinosaal zu verlassen.