Hallo
Evangeline:
Ich schrieb noch einiges dazu, was ich in diesem Fall tun würde, aber eigentlich wusste ich nicht recht, ob meine Worte Pru auch helfen würden. Wie man einem Freund half, wusste ich, denn ich hatte keine Freunde. Ab und an hatte ich einen Liebhaber, aber keine Freunde.
Mit einem Seuftzer speicherte ich meine Antwort ab und öffnete einen Brief nach dem anderen. Die restlichen Briefe beinhaltete die üblichen Probleme. Meiste schrieben mir verlassene Frauen, die um jeden Preis den Ex zurückgewinnen wollten, doch jeder von ihnen konnte ich nur einen Rat geben, ihn einfach weiterziehen zu lassen.
Gegen Mittag hatte ich meine Arbeit bereits erledigt und zog bereits die geschriebenen Seiten aus dem Drucker, als an meine Tür geklopft wurde. Als ich aufsah, blickte ich direkt in das runde Gesicht meines Chefs.
"Mr Roberts? Guten Tag, Sir." - begrüßte ich ihn dann, nachdem ich meine Überraschung überwunden hatte. Mr Roberts war Chefredakteur und ich mochte ihn nicht besonders, weil er mich wie ein ausgehungertes Tier anblickte. In den Augen sah ich die Gier, die ich bereits bei vielen Männer entdecken musste.
"Guten Tag, Miss Anderson." - sagte er und leckte sich über die Lippen. Ein Eckel machte sich in mir breit und ich konnte mir gerade noch eine Gänsehaut verkneifen. "Miss Anderson, ich habe ein Anliegen." - er setzte sich in den Stuhl an meinen Tisch und sah mich mit einem Grinsen an. "Ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden und ich möchte Ihnen einen besonderen Auftrag zuteilen." - erneut dieser Blick, der über meinen Körper glitt. "Am Montag wird das Museum wiedereröffnet und ich möchte, dass Sie den Artikel darüber schreiben." - eröffnete er mir.
"Wirklich?" - auch wenn ich es unterdrücken wollte, freute ich mich wahnsinnig über diese Aufgabe. Natürlich schrieb ich gerne diese Liebestipps, aber ich wollte auch Artikel schreiben.
"Wirklich." - sagte er und stand auf, dann breitete er seine Arme aus.
"Mr Roberts." - ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. "Danke schön." - sagte ich und ergriff seine Hand, obwohl er sicherlich mehr erwartete. "Ich werde Sie nicht enttäuschen." - versprach ich und schüttelte seine Hand.
"Hmm." - sagte er nur etwas verdutzt. "Sie müssen sich dann noch bei Ron melden. Er soll die Fotos machen."