Taiga
Symbolen. Ich wollte uns alle in Symbolen darstellen, die nur wir verstehen konnten und für die Fremden würde es wie ein Rätseln sein oder bloß ein Bild. Ich blendete die Hintergrundgeräusche und mein Blick wurde nebelig, als die Magie sich in mir zu regen begann. Der Stein fiel zu Boden und wie in einem Trance legte ich die Hand auf die Wand. Magie rauschte wild durch meine Adern, wie ich sie noch nie so erlebt hatte und es fühlte sich an als wäre ich im freien Fall. In der Luft begann es zu glitzern und farbigen, nebelartigen Fäden kamen aus meiner Hand. Sie schlängelten sich tänzerisch über die Wand, verbanden sich miteinander, verwandelten sich in Formen und wurden auf der Wand verewigt. Wie im echten Leben ließen sie ein Baum wachsen, er wurde immer größer bis seine prächtige Krone im satten silbrigen Grün beinahe die Decke erreichte und die mächtige Wurzeln verteilten sich fast über den ganzen unteren Teil der Wand. Der widerstandsfähiger Stamm hatte mein Herz eingeschlossen, dabei blieb es dennoch für alle sichtbar, denn die Rinde versteckte nicht das Herz. Der Baum stand für das Leben, die Krone war die Zukunft und die dicke Wurzeln sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart. Und da ich nie mein Herz vor der Welt verborgen hatte, ließ auch der Baum sein Herz zeigen. Goldener Sand erschien am unteren Teil, der den Boden darstellen sollte. Zuerst war dort nur ein Glitzern, doch dann wurde das Glitzer fester und ich ließ dort noch Muscheln in verschiedenste Formen und Farben entstehen, die ich an der lächelnde Bucht gesehen hatte. Der Boden sollte den Ort hier darstellen. Währenddessen entstand eine neue Pflanze, sie rankte sich um den halben Stamm und war die Schwesterblume von Amaya und mir. Meine Schwester war ein wichtiger Teil meines Lebens und sie hatte uns ein Stück auf unsere neue Reise begleitet, deswegen durfte sie auf dem Bild nicht fehlen. Und da auch Hayato uns ein wenig begleitet hatte, schwebte über der Blume eine Feder einer Eule. Über der Baumkrone war ein farbenprächtiger Regenbogen mit leichtem Glitzer erschienen und ein Lächeln huschte über meinem Gesicht, denn sie stellte mein Gefährten da. Weiter oben funkelte die Sterne und wenn man genauer hinsah war es ein Sternzeichen, nämlich den Hasen. Meine Schwesterfreundin Hanabi. Für Fenrir war der Mond erschienen, denn die Wölfe standen in starker Verbindung mit dem Mond. Außerdem gehörten Sterne und Mond zusammen, so wie die Beiden. Der Hintergrund war eine Mischung aus Tag und Nacht, es war eine verschwommene Grenze. Dabei merkte ich nicht, dass meine Augen sich während des Prozesses verändert hatten und die Farben des Regenbogens angenommen hatten. Ich war in eine völlig neue Welt gefangen. Eine Welt wie ein leeres Gemälde und nur ich konnte die Farben bringen. Und durch die Farben kam auch das Leben. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als würde ich meine Kunst ganz neu entdecken und erst begreifen was für eine Magie in mir schlummerte. Gleichzeitig spürte ich die Nähe meines Gefährten so stark, als würde Malevor direkt neben mir stehen und gemeinsam mit mir dieses Bild malen. Als das Werk vollendet war, wurden meine Augen wieder normal und ich erwachte aus meinem Trance. Mit großen Augen starrte ich das neue Werk an und versuchte zu begreifen, was eben passiert war. Ich hatte meine Magie noch nie so stark und lebendig gefühlt, doch jetzt wirkte sie ganz normal wie immer. Ich drehte mich um und sah Malevor an. Ob es vielleicht an unserem Gefährtenbund lag? Vielleicht hatte sein Blut mir auch sowas wie ein Energieschub gegeben.
Fenrir
Ich erreichte die Wiese, wo ich gestern für Hanabi Gras geholt hatte. Hier würde ich bestimmt ein paar Beute finden, natürlich blieb die hasenartigen Wesen für mich tabu. Ich konnte mich nicht erinnern, ob ich jemals Hasenwesen gefressen hatte, aber ich wollte mich auch nicht daran erinnern. Ich entdeckte eine kleine Herde. Sie sahen ein wenig den Schafe in der Menschenwelt ähnlich aus, hatten aber drei gefiederte Schwänze und einen Rüssel wie die eines Schweines. Ich erlegte vier von ihnen, damit mein Bruder und ich ausreichend Nahrung im Bauch hatten. In meiner halbmenschliche Gestalt vorbereitete ich unser Essen so, sodass Hanabi nicht mehr erkennen musste, was für Tiere es gewesen war. Ich wollte es für sie möglichst erträglich machen, denn dass wie Fleisch aßen war unvermeidbar und ich erinnerte mich wie sie sich überwunden musste uns damit zu füttern, als wir noch klein gewesen waren. Ihr Herz war viel größer als ihr Moralgefühl als Pflanzenfresser. Schnell kehrte ich in die Höhle zurück: „Da bin ich wieder."