"Übermorgen ist doch die Feier oder?", fragte ich als wir auf dem Heimweg waren.
"Nein! Morgen schon. Wie kannst du das vergessen?", fragte Janika perplex und Miljana schmunzelte. "Lass sie doch, sie hatte in der letzten Zeit zu viel im Kopf schweben, wo sie solche unwichtigen Dinge eben vergisst." Zu dritt lachten wir und kamen auch schon Zuhause an. Die Stadt war nicht allzuweit vom Hafen entfernt. Vielleicht eine halbe Stunde zu Fuß. Dort verabschiedeten wir uns und ich betrat das Haus. Meine Mutter hatte bereits zu Abend gekocht. Gemeinsam deckten wir den Tisch und aßen gemütlich mit meinem Vater. Nachdem Abendessen räumte ich auf und betrat mein Zimmer, um unser Kinderfoto rauszunehmen.
Liebevoll schaute ich mir das Foto an, ehe ich aus meiner Tasche einen Kulli raus nahm, das Bild umdrehte und anfing auf bulgarisch zu schreiben.
Lieber Abel,
ich weiß du kannst dich nicht mehr an diese wundervolle Zeit erinnern,
aber ich schon. Was denkst du wieso ich so anhänglich war?
Zwei Kinder mit so großen Herzen. Es war für mich von Anfang an klar, dass du
der eine bist, dessen Frau ich werden wollte. Alles was ich getan habe,
habe ich für dich getan. Für dich kochen, singen und backen gelernt. Weil ich eine perfekte Ehefrau werden wollte. Wie das Schicksal es so will, kam es nie dazu... aber ich bereue es nicht. Keinen Tag den ich mit dir seit deiner Ankunft verbracht habe. Auch nicht, dass ich dir meine Unschuld geschenkt habe. Du bist nämlich der Einzige, den jemals geliebt habe. Egal wo du bist, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Engel für dich singen und Gott dich beschützt.
Danke für alles...
Obicham te (Ich liebe dich)
Anschließend legte ich es in die Box rein und betrat die Küche, wo ich mit dem Backen der Cockies begann. Erst gegen Morgen wurde ich damit fertig, auch diese verstaute ich in der kleinen roten Kiste. Total müde ließ ich mich schließlich auf ein Stuhl nieder und dachte darüber nach, wie dieser Abend wohl verlaufen würde. Ob er Zuhause sein würde? Ob er mit mir zum Fest gehen würde? Ich war so gespannt. "Schatz, du bist ja schon wach.", ertönte die Stimme meiner hübschen Mutter. Lächelnd nickte ich und sie fragte sofort: "Du hast für ihn Kekse gebacken oder?"
Wieder nickte ich und seufzte. "Du wirst ihn wohl nie vergessen?"
"Mama wie kann man sich selbst vergessen? Er ist ich.... meine Kindheit beruht fast auf ihm. Das ist alles nicht so einfach wie bei ihm, aber ich will ihn auch nicht vergessen." Diesmal nickte sie und bereitete für mich Kaffee zu. Während ich dies trank, machte sie sich für die Arbeit fertig. Papa war bereits auf der Arbeit. Sie gab mir noch einen kurzen Kuss und dann war sie auch schon weg. Nachdem der Kaffee zu Ende war, spülte ich den Becher ab und begab mich in mein Bett, wo ich bis zum Mittag schlief. Als ich aufwachte war es bereits 15 Uhr. Langsam betrat ich das Badezimmer und duschte, wobei ich mich auch am ganzen Körper wachste. Heißwachs. Inzwischen war es schon fast 17 Uhr, also stylte ich meine Haare und zog mir das rote Kleid an, dazu schwarze High Heels, nahm meine Umhängetasche, packte die Kiste ein und lief zu Abel. Als ich jedoch klingelte war keiner mehr da Natürlich nicht. Es war 19 Uhr und um 19 Uhr 10 würde Feuerwerk starten. Total deprimiert drehte ich mich wieder um und dann geschah es. Mein Herz und mein Verstand fingen einen Krieg an.
Er ist weg. Elisa er ist bereits gegangen. Auch wenn es kein anderes Mädchen ist... sieh es ein, er will dich nicht! Wieso rennst du ihm noch hinterher? Du hast für ihn die Beine breit gemacht und hey, wo ist er jetzt? Abel wollte dich nur ficken und du hast es zugelassen, weil du ihn liebst... du bist selbst dran schuld... weißt du was? Renn ihm ruhig weiter hinterher! Er wird dich ja auch später heiraten!, verpönte mich mein Verstand. Während mein Herz immer noch stark hinter ihm stand. Aber diesmal würde ich es wohl nicht zulassen! Mein Verstand hatte Recht. Ich... war eine kleine Schlampe, die sich nur wegen Liebe nehmen lassen hatte.
"Elisaaa!", hörte ich plötzlich die Stimme von Aleko.
Er schien außer Puste zu sein. Lächelnd drehte ich mich zu ihm um und begrüßte ihn. "Du siehst toll aus.", teilte er mir beeindruckt mit und schaute mir tief in die Augen. "Danke, du siehst auch gut aus.", gab ich höflich zurück und dann blieb sein Gesicht an der Kiste hängen. "Für ihn?"
Einen Moment überlegte ich, nahm das Bild raus und schüttelte den Kopf. "Nein für dich." Etwas irritiert nahm er die Kiste entgegen und somit liefen wir sprechend und lachend runter zum Fest. Es war groß. Eigentlich ein Jahrmarkt. So viele Geräte, mit denen man fahren konnte. "Früher warst du oft hier mit Abel, nicht wahr?"
"Ja, soweit ich mich erinnere, stimmt.", antwortete ich und hielt seine Hand fest. "Aber wir beide waren doch auch schon hier zusammen." Er nickte grinsend und aß ein paar der Kekse die er mir hinhielt. "Jeder Typ isst hier gerade Kekse, siehst du es?", fragte er und ich bejahte. Es war aber auch normal. Üblich. Anschließend liefen wir fröhlich gestimmt weiter, bis wir an der Bühne ankamen. "Du wirst singen?"
"Richtig."
"Wow, ich freue mich schon.", teilte er mit und ich war froh, dass wenigstens ein Typ mich wie eine Prinzessin behandelte. Als jedoch Miljana und Janika kamen und die Kiste in seiner Hand sahen, blickten sie mich irritiert an. "Was soll das? Wieso bekommt er Abels Kiste?", fragte Janika wütend und Miljana riss die Augen weit auf. "Scheiße... er steht direkt hinter dir.", formte sie mit ihren Lippen.
Genau so sieht sie aus: