Blake
Meine Hände verkrampften sich um die Griffe und mein Atem wurde schwerer, ich knirschte mit den Zähne: "Mum, ich will nicht darüber reden!" "Wir können diese Themen nicht totschweigen, sie fressen uns innerlich auf und ich möchte für dich da sein. Ich war halbes Jahr lang nicht für dich da gewesen, stattdessen hattest du dich um mich gekümmert und es sollte eigentlich umgekehrt sein. Es bricht mir einfach das Herz dich so unglücklich zu sehen", sprach sie trotzdem weiter. "Lass es gut sein. Ich komme klar und du hast keine Schuld", knurrte ich und entschlossen schob ich sie zurück ins Auto. "Das ist eine Lüge und das weiß du auch", meine Mutter drehte sich im Rollstuhl um, um mich anzusehen und ihre Augen blickten mich eindringlich an: "Blake, du bist noch jung. Du kannst dein Leben noch zum Gutem verändern. Du kannst wieder glücklich werden. Aber dafür muss du dich öffnen und mit deiner Vergangenheit Frieden schließen. Lass dich nicht von deiner Hass und Angst bestimmen. Du bist stark genug, um was Neues beginnen zu können. Du lebst nur einmal und ich möchte nicht, dass du später glaubst, dass das Leben finster ist. Du muss nur das Licht in deinem Leben zulassen und Ella kann dir dabei helfen. Ich sehe, dass du sie magst und sie dir guttut." Gereizt sah ich sie an. Was war nur los mit ihr?! Wortlos hob ich sie an und setzte sie in dem Auto ab. Den Rollstuhl verfrachtete ich in dem Kofferraum. Den ganzen Weg schwieg ich eisern und meine Mutter versuchte auch nicht mehr darüber zu reden. Doch als wir in der Garage des Herrenhauses waren, sagte sie plötzlich: "Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht mehr hier wohnen möchte. Ich möchte in eine gute Einrichtung für Senioren leben. Es gibt ein Wohnheim wo ältere Menschen wie in einem Studentenheim leben können, nur dass sie eigene Wohnungen besitzen. Es nennt sich zwar Seniorenheim, aber es anders aufgebaut. Es wird den fitten Senioren ermöglicht mit Gleichgesinnten leben zu können und neue Kontakte knüpfen zu können. Außerdem gibt es dort viele Freizeitangebote und auch medizinische-pflegerische Personal, falls Unterstützung gebraucht wird. Es ist eine nette Gegend." Ich starrte sie an und presste hervor: "Was erzählst du für ein Scheiß? Du gehst nicht in einem solchen Heim! Du bist nicht so alt und außerdem kann ich dich mit Allem versorgen!" "Blake, ich bin nicht mehr jung und in meinem Alter sind viele Großmütter, deren Enkelkinder schon fast herangewachsen sind. Ich habe dich sehr spät bekommen und zähle somit zu den alten Mütter. Ich möchte nicht, dass du mich versorgst. Deine Fürsorge rührt mich sehr, es zeigt mir wie lieb du mich hast. Aber ich möchte nicht eine Pflicht sein. Du hast für mich viel getan, es ist Zeit, dass ich mein Leben alleine regle und du endlich dein eigenes Leben gestalten kannst", sanft legte sie ihre Hand auf meinem Arm. Meine Muskeln spannten sich an: "Ich verlasse dich nicht und ich liebe dich. Wir können uns immer regelmäßig sehen. Es ist nur ein räumliche Trennung. Veränderungen im Leben kann auch was Gutes sein und es ist Zeit. Sowohl für dich, als auch für mich." "Aber du willst Klavierunterricht geben, das kannst du in einem Heim nicht tun!", meine Stimme war heiser. Sie zog leicht eine Augenbraue hoch: "Doch, das ist möglich. Wie gesagt es ist eher wie ein Wohnheim und kein klassischer Altenheim." Ich schüttelte den Kopf und stieg benommen aus. Mein Herz pochte unruhig in dem Brustkorb. Wortlos half ich meiner Mutter aus dem Auto und als Dean am Eingang erschien, ließ ich sie bei ihm stehen. Schnurstracks ging ich in meinem Arbeitszimmer und riss den Barschrank auf. Prompt fiel es mir ein, dass ich keinen Alkohol mehr hatte und wütend riss ich den kleinen Schrank zu Boden. Die neue Wendung gefiel mir ganz und gar nicht. Unruhig tigerte ich in dem Raum hin und her, raufte mir mehrmals die Haare. Warum plötzlich diese Einstellung?! Dann verdunkelten sich meine Augen, als ich die Antwort herausfand. Ich blieb stehen und zischte: "Ella."