Aurora
Als ich daraus was erwidern wollte, hörte ich den Alarmgong und wir alle saßen einen Moment erstarrt am Tisch. Mutters Worte wurden zur Realität. „Los, aufstehen. Wir haben nur noch ungefähr eine Stunde. Derweilen versucht unsere Außentruppen sie aufzuhalten, damit wir die Bewohnern evakuieren können. Packe eure nötigste Sachen ein, in zehn Minuten seid ihr am Gartentor!“, befahl Mutter uns und Lucjan begann zu wimmern. Er schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. „Es wird alles gut werden“, flüsterte ich in seinem kleinen Ohr, um ihm zu beruhigen. Jetzt raste mein Herz unaufhaltsam. Eilig standen wir auf und ich rannte in meinem Zimmer. Durch die Flucht mit Zen hatte ich gelernt nur das Wichtigstes einzupacken, um das Überleben zu garantieren. Also nur Kleidungen einzupacken, die praktisch waren und in den Nächten genug wärmen konnten. Wer wusste, wie lange wir in der geheime Unterwasserstadt sein würden. Andere Gegenstände ließ ich in meinem Zimmer liegen, auch wenn mein Herz ein wenig an ihnen hingen. Doch sie würden mich nur hindern und ich hatte nicht mehr die Zeit sie einzupacken. Mir war nur meine Kette wichtig, die Ohrringe und das Ehering. Mit einem Wächter ging ich zum Gartentor, der in den Garten führen würdet. Dort waren bereits die Anderen. Rían wirkte sehr aufgeregt: „Ich möchte aber kämpfen, Mutter! Ich bin bald 16!“ „Nein. Das erlaube ich dir nicht und auch dein Vater würde es nicht wollen“, blieb sie streng. Er kniff leicht seine Augen. „Rían, du solltest dich nicht nach einem Kampf sehnen. Glaube mir, du hast Glück nicht kämpfen zu müssen. Denn das ist kein Spaß, das ist eine harte Wirklichkeit, in denen Menschen verletzt werden und sterben. Das möchtest du nicht sehen, glaube mir“, sagte ich ruhig zu meinem jüngeren Bruder, denn ich wusste wovon ich sprach. „Eurer Hoheit, wir müssen aufbrechen“, wandte sich ein Wache an Mutter. Sie nickte: „Auf zum Teich!“ In eilige Schritte erreichten wir den Teich und die Wachen stellten sich an jeder Ecke. Dann ließen sie das Wasser in die Höhe wandern, sodass es wie eine Wasserwand aussah. Auf dem Boden des Teichs ein kreisrunder Stein. Zwei Wachen schoben ihn zur Seite und es entpuppte uns ein Loch mit einer Treppe. „Diesen Geheimweg kenne ich noch nicht!“, sagte mein jüngerer Bruder. Ich war auch nie dort gewesen, aber ich wusste von seiner Existenz. Auch Kyla. Nur Rían hatte wohl nicht aufgepasst, als Vater über Geschichten der Vergangenheit erzählt hatte. „Ihr geht los. Ich werde euch nachgehen. Ich kann die Verletzte nicht alleine lassen und werde beim Transport helfen“, Mutter gab uns rasche Küsse. „Mutter!“, rief ich überrascht von dieser Wendung, doch der Wache schob mich entschlossen zu der geheime Treppe: „Ihr müsst jetzt reingehen.“ Lucjan begann noch mehr zu wimmern, ihm war der Gang nicht geheuer. Tief atmete ich ein und ging die Treppe runter. Ich drehte mich um, wo ich Mutter sah und dann war ich mit meine Geschwister und mit meinem Sohn in den Gang verschwunden mit ein paar Wachen. Ich hörte, wie der Stein wieder das Loch zuschloss und dann war es einen Moment dunkel bis ein Fackel angezündet wurde. „Folgt mir!“, forderte ein Wache uns auf. „Was ist aber mit Mutter?“, fragte Kyla ängstlich. „Keine Sorge, sie wird nachkommen wie besprochen. Ihr wird nichts geschehen“, versuchte ich sie zu beruhigen, auch wenn ich wusste, dass es schwerer war die Verletzten in Sicherheit zu bringen. Aber ihr durfte einfach nichts geschehen. Ich wollte meine Familie nicht verlieren. Das wäre zu schmerzhaft. Dabei musste ich an Zen denken, es hatte ihn gebrochen seine Familie zu verlieren und ich hatte zum Glück geschafft ihn aus seiner Finsternis zurückzuholen. Sonst hätte er sich vielleicht selbst vernichtet. Ich biss auf meine Unterlippe und wir erreichten einen unterirdischen See. „Woaa“, staunte Rìan. Der See schimmerte in einem seltsamen Licht, was an den Mondsteine an den Wände lag. Lucjan begann jetzt lauter zu werden, ihm gefiel der Ort nicht. Lag es an dem Wasser? An der Umgebung, die für ihn unheimlich war? „Lucjan, ich bin bei dir und beschütze dich“, murmelte ich und drückte mein Sohn enger an mich: „Es wird dir nichts passieren. Das Wasser ist auch ein Teil von dir, es kann dir nicht wehtun.“ Tatsächlich begann er sich zu beruhigen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Sohn schon viel mehr verstand, als er nach seinem Alter sollte. Es musste an den schnellen Wachstum liegen, denn da reifte auch das Hirn schneller. „Wir werden gleich durch das Wasser gehen, da unten gibt es einen Wassertunnel. Wir erschaffen ein paar Luftblasen um uns herum, damit wir uns auf dem Grund bewegen können“, erklärte ein Wache: „Der Tunnel ist lang und führt zu einer unterirdische große Höhle, wo sich die Unterwasserstadt verbirgt.“ „Ist das die Stadt, die Kalypso angeblich überflutet hat?“, fragte Rìan. „Nein, es war eine Insel gewesen“, antwortete Dieser. Die Frage ließ mich innehalten und mit einem Mal sah ich es ganz klar. Es hatte seinen bestimmten Grund gehabt, dass ich ihr Erbe in mir trug. Es war Schicksal diese Fähigkeit nochmals einzusetzen, um die Stadt vor einem großen Übel zu beschützen. „Kyla, nimm Lucjan“, ich drückte ihr meinen Sohn. „Was ist los?“, fragte sie misstrauisch und ängstlich sogleich. Tief atmete ich ein: „Ich kann euch nicht begleiten. Jetzt weiß ich, was ich tun muss. Ich muss meinem Erben antreten, den Kalypso mir vermachtet hat.“ Meine Geschwister sahen mich erschrocken an. „Das meinst du doch nicht ernst?“, rief Kyla: „Was ist mit Lucjan?“ Mit voller Schmerz sah ich meinem Sohn an, denn ich konnte nicht sichergehen, das ich heil davon kommen konnte. Aber ich würde mein Bestes geben und alles tun, um zu ihm zurückzukehren. „Ich muss es tun“, blieb ich dabei und küsste auf die Stirn meines Sohnes: „Vergiss niemals, dass deine Eltern dich unendlich lieben und für dich alles tun würden, damit du eine friedvolle Zukunft bekommst. Und bleibe dir immer treu, folge deinem Herzen, mein Sonnenschein.“ Es sollte kein Abschied sein, aber ich wollte diese Worte sagen, für den Fall, dass es vielleicht ein letztes Mal war. „Das ist doch verrückt! Ihr müsst sie aufhalten!“, rief Kyla voller Angst. „Prinzessin Aurora…“, setzte ein Wache an. „Nein. Ihr könnt mich nicht umstimmen, ich muss das tun. Das ist meine Bestimmung“, ernst sah ich ihn an. Dann nickte er langsam: „Dann werde ich euch folgen, Prinzessin Aurora.“ „Ich liebe euch und vertraue immer auf eure Herzen“, sprach ich zu meine Geschwister, gab ihnen einen Wangenkuss und kehrte zu der Treppe zurück. Meinem Sohn und meine Geschwister weinen zu hören, tat in meinem Herzen weh. Aber ich drehte mich nicht um, sondern verließ mit den Wache den geheimen Ort. Sie waren in Sicherheit, das war die Hauptsache und jetzt sorgte ich dafür, dass alle auch in Sicherheit bleiben konnten. Dass die Stadt nicht verloren gehen würdet.