Daragh
Die junge Frau hastete die Treppe hinunter, denn von hier aus hatte ich einen guten Blick auf die Treppe. Die Kapuze ihres Umhanges verbarg beinahe ihr ganzer Kopf und unsicher blickte sie umher. Ich hob eine Hand an, um sie auf mich bemerkbar zu machen. Zögernd ging sie auf mich zu. Was ich von ihrem Gesicht erkennen konnte, sah jung und sehr hübsch aus. Ihr hervorlugendes Haar wirkte wie flüssiges Gold. Mir kam der Verdacht, dass der Händler sie vielleicht dazu gezwungen hatte ihre Schönheit an den Männer zu verkaufen. "Was haben Sie mit meinem Bruder gemacht?", trotz der entsetzen Laut, hatte ihre Stimme einen angenehmen Klang. "Keine Sorge, er schläft nur. Ich habe ihn nicht verletzt", besänftigte ich sie. Die junge Frau setzte sich zu dem Jungen und strich über seinem Kopf. Dabei fiel mir auf, dass sie nicht wirklich in meine Augen geschaut hatte. Vermutlich war sie ängstlich und schüchtern. Sie ist ein Magus,erklang die Stimme des Wolfes in meinem Kopf. Ich wurde hellhörig und meine Vermutung verformte sich. Das war eine interessante Information. "Ich nehme an mein Bruder ist noch oben bei ihrem Onkel?", fragte ich sie in einem freundlichen Ton, um sie nicht mehr zu verschrecken. "Ja...", antwortete sie leise und räusperte sich: "Der Mann....er ist nicht mein Onkel." "Möchten Sie mir erzählen was passiert ist? Ich kann Ihnen helfen. Ich bin ein Arcana, ich beschütze die Stadt und seine Bewohnern vor Verbrechern", erzählte ich es ihr. Sie wirkte nervös, da sie ihre Fingern knetete: "Vor ein paar Wochen waren mein Bruder und ich auf dem Weg zu unsere Tante, als wir diesem Wanderhändler begegnet sind. Zuerst wollte er uns etwas verkaufen und da wir nicht viel Münzen besaßen, sind wir weitergeritten. Ich hatte zu spät bemerkt, dass er uns plötzlich folgte und dann ging es alles furchtbar schnell. Unser Pferd war in Panik geraten und hatte uns abgeworfen. Aufeinmal hatte Colm, dieser Händler, mein Bruder in Gewahrsam und ich konnte nichts tun. Er....er suchte nach billige Arbeitern und glaubte uns versklaven zu können. Mein Bruder musste für ihn stehlen und ich.....ich hatte die Kunden angelockt." Ein paar Mal stockte sie und mir fiel auf, dass sie nichts über ihre Herkunft preisgab. Absicht oder unbewusst? "Der Mann wird seine gerechte Strafe bekommen", versicherte ich ihr: "Ihr seid jetzt vor ihm sicher." "Danke", ihre Stimme war kaum zu hören und in diesem Moment erschien Devante mit dem Dreckschwein. Knapp nickte ich.
Yelva
Die eindringliche graue Augen des Wolfes verunsicherte mich, es schien als könne er in meiner Seele blicken und wüsste wer ich in Wirklichkeit war. Der dunkelhaariger junger Mann schien freundlich gesinnt zu sein, aber ich wagte keinen Blick in seiner Seele und mied somit sein Gesicht, damit unsere Augen sich nicht zufällig begegneten. Ich hatte von der Arcana gehört, die Leute dort waren Beschützer und sorgten für die Gerechtigkeit, wenn ein Verbrechen begangen wurde. Bislang war ich Niemanden von der Arcana begegnet, der junge Mann war der Erste. Ob der andere Mann ebenfalls ein Arcana war, wie geschickt er gewesen war? Dennoch hatte ich dem Mann nicht alles erzählen können, ich traute mich nicht mich zu offenbaren. Niall regte sich langsam, er schien aufzuwachen. Erleichtert atmete ich leise auf, ihm ging es wirklich gut. Aufeinmal erschien mein Retter mit Colm und ich versteifte mich bei seinem Anblick. Es fühlte sich wie ein Traum an, dass wir plötzlich frei von ihm waren. Vielleicht war es nur ein Traum und ich verharrte immer noch in diesem Zimmer?