Aurora
Als das Morgenlicht durch das Fenster der Kajüte schien, wachte ich benommen auf und fühlte mich keineswegs ausgeruht. Was nicht wunderlich war bei den Albträumen, die mich heimgesucht hatten und langsam richtete ich mich mit einem herzhaften Gähnen auf. Kyla schien schon das Bett verlassen zu haben und ich fragte mich wie spät schon der Morgen war. Die schwere Tür öffnete sich und meine Zofe Eve erschien mit einem Silbertablett. "My Lady, einen guten Morgen wünsche ich Ihnen", sie goss einen Krug Wasser in einer Schale. "Habe ich das Morgenmahl verpasst? Warum wurde ich nicht geweckt", erkundigte ich mich und krempelte die Ärmeln meines Nachtkleides hoch, um mein Gesicht waschen zu können. "Die Königin verlangte Sie ausschlafen zu lassen und Ihnen das Morgenmahl ans Bett zu bringen", antwortete gehorsam Eve und ich setzte mich an den kleinen Tisch hin, wo das Silbertablett abgestellt wurde. "Danke, Eve", ich nahm ein Gebäck in die Hand und begann zu speisen. Währenddessen glättete Eve mein Reisekleid von gestern und breitete es sorgfältig auf dem Bett aus. Nach der kleine Morgenmahl zog ich mir das Kleid an und Eve schnürte mir am Rücken das Kleid zu. Auch meine Zofe würde mich nach der Hochzeit verlassen, ich würde eine neue Zofe zugestellt bekommen, die in den Palast des Feuerclans tätig war. Ich setzte mich auf dem Hocker, damit Eve mir das Haar machen konnte. Doch in diesem Moment öffnete sich erneuert die Kajüte und in den Spiegel sah ich meine Mutter hereintreten. "Eve, ich werde das übernehmen", meinte meine Mutter sanft und respektvoll machte meine Zofe vor ihr einen Knicks: "Ja, euer Hoheit." Mit diese Worten zog sie sich aus der Kajüte und meine Mutter griff nach dem kunstvollen Kamm. "Konntest du schlafen?", der Kamm strich durch meinem Haar. "Einigermaßen", sprach ich die Halbwahrheit aus. Sie legte den Kamm beiseite und begann mein Haar zu gestalten. Still musterte ich in den Spiegel meine Mutter. Sie war eine wunderschöne und anmutige Frau. Ihr goldschimmerndes Haar war kunstvoll hochgesteckt, sodass es würdenhaft aussah und auf ihrem Kopf zierte sich eine zierliche Diadem. Der Reif war von blauschimmernde Perlen besetzt, sehr kostbare Perlen unsere Reiches und in der Mitte thronte ein tränenförmiges Aquamarin mit den dunkle Wellenlinien. Kyla und Balan hatten ihr goldenes Haar geerbt, ich und Rían hingegen das Haar meines Vater. Aber ich besaß als die Einzige die Augen meiner Mutter, die Augen meines Vaters und meiner Geschwister waren meerblau. Sie begann die äußeren Haarsträhnen zu einem Kranz zu flechten, während der hintere Teil wie ein Wasserfall über meine Schultern floss. Geschickt steckte sie kleine zierliche weiße Perlen in die Flechtfriseur. "Du siehst wunderhübsch aus", lächelte meine Mutter zärtlich, als sie mich in den Spiegel musterte. "Du siehst hübscher aus", erwiderte ich sofort. An ihrem Schwanenhals hing eine blaue perlenbesetzte Kette und der Anhänger war ebenfalls ein Aquamarin. An ihrem rechten vierten Finger schmückte sich der Ehering mit eine filigrane weiße Seerose mit einem Goldinneren. Ich blickte auf meine Fingern, bald würde bei einem Finger ebenfalls von einem Ehering geschmückt werden. Sie gab mir einen Kuss auf den Scheitel: "Gegen Mittag erreichen wir den Hafenstadt des Ignis Imperiums. Die Sonne steht schon bald am höchsten Punkt." Ich schluckte leise und wieder hatte ich das mulmige Gefühl, in meinem Magen war ein Steinbrocken aus Angst und Ungewissheit. Morgen früh würden wir den Feuerpalast erreicht haben, da wir die ganze Nacht durchreiten würde. "Mutter, ich habe gehört sie sind ganz unsanft bei einer Hochzeitsnacht", platzte es aus mir hinaus und meine Fingern vergruben sich unruhig in das seidige Stoff des Kleides. "Die Königsfamilie sind keine Barbaren, höre nicht auf das Geschwätz der Anderen, die ebenfalls ungewiss sind. Egal welchem Reich man angehört, wenn eine Frau nicht für ihren Ehemann Leidenschaft empfindet, ist das für jede Frau unterschiedlich unangenehm. Für den Fall, habe ich dir mit Mitteln vorgesorgt, die dir das erleichtern. Natürlich wäre es viel angenehmer, wenn du deinen Zukünftigen anziehend findest. Aber zerbreche dir jetzt nicht darüber den Kopf, gibt ihm eine Chance euch in der Woche vor der Hochzeit kennenzulernen." Die Antwort milderte nicht die ganz Angst, doch es beruhigte mich, dass ich erleichternde Mitteln besaß. "Ich gehe zu deinem Vater, er wollte mit mir was besprechen", sie gab mir einen Kuss auf dem Kopf und ließ mich alleine. Wehmütig blickte ich ihr nach, sie würde ich besonders vermissen. Die Ehe zwischen meinem Vater und meiner Mutter war eine Liebesbeziehung, natürlich auch eine Vernunftehe. Wäre meine Mutter nicht aus einer hochadelige Familie, hätte mein Vater sie niemals heiraten können. Sie hatten sich bei dem Königsball ineinander verliebt, als mein Vater damals auf der Brautsuche war. Ich zweifelte, dass bei mir eine Liebesbeziehung entstehen konnte. Dafür waren wir zu unterschiedlich. Meine Augen wanderte zu einer Truhe, in der sich mein Hochzeitskleid verbarg. Es war ein wunderschönes Kleid und ich wünschte mir ich hätte Grant als meinen Gemahl. Er war ein edelmütiger Mann mit der faszinierende Gabe das Wasser temperieren zu können, er konnte das Wasser zu Eis erstarren lassen. Und er war ein wunderbarer Erzähler, er ließ die Geschichten lebendig wirken, sodass das Gefühl aufkeimte selbst dabei gewesen zu sein. Gäbe dieses Arrangement nicht, wäre er sicherlich mein zukünftiger Gemahl geworden und ich hätte dagegen keine Einwände gehabt. Er war bei den Besuche im Palast stets freundlich und zuvorkommen gewesen. Meine Augen wanderte zu eine kleinere Truhe, dadrinnen befand sich mein Mitgift. Ich erhob mich und verließ die Kajüte. Das Schiff schwanke kaum noch, da wir weit auf dem Meer war. Einen Moment blinzelte ich in der Sonne und sah uns zwei andere Schiffe folgen, es waren unsere Kriegerflotte, die uns beschützen würden. "Da ist ja unsere Langschläferin", Kyla umarmte mich kichernd. "Ich bin schon eine Weile wach", erwiderte ich und musste lächeln. Nur am Sonntage durften wir uns normalerweise länger ausruhen, an den anderen Tagen hatten wir wichtige Verpflichtungen. "Ich habe soeben einen Wal sichten können, er sah wunderschön aus", schwärmte meine Schwester und ich fand es schade den Wal selbst nicht gesehen zu haben. Das musste ein eindrucksvoller Anblick gewesen sein.