Ryu
Drachen empfanden eine andere Art von Liebe, wenn sie mit ihrem Gefährten verbunden waren. Es war nicht die Form Liebe, die die Menschen fühlten, wenn sie ihren Partner gefunden haben. Es durfte nicht vergessen werden, dass wir trotz unseres Bewusstsein auch magische Tiergeschöpfe waren, die ihren urzeitlichen Instinkte folgten, wenn die Paarungszeit gekommen war. Wir blieben auch nicht immer für immer zusammen, sondern solange bis das Drachenjunges für die Welt bereit war. Aber in meiner menschliche Gestalt lernte ich neue Gefühle kennen, denn auch wenn meine Seele, die eines Drachens war, so pochte ein Menschenherz in meinem Körper. Und ich wollte es ihr schenken. Wir waren nicht mehr nur durch die Magie verbunden. Ich küsste sie hingebungsvoll, während sie mich empfing. Tief in mir drinnen wusste ich, dass es falsch war. Dass ich nicht etwas in ihr zurücklassen durfte, weil es sie in große Gefahr bringen könnte. Ich war für sie eine Gefahr genug, als ich damals ihrem Ruf folgte. Aber der animalische Instinkt in mir war übermächtig und ich verlor mich in diese Glut aus purem Verlangen. Lebte weiter in der Illusion wir könnten in der Verborgenheit eine Zukunft bauen. Die menschliche Liebe machte blind.
Erhitzt wachte ich benommen auf und löste mich vorsichtig von Imesha, um sie nicht zu wecken. Meine Haut war leicht feucht und ich konnte immer noch dieses Verlangen spüren, als wäre es mein Eigenes gewesen. Es kostete mich aller Kraft Imesha nicht zu wecken, um sie erneuert zu verführen. Leise stand ich auf und verschwand im Baderaum, um mich kalt abzuduschen. Mit beiden Armen stützte ich mit gesenktem Kopf an der Wand ab, während das kaltes Wasser direkt auf meinem Rücken prasselte, wo ich das Tattoo pulsieren spürte. Ich hatte wieder eine Art Erinnerung von Ahi, den Feuerdrachen, gehabt. Wie er mit einer Frau ineinander verschlungen war, für die er aufgrund einer magische Verbindung geblieben war. Anscheinend hatte er in seiner menschliche Gestalt sich in sie verliebt. Ich richtete mich auf, legte den Kopf in den Nacken und fuhr mit den Händen durch das nasses Haar. Ich wusste nicht, ob ich richtig seine Gedanken im Traum verfolgt hatte, aber....es könnte sein, dass er sie geschwängert hatte. Ob es wirklicht sowas möglich war?
Ilea
Ich verstand diese Verwirrung, denn ich war genauso verwirrt und fragte mich immer wieder, warum wir so viel Bürde tragen mussten. Warum wir nicht zusammenbleiben durften, obwohl unsere Seelen zueinander gehörten. "Vielleicht genau deswegen, weil etwas Reines nur was offenbaren kann. Auf diese Weise würde der Kaiser niemals an die Prophezeiung kommen können", antwortete ich ihm traurig. Und dann wäre da meine Gabe in die Vergangenheit blicken zu können. Bislang schien ich als Einzige zu sein. Ich hob den Kopf, um ihn ansehen zu können. "Ich weiß, es kommt unpassend, aber....kann ich dich trotzdem um einem Kuss bitten? Ich....möchte einfach dir nahe sein", fragte ich ihn leise. Ich wollte einen Moment den aufwühlender Traum vergessen, ich wollte die Prophezeiung vergessen und ich wollte vergessen, dass bald der Morgen anbrach. Ich wollte einfach mit Cael zusammensein.