Der treue Sohn eines Mafiabosses.
Intelligent, stark, arrogant.
Gefährlich.

Jonathan
Schnellen Schrittes wandere ich einen der endlos erscheinenden Korridore hinunter.
Er hat mich zu sich zitiert, ohne mir zu sagen worum es ging.
Sofort habe ich mein Training beendet, was mein verschwitztes, zerzaustes Aussehen erklärt.
Wenn er einen von uns ruft, bleibt keine Zeit. Für nichts.
Ich stoße die riesigen Türen auf und trete in einen kühlen Raum, sein Büro. Die Luft ist eine wahre Wohltat, bedenkt man die brühenden Temperaturen, welche derzeit herrschen.
Vor der riesigen Glasfront, wartet er bereits auf mich.
Ohne sich mir zuzuwenden, begrüßt er mich.
"Jonathan. Ist alles soweit bereit?"

Jonathan
Ich stelle mich neben ihn und versuche herauszufinden, was er mit seinem Blick fokussiert, kann allerdings nichts bis auf den Hudson und ein paar Schiffe erkennen.
"Es ist alles soweit vorbereitet. Wir warten nur noch auf dein okay.", antworte ich und wende mich zu ihm.
In den letzten Jahren, ist er stark gealtert. Ein paar Falten umspielen seine Augen und sein einst tiefschwarzes Haar wird von einigen, dichten, grauen Balken durchzogen.
"Ausgezeichnet..", murmelt er, sein Blick fixiert noch immer den Fluss.
"Ich überlasse die Ausführung ganz dir. Ich denke ich muss dir nicht mehr erzählen, wie wichtig diese Sache ist. Ich vertraue dir, Jonathan. Auch wenn du jünger als Eric und Dominic bist."
Eric und Dominic. Meine Brüder. Ich muss schon beinahe lächeln.
"Dein Vertrauen ist gut angelegt. Mach dir keine Sorgen.", sage ich kühl und blicke nun ebenfalls noch einmal nach draußen.

Jonathan
Wir besprechen noch ein paar Details, ehe er mich entlässt.
Ich mache mich auf den Weg zu meinem Apartment und gehe den Plan noch einmal Stück für Stück durch.
Das Dinner findet heute Abend statt. Wir überwältigen den Chauffeur und bringen sie in eines unserer zahlreichen Quartiere. Dort behalten wir sie, bis wir bekommen, was wir wollen.
Ich fahre mir durch die Haare und beschließe eine Dusche zu nehmen.

Jonathan
Lediglich mit einem Handtuch bekleidet verlasse ich das Bad.
Ich rubble mir gerade die Haare trocken, als mir etwas ins Auge springt.
Ein Zeitungsartikel. Stirnrunzelnd versuche ich mich daran zu erinnern, wann ich mir das letzte Mal eine Zeitung gekauft hatte. Zur Zeiten von Social Media und Smartphones, ist das doch gar nicht mehr nötig.
Ich schüttle den Kopf. Nein. Ich habe mir keine Zeitung gekauft.
Vorsichtig nähere ich mich dem Papier, als könnte es eine Bombe sein.
Unter den Artikel wurde etwas mit einem Kugelschreiber geschrieben.
"Hey, Kleiner. Tu mir einen gefallen und lass mir etwas übrig.", lese ich die Notiz laut vor und runzle die Stirn.
Eric. Bei genauerem betrachten erkenne ich, dass es sich bei dem Artikel um unser Ziel handelt. Und der Artikel ist von morgen. Die Kleine soll heute verlobt werden. Ich sehe mir das Bild einmal näher an. Es ist nicht das erste Bild, welches ich von ihr sehe. Aber es ist das erste, professionell aufgenommene Foto.
"Hmm..", mache ich nur und denke über Erics Notiz nach.

Jonathan
Ich schüttle den Kopf und lege das Papier zur Seite.
Wenn wir hier fertig sind, kann er sie für seinen Prostitutionsring haben. Sie wäre nicht die erste.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, das ich langsam los muss. Immerhin gibt es noch eine ganze Menge vorzubereiten.
Ich schnappe mir ein paar Klamotten und ziehe mich an. "Das viele Training, zahlt sich aus.", murmle ich, während ich mich im Spiegel betrachte. Ich trainiere nicht, um gut auszusehen. Ich trainiere, weil ich es muss. Das gute Aussehen hatte ich schon immer. Wenn ich einmal die Zeit dazu finde, mit meinen Brüdern auszugehen, bin es in 9 von 10 Fällen ich, der in einem fremden Bett aufwacht. Zum Missfallen meiner Brüder. Wen kümmerts.

Jonathan
Als ich eintreffe, haben meine Männer bereits gute Arbeit geleistet.
Misko hat den Fahrer außer Gefecht gesetzt, ihm die Uniform und sein Handy genommen.
Zufrieden steige ich hinten ein, ein paar Kabelbinder und Betäubungsmittel erwarten mich bereits.
"Die Route ist dir bekannt?", schaue ich Misko mit einem durchdringenden Blick an.
"Ja. Es ist alles klar. Sie wird jeden Moment hier auftauchen.", grinst er, stolz auf seine Leistung.
Ich wende meinen Blick ab. Ich bin innerlich vollkommen angespannt, vollgepumpt mit Adrenalin. Diese Sache darf nicht schief gehen. Diese Sache darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Jonathan
Die Sekunden ziehen sich wie Stunden. Dann, endlich, geht die Türe auf.
Die Kleine ist total abgelenkt, bemerkt mich nicht und versucht ihr Handy zu verstauen.
Plötzlich hebt sich ihr Kopf und sie sieht mich verwirrt an, fragt, ob sie im falschen Wagen säße. Ich muss Lächeln.
"Nein, Süße. Du bist hier genau richtig.", zwinkere ich ihr zu, ehe ich sie packe und ihr ein Tuch auf Mund und Nase drücke. Sie wehrt sich zwar, hat jedoch keine Chance. Als sie schließlich aufhört zu zucken, binde ich ihr Hände und Füße zusammen und verbinde ihr die Augen.
"Fahr.", sage ich kühl, als ich Miskos Blick auf mir spüre.

Jonathan
Vollkommen zufrieden mit dem Verlauf dieser Operation, betrachte ich nun das Mädchen, welches bewusstlos neben mir auf der Rücksitzbank liegt.
Sie muss ungefähr in meinem Alter sein. Mein Vater hat mir nicht viel über sie erzählt.
Er sagte nur, das sie uns eine Menge Geld und Einfluss in die Hände spielen wird.
Es ist nicht das erste Mal, das ich bei solchen Dingen meine Hand im Spiel habe. Wir werden oft los geschickt, um irgendwelche Familienmitglieder einflussreicher, steinreicher Personen zu entführen. In den meisten Fällen enden unsere Opfer entweder in einem Prostitutions-Ring, oder unter der Erde. Sie können sich an nichts mehr erinnern, dank eines speziellen Präparats, entwickelt von einem guten Freund der Familie. Freund.. ein nützlicher Handlanger, welcher zu seinem Glück nicht in Ungnade bei meinem Vater geraten ist. Wie auch immer. Dieses Mädchen hier, wird vermutlich unter der Erde landen. Sie ist hübsch, passt jedoch nicht ins Rotlicht-Milieu. Dazu ist sie zu gradlinig. Ich spüre den Blick unseres Fahrers auf mir ruhen und bemerke gar nicht, das wir zum stehen gekommen sind.
"Boss. Wir sind da..", murmelt er und betrachtet mich neugierig.
Sofort finde ich zurück in die Realität und entferne mich von den Gedanken, was aus ihr werden könnte.
"Was sitzt du da noch rum? Beweg dich!", knurre ich und reiße die Türe auf.

Jonathan
Als sie ihr Bewusstsein pünktlich zu unserer Ankunft zurück erlangt, sehe ich schweigend dabei zu, wie Misko und Eric sie aus dem Wagen zerren und in das düstere, alte Gebäude schleppen.
Ich folge ihnen und sehe belustigt dabei zu, wie sie vor sich hin zappelt.
Wie ein Fisch an Land. Wir werden bereits von einem der hochrangigen Männer meines Vaters erwartet, welcher mir zufrieden zulächelt.
"Gute Arbeit.", begrüßt er mich und die anderen, während er uns andeutet ihm in den Keller zu folgen. Eric platziert sie auf einer fleckigen Matratze und reibt sich erschöpft über den Oberschenkel.
"Das Biest hat mich erwischt..", jammert er und ich rolle mit den Augen.