Gute Nacht <3
Tana
Sein Kuss kribbelte bis in die Zehenspitzen. Ich schmolz dahin, wollte mehr, hielt mich aber zurück. Dafür hatten wir noch später Zeit. Erst einmal war ich gespannt, wie das Gegenmittel aussah, das er entwickelt hatte. > Das freut mich zu hören. Damit können wir den Leuten helfen, die sonst den Tod finden würden, wenn wir das nicht hätten.< meinte ich ernst.
Wir gingen ins Wohnzimmer und ich setzte mich auf die Couch. > Wie viele haben wir denn genau?< erkundigte ich mich. Mein Blick war auf sein Gesicht gerichtet. Kaum zu glauben, dass ich ihn nach der sehr kurzen Zeit vermisst hatte.
Alvaro
Ich holte alles aus diesem Wagen heraus, bis der Zeiger der Geschwindigkeitsanzeige in den roten Bereich schnellte. Mir fiel es nicht schwer, auf der Straße zu bleiben und nicht irgendwo aus der Kurve zu fliegen, denn ich war so konzentriert wie nie. Dabei sammelte sich Schweiß in meinem Nacken. In meinem Inneren herrschte das reinste Chaos. Ich hatte Angst um Thekla. Wirklich große Angst. Seit ich sie kennengelernt hatte, war sie von einer Gefahr in die andere gestampft und jedes Mal aufs Neue hatte ich sie davor bewahrt, frühzeitig ins Gras zu beißen.
Doch ausgerechnet jetzt, wegen mir, kämpfte sie mit einem Fluch, den man nur mit einem Gegenfluch überwinden konnte. Schuldgefühle zerfraßen mich, obwohl ich nicht direkt schuld für all das war. Meine Vernunft wusste das, der Rest allerdings nicht. Ich biss die Zähne fest zusammen und schaute erneut zu Thekla.
Das pochende Organ in meiner Brust verkrampfte sich. Ich fühlte mich zurückversetzt in die Zeit, als ich zuerst Irene, dann Kian und schlussendlich Veena verloren hatte. Mit noch einem weiteren Verlust würde ich nicht klarkommen. Ich schaffte das einfach nicht.
Kaum blieb ich mit quietschenden Reifen hinter dem Restaurant stehen, sprang ich aus dem Wagen, eilte zur Tür und klopfte so wie letztes Mal. Ich musste all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht die Tür einzutreten und herumzubrüllen. Wieder öffnete mir derselbe glatzköpfige Kerl. > Hast du etwas vergessen?< brummte er.
> Ich muss dringend in den Underground, es ist ein Notfall.<
Ehe er etwas sagen konnte, hastete ich zurück zum Wagen, hob Thekla auf die Arme und sah ihn zur Seite treten, als er sie in ihrem kläglichen Zustand erblickte. Wie gut, dass der Kerl zu so etwas wie Mitgefühl fähig war, sonst hätte ich ihm eiskalt die Birne weggepustet.
Ich sprang in das Portal, spürte den ekelhaften Sog und rannte sofort los, als wir in der Gasse landeten, in der ich vor nicht allzu langer Zeit entlangspaziert war. Das Geschäft des alten Mannes fand ich ziemlich schnell. Einfach alles geschah in zügigem Tempo und die Angst schnürte mir die Kehle zu. Was, wenn der ganze Prozess der Heilung zu lang andauerte und sie dabei starb? Wenn sie in meinen Armen zu Stein erstarrte?
> Sprich nicht, bleib ruhig. Alles wird gut.< murmelte ich zum wiederholten Male. Ich stieß die Tür mit der Schulter auf und entdeckte den gebeugten Mann hinterm Tresen. Er hob eine buschige, graue Braue und gab ein Schmatzen von sich. > Sieht aus, als hätte sie sich entschieden.< sagte er bloß und wies mich an, sie auf eine Matte zu legen, die auf dem Boden lag. Vorher hatte sie dort nicht gelegen. Mit wild klopfendem Herzen und schweißnassen Händen legte ich sie behutsam ab und bemerkte die Starre in einigen Gliedern. Die Zeit lief davon und nicht einmal meine spezielle Fähigkeit konnte ihr helfen. Ich hasste diese Hilflosigkeit, hasste es zu überleben, während andere mit dem Tod rangen.