Corvin
Ich höre ihre Schritte die Treppe hinauf eilen und kurz darauf wie sie offenbar die Küche aufräumt. Ich bleibe allerdings wo ich bin und starre auf das Bett vor mir. Ich setze mich in Bewegung, gehe darauf zu und fahre mit dem Finger über die Fesseln. Wie viele vor ihr schon hier lagen, und wie viele jetzt unter der Erde liegen... Das alles ergibt auf einmal keinen Sinn mehr. War der Schlüssel dazu, die perfekte Spielgefährtin zu finden gar nicht der, dass sie alle Tests bestehen? Geht es bei meinem kleinen Spiel um mehr als nur die Perfektion meines Gegenübers? Geht es darum wie ich das Gegenüber empfinde? Wie das Gegenüber mich überraschen kann? Ist es gar nicht notwendig, dass meine Spielgefährtin perfekt ist? Dass sie meine Tests besteht?
Ich weiche einen Schritt vom Bett zurück und schüttle den Kopf. Ich habe keine Ahnung was hier los ist und wieso ich nicht fähig bin sie einfach zu töten. Es sollte mir keine Umstände bereiten ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber dennoch spüre ich etwas, tief in mir drin, wenn ich mir ihren ausgebluteten Körper, leblos vor mir liegend, vorstelle... ich kann es nicht in Worte fassen. Es ist nichts was ich bisher schon jemals gespürt habe. Aber ich weiß, dass es nicht weggehen wird. Auch wenn ich es nicht ganz verstehe, weiß ich, dass ich mich dem nicht widersetzen darf, um meinetwillen.
Also egal was los ist, und egal wie lange es dauert bis ich das herausgefunden habe, ich muss dafür sorgen, dass es Ava gut geht, so gut es ihr eben gehen kann.
Ich drehe mich um, verlasse den Raum und gehe dir Treppe nach oben. Ich gehe vorbei an der Küche, durch den Gang zu dem hintersten Raum, wo die Katze noch immer auf dem Tisch steht. Sie hat sich gerade zu dem Messer gebückt und riecht interessiert daran. Was für ein dummes Geschöpf. Ihm gegenüber empfinde ich nichts. Nur Gleichgültigkeit.
Ich hebe die Katze hoch und trage sie aus dem Raum in die Küche, wo Ava dabei ist aufzuräumen.
Ich mustere sie einen Moment, ungläubig, dass dieses naive Collegemädchen es geschafft hat mich so durcheinander zu bringen, dann räuspere ich mich. "Ich werde sie nicht töten. Du kannst sie behalten. Mach mit ihr was du willst." ich hebe die Katze aus meinen Armen und strecke diese aus um ihr die Katze zu überreichen.
Offene Arme der gewaltigste Protest den wir haben, will sagen: Bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser scheiß Welt!