Gehe offline, wünsche dir eine gute Nacht

Ella

"Blake!", erwiderte ich aufmüpfig und nun glühten meine Wangen verärgert. "Wenn du so weiter machst, werde ich das Boot ohne deine Erlaubnis am Hafen parken", sagte ich und drehte mich kurz zu ihm um, um ihn herausfordernd anzuschauen.

Ella

Bevor ich mich davon erholen konnte, dass seine tiefe Stimme sehr nah an meinem Ohr ertönte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Zufrieden seufzend erwiderte ich den Kuss und spürte ein starkes Kribbeln auf meinem ganzen Körper. Als er mich quasi umarmte, um nach dem Steuerrad zu greifen, verurteilte ich mich dafür, ihm meine Schwäche für ihn so deutlich zu zeigen. Wie lange würde das mein Herz mitmachen? Konnte er meinen erhöhten Herzschlag hören?
Im Grunde war es mir dann doch egal, als ich mich leicht an seine Brust lehnte und auf seine Erklärungen achtete. Oh oh, das war doch nicht so leicht, wie ich es mir gedacht hatte! "V-Vielleicht sollte ich das Boot doch nicht parken", gab ich nervös von mir und biss konzentriert auf meine Unterlippe. Uff, es wurde wirklich knapp. "Vielleicht wäre es besser, wenn du..." Erschrocken brach ich ab, als wir dem Anliegeplatz gefährlich nahe kamen und hielt das Steuerrad fester. Da hatten wir auch schon geparkt. Verdattert blinzelte ich und atmete erleichtert aus. "Puh, ich dachte, es wäre knapp", gab ich ehrlich zu und war froh, dass alles gut gegangen war. Aber dafür hatte Blake auch gesorgt.

Hallöle

Ella

Ich dachte über seine Worte nach und nickte anschließend Einsicht nehmend. Dadurch parkte ich ruhiger und als ich es tatsächlich geschafft hatte, drehte ich mich begeistert zu ihm um - oh, wir waren uns nahe. Sehr, sehr nahe. Mein Herz schlug erneut doppelt so schnell.
Blakes Kommentar ließ mich jedoch kurz inne halten und dann lächelte ich breit: "Soso, der Brummbär kann auch scherzen!" Sanft drückte ich ihm einen Kuss auf seine Wange, ehe ich mich unter seinem Arm hindurch bewegte und nach hinten winkte. "Aye, Capt'n, das Boot ist erfolgreich eingeparkt. Wollen wir uns auf den Weg machen?", fragte ich ihn fröhlich und musste lachen.

Alles gut?

Ella

Nachdem ich ihm gefolgt und er das Tor am Steg wieder verriegelt hatte, sagte ich neben ihm beschwingt herlaufend: "Du könntest ruhig öfter lachen, es steht dir super gut und außerdem ist das gesund! Vielleicht sollten wir mal eine Lachtherapie besuchen? Ich kenne eines in..." Während wir auf dem Weg zu dem Auto waren, erzählte ich ihm von Erfahrungen meiner Tante Oda und vermutlich war er bald darauf genervt, weil ich ihm nun von dem Goldfisch und der vorstehenden Hochzeit meiner anderen Tante erzählte. Zugleich war das Fenster des Autos geöffnet und eine leichte Brise wehte hinein.

Jap alles gut Dankeschön, wünsche ich dir auch

Ella

Wir kamen an und ich ging davon aus, dass Blake aussteigen und um Ruhe bitten würde, doch er tat etwas Anderes. Wir blieben sitzen und plötzlich erzählte er mir über Mrs. Ò Farells Wunsch, auszuziehen. Schwer schluckte ich und brauchte ein paar Sekunden, um diese Nachricht zu verarbeiten, ehe ich vorsichtig wieder zu ihm herüberblickt. "Und was denkst du darüber?", fragte ich ihn sanft und sah genau, dass er einen mürrischen Gesichtsausdruck hatte. Egal, für wie kalt ich Blake fälschlicherweise am Anfang gehalten hatte, mit der Zeit hatte ich eines trotzdem erkannt: Er sorgte sich sehr um seine Mutter und versuchte sie immer und überall zu beschützen. Ihre Entscheidung musste ihn sehr getroffen und gleichzeitig auch besorgt haben. Er war nicht bereit, sie selbstständig sein zu lassen.
"Blake", flüsterte ich und legte meine Hand zaghaft auf seine. "Mrs. Ò Farell ist eine starke, sorgende und humorvolle Frau. Sie verbreitet Zuversicht um sich herum und ist zu jedem freundlich, dem sie begegnet. Ich bin mir sicher, dass auch andere ihre Liebenswürdigkeit zu schätzen werden wissen. Sie wird sicher Freunde finden und soziale Kontakte knüpfen, die sie braucht. Denn sie ist nicht gerne alleine und sie tauscht sich sehr gerne mit anderen aus." Beruhigend strich ich mit meinen Fingern über seinen Handrücken und sah ihn verständnisvoll an. "Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen um sie machst. Dass du verhindern möchtest, dass jemand ihr weh tut. Ich weiß, dass du sie beschützen möchtest." Ich machte eine kurze Pause und atmete leise ein. "Aber sie ist eine erwachsene Frau und sie möchte ihre Träume verwirklichen. Ich bin mir sicher, dass sie gut über die Einrichtung recherchiert und nur den Ort ausgewählt hat, weil er ihr vertrauenswürdig erschienen ist. Dein... Vater...", nun zögerte ich, "Hat sie in diesem Haus eingesperrt. Für Jahre. Er wusste, dass sie wie eine Blume ohne die Sonne vergehen würde, wenn er sie von ihm abhängig machen würde. Blake... Ich will dir damit nicht sagen, dass du das Gleiche tust. Das würde ich niemals! Ich weiß, dass du nicht wie dein Vater bist! Davon bin ich von tiefstem Herzen überzeugt. Und ich zweifle nicht daran, dass Mrs. Ò Farell dich niemals gehen lassen wird. Sie wird immer für dich da sein, sich immer um dich sorgen und immer erreichbar für dich sein, wenn ihr euch vermisst. Es ist nur..." Ich suchte seinen Blick auf. "Lasse sie frei von diesem Haus und den Erinnerungen. Sie hat das mehr als nur verdient, glücklich zu sein." Traurig und mitfühlend legte ich meine andere Hand auf seine Wange, um diese zärtlich zu streicheln.

Ella

Leicht zuckte ich zusammen und meine Hände blieben in der Luft stehen, als er aus dem Wagen ausstieg. Langsam senkte ich meinen Blick und meine Hände, bevor ich ihm entschieden folgte. An dem See holte ich Blake ein und fasste nur leicht seinen Arm, damit er stehen blieb. Ich wusste, dass er in solchen Situation Körperkontakt vermeiden wollte. "Du wirst nie alleine sein, deine Mom wird dich nicht gehen lassen. Sie wird dich immer lieben und sie wird immer ihre Arme ausbreiten, wenn du sie sehen möchtest. Dean ist auch noch da und wird dich nicht im Stich lassen." Traurig und mitfühlend zugleich fuhr ich fort: "Und ich werde dich auch nicht im Stich lassen, nie. Das verspreche ich dir, Blake. Solange du nicht wirklich möchtest, dass ich gehe, werde ich das nicht tun. Erinnerst du dich an meine Worte? Dass ich niemals aufgeben würde? Ich habe dich nicht angelogen." Tränen bildeten sich in meinen Augen, aber dennoch rang ich mir ein bewegtes Lächeln ab.

Ella

Seine bebende Stimme zu hören und seine Anspannung zu spüren brach mir das Herz. Es machte mich traurig, ihn so mitgenommen und verletzt zu sehen. Ich konnte ihn verstehen, sehr gut sogar. Tröstend legte ich meine Hände auf seinen Rücken und begann ihn sanft und behutsam zu streicheln. "Ich auch", flüsterte ich, schluckte leise und sagte dann: "Aber sie wird dich nicht ein zweites Mal erreichen. Du bist nicht alleine."


(sie= die Einsamkeit)"

Ella

Auf seine Worte hin musterte ich ihn besorgt, doch ich ließ es zu. Blake würde heute nicht mehr mit mir darüber werden. Mittlerweile hatte ich ein leichtes Gespür dafür bekommen, wann er manche Themen nicht mehr ansprechen wollte. So drückte ich nur sanft seine Hand, als ein Zeichen dafür, dass ich zuversichtlich war. Da betraten wir das Herrenhaus.

Guten Abend

Ella

Als wir auf Dean und Mrs. Ò Farell trafen, begrüßte ich beide freundlich und nachdem Blake Mrs. Ò Farells Frage ausgewichen war, lief er die Treppen nach oben. Traurig und nachdenklich sah ich ihm hinterher, ehe ich mich an Mrs. Ò Farell wandte. Diese schaute noch immer zu den Treppen und beruhigend legte ich meine Hand auf ihren Arm. "Es wird alles in Ordnung werden, glauben Sie daran", sagte ich verständnisvoll zu ihr und sie tätschelte seufzend meine Hand. "Danke, Ella." Aufmunternd lächelte ich ihr zu und als ich die Treppen hochlaufen wollte, blieb ich stehen. "Lassen Sie mich Ihnen helfen, Mrs. ò Farell", sagte ich zu ihr und brachte sie in ihr Bett. Nachdem ich auch ein Glas Wasser auf ihrem Nachttisch bereitgestellt hatte, lief ich wieder in den Flur, um zu dem Gästezimmer zu laufen. Auf dem Weg begegnete ich noch einmal Dean und wünschte ihm eine gute Nacht, was er mit einer höflichen Kopfbewegung entgegnete. Am obersten Treppenabsatz blieb ich stehen und blickte hinüber zu Blakes Zimmer. Seufzend ließ ich meine Schultern sinken und ging ich daraufhin in das Gästezimmer.

Super und dir

Ella

Nach einer halben Stunde hielt ich es nicht mehr aus und lief aus dem Zimmer. Ich wusste, dass es spät war, aber wenn Blake noch nicht eingeschlafen war, dann würde er mein Klopfen hören. Leise klopfte ich daher an. "Blake?", flüsterte ich.