Jadis
Als Silia sich hinsetzte, nahm ich neben Ardan Platz und bemerkte, wie geknickt unsere Tochter wirkte. Dieser Anblick zerriss beinahe mein Mutterherz und ich spürte den Drang ihr sagen zu wollen, dass alles gut werden würde und wir sie immer lieben würde, egal welche Entscheidungen sie traf. Sie begann Zeichen in den Boden zu malen, die mir nichts sagten und schließlich begann sie von der Beziehung mit diesem Piraten zu erzählen. Es gab viele Höhen und Tiefen, bei einige Geschichten bekam ich bereits Kopfschmerzen und wollte am Liebsten diesen Piraten durchschütteln, weil er meiner Tochter so durcheinander brachte. Und dennoch hatten sie geschafft sich zueinander zu finden und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie der düstere Pirat in ihrer Nähe weich wurde. Ich musste es mit eigene Augen sehen, ich musste von ihm wissen, ob er sie wirklich liebte und sie nicht für seine Intrigen ausnutzte. Ich traute ihm alles zu, bislang hatte er nie etwas gezeigt, was meine Meinung über ihm ändern könnte. Doch gleichzeitig entdeckte ich leichte Parallelen zu der Beziehung von Ardan und mir. Auch wir hatten viele Höhen und Tiefen erlebt und später hatte Ardan eine Weile seinen Weg verloren. Ach Herrje, hatte sie an unsere Beziehung einen Beispiel genommen? Leise seufzte ich, denn ich konnte an meiner Tochter sehen, dass sie ihn wirklich sehr mochte. Dann stellte Ardan die entscheidende Frage, warum sie uns das nicht früher erzählt hatte und ich gestand mir ein, dass es mich ebenfalls verletzte. Es fühlte sich an, als würde sie uns nicht genügend vertrauen. Als würden wir sie verurteilen, weil sie ihn liebte. Sanft legte ich eine Hand auf ihrem Kopf, als sie schniefend sich an ihrem Vater drückte: "Du kannst uns immer erzählen, was dein Herz bewegt. Ganz gleich, ob es uns gefällt oder nicht. Wir sind eine Familie. Ja, wir misstrauen ihn, denn er hatte sich bislang nie bewiesen, dass in ihm ein....guter Kern stecken kann. Bis jetzt scheint nur Kenai und du diesen Kern entdeckt haben, den er scheinbar versteckt hält. Wie du ihn beschrieben hast, scheint ihm wirklich schwerzufallen sich gegenüber Anderen zu öffnen und es ist nicht leicht eine gewohnte Rolle abzulegen, die man jahrelang ausgeübt hat, besonders wenn dunkle Gefühle mit im Spiel ist. Silia, wenn ihr euch wirklich sehr liebt, dann gibt es Wege, die ihr gemeinsam finden könnt. Aber solltest du glauben, dass eure Liebe nicht mehr wachsen kann, dann solltest du dir überlegen ob du die Liebe loslassen solltest. Du muss nicht jetzt oder morgen entscheiden, ich weiß wie du dich fühlen muss. Dein Vater und ich hatten lange gebraucht bis wir wieder zueinander gefunden haben, bis wir einen gemeinsamen Weg gefunden haben und damals hatte ich noch eine andere Beziehung geführt. Ich hatte gemerkt, dass ich deinen Vater nicht aufgeben möchte und dass er mein Seelengefährte ist, meine andere Beziehung konnte nicht mehr wachsen und ich war lange nicht mehr glücklich gewesen. Ich hatte diesen Mann auch geliebt, aber nicht so sehr wie dein Vater. Tja und dann war da noch mein Vater, er war Anfangs gegen unsere Verlobung, doch Ardan hatte ihm bewiesen, dass er nicht mehr der Mann von damals war und mich liebt. Silia, ich werde ihm eine Chance geben, wie ich deinem Vater eine Chance gegeben hatte. Weil du ihn liebst und für dich wünsche ich mir, dass er mich überzeugen kann, dich ebenfalls zu lieben."
Akela
Die Prinzesschen kam auf mich zu und ich spürte das Bedürfnis schnell zu verschwinden. Ich hatte keine Lust mich mit ihr zu beschäftigen. Sie hatte meinem Bruder das Herz gebrochen und somit wurde sie zu einem Dorn in mein Auge, davor hatte sie mich nicht einfach interessiert. Mein Blick wurde kühl und die Miene verschlossen, während ich die Arme vor dem Brustkorb verschränkte. "Tja, das glaube ich dir tatsächlich nicht", entgegnete ich ihr schroff und hatte schon eine weitere böse Bemerkung auf meiner Zunge. Doch ich zog bloß ein Augenbraue hoch, als sie weitersprach: "Keine Sorge ich werde mich nicht in eure Sache einmischen. Eurer Kind wird nichts mit mir zu tun haben, also könnt ihr mich als Onkel durchstreichen. Deine große Rede kannst du für jemand Anderen einstecken. Wie dem auch sei, ich habe noch was zu erledigen." Ich drehte mich um und Kenai packte nach meinem Arm.
Kenai
"Du bleibst hier", verlangte ich von Akela. Er funkelte mich wild an, doch dieser Blick hatte mich nie eingeschüchtert: "Lass mich los!" "Nein", meinte ich entschlossen und zerrte ihn zurück zu Jenaya. Er fluchte laut und ich sagte: "Du darfst jetzt nicht mehr in ihrer Nähe fluchen, unser Sohn kann uns hören. Solche Wörter soll er nicht lernen." "Sieh hin. Ich weiß, du kannst ihn spüren und sehen. Du wirst sein Onkel", ich deutete auf Jenayas Bauch: "Ich kenne dich, großer Bruder. Du tust, als ob dir das hier alles egal ist und hörst nur auf dein Verstand, der dir falsche Sachen sagt. Aber dein Herz fühlt auch, doch ihn ignorierst du. Früher hast du immer auf uns alle Kinder vom Zirkus aufgepasst, wenn unsere Eltern in der Vorstellung waren oder arbeiten mussten. Du hast uns viele Dinge beigebracht, wie Papier fliegen kann oder wie man aus Stöcke ein kleines Schiff baut. Dir ist Familie wichtig, wir sind Reavstone. Wir leben für die Familie. Du hast jetzt nur Angst davor, weil du denkst, du machst alles kaputt. Aber das stimmt nicht, du bist nicht Schuld daran, was damals passiert ist. Du konntest es nicht wissen, was nach einem Jahr nach deinem....Unfall passieren wird. Du hattest dich immer verantwortlich für alles gefühlt, du glaubst du seist nicht genug für diese Welt. Ich kenne diese Gefühle, ich hatte das manchmal auch gefühlt. Aber das ist Unsinn. Wir sind genug und wir werden so geliebt, wie wir sind. Unser Sohn wird dich auch lieben, das weiß ich. Und ich bitte dich Jenaya eine Chance zu geben, sie ist keine schlechte Frau. Sie ist unsere Mutter ähnlich mit viel Güte im Herzen. Ja, sie hatte mein Herz wehgetan, aber das war nicht aus Boshaftigkeit. Sie hatte nur gedacht, das sei der richtige Weg, damit wir uns weiterentwickeln können und uns wieder zueinander finden können. Und ich bitte dich, lass Jenaya dich sehen, wie ich dich sehe. Zeige ihr, dass du nicht dieser Pirat bist, wofür dich alle halten. Lass sie an deinem Geheimnis teilnehmen, sie wird es genauso gut hüten, wie ich es tue."