Tana
Ich spürte, wie meine Lider und der Rest meines Körpers träger wurde, auch wenn die Gänsehaut weiter bestand. In meiner Brust herrschte wohlige Wärme, aber ich vernahm auch das Flüstern der Schatten, die ich völlig vergessen hatte. Jetzt, wo mir der Eisberg bewusst wurde, versteifte ich mich ein wenig und griff nach hinten, um Naveens Hand zu fassen zu kriegen. Mir wäre es lieber, wenn er auch andere Stellen massieren würde, Gedanken, die völlig verboten waren und ich wusste, dass sie zum Teil aus diesem Eisblock im Inneren kamen.
> Das reicht, danke. Du hast wirklich ein Talent im Massieren, also werde ich dich öfters darum bitten.< Ich warf ihm einen funkelnden Blick über die Schulter zu und richtete mich langsam auf, wodurch das Oberteil wieder nach unten rutschte.
> Während des Kampfes vorhin im Institut habe ich die Sünden, nein, die komplette Aura des Gegners verschlungen. Die Schatten sind jetzt in einer Art Eiskokon, in dem ich sie aufbewahre, bis ich sie reinige. Dann kehren sie als reines Element zurück in die Welt und werden hoffentlich nicht wieder vergiftet.< erklärte ich Naveen, weil ich wollte, dass er verstand, wie das bei mir funktionierte. Als Wissenschaftler war das bestimmt sehr interessant für ihn und ich vertraute ihm genug, dass er dieses Wissen nie missbrauchen würde.
Alvaro
Die Geschichte wurde ja immer besser. Aus Verzweiflung und Einsamkeit hatte sie dem Drängen des dunklen Reliktes nachgegeben und musste es nun die ganze Zeit über tragen, während die Zeitbombe darauf wartete, endlich gezündet zu werden. Als Vollstrecker müsste ich sie jetzt oder in naher Zukunft kaltstellen, weil sie eine potenzielle Gefahr darstellte, aber wie schon mehrmals zuvor würde ich es mir nicht verzeihen, ihr das Leben zu nehmen. Sie hatte schon ihr Leben lang gekämpft und es bis hierher geschafft. Was wäre ich für ein Mensch, es hier und jetzt zu beenden? Und damit brach ich eine weitere goldene Regel im Vollstrecker-Dasein.
Rechtzeitig registrierte ich die Veränderung in ihrem Körper und wusste ganz genau, was sie vorhatte. Fliehen. Was sonst!? Aber ich war nicht jemand, der das einfach zuließ, ohne sicherzugehen, dass die Person ruhig genug war, um in die Welt da draußen entlassen zu werden. Thekla musste sich einfach beruhigen.
Ich schnellte vor, bekam ihr Handgelenk zu fassen und wirbelte sie mühelos zu mir herum, nur um sie dicht an meine Brust zu pressen, ihr eine Hand an den Hinterkopf zu legen und ihr Gesicht an meinen Hals zu drücken. Da mein Geruch offenbar eine beruhigende Wirkung auf sie hatte, konnte sie so viel davon haben wie sie wollte. > Ich bin die letzte Person, vor der du fliehen musst, Thekla. Ich dachte, das hätten wir längst geklärt.< raunte ich.