Cael
Ich zog die Brauen zusammen. Mir gefiel es nicht, dass sie sich zurück in Roselyns düstere Vergangenheit stürzen wollte. Gleichzeitig verstand ich, dass sie ihrer Freundin helfen wollte. Das wollte ich ja auch, aber... Ileas Sicherheit blieb mir wichtiger. >Tu nichts, was dich in Gefahr bringt. Ich bleibe bei dir, immer, dafür möchte ich, dass du nichts Waghalsiges versuchst. Roselyn wird es bestimmt schaffen ihre Schatten loszuwerden. Sie ist eine starke Persönlichkeit.< sprach ich ihr gut zu und behielt meine Hand auf ihrer Schulter. >Ich bin bereit.<
Selbst Ivoli gesellte sich zu uns. Er setzte sich auf Ileas Schoß, sah sie aus gutmütigen Augen an und gurrte leise. Auch er wollte helfen. Als Geisterführer konnte er sicherlich etwas ausrichten.
Imesha
Nachdem ich mich von oben bis unten gründlich gewaschen und Pfirsichblütenduftwasser auf Nacken sowie Handgelenke getupft hatte, kämmte ich mein noch feuchtes Haar. Es hatte mich stutzig gemacht, dass im Bad genau die Dinge bereitlagen, die ich sonst im Palast häufig benutzt hatte - so wie das Duftwasser. Bestimmt steckte Drasil dahinter. Irgendeine besondere Magie. Oder es war bloß Zufall. Nur glaubte ich eher weniger an Zufälle an diesem mystischen Ort.
Als ich das Bad verließ, erwartete mich dann die nächste Überraschung, denn auf dem Bett lag frische Kleidung. Ordentlich zusammengefaltet und in den schönsten Farben. Genau nach meinem Geschmack. Jetzt war ich doch etwas verwirrt. Hatte Ryu die Sachen irgendwo aufgetrieben und sie mir gebracht? Allerdings würde er mein Zimmer nie ohne Erlaubnis betreten und er müsste bereits am See sein. Irritiert hob ich das erste
Kleidungsstück hoch und seufzte. Zugegeben, es hatte mir schon etwas gefehlt hübsche Sachen zu tragen, in denen ich mich wohlfühlte. Wenn das alles ein Geschenk oder eine nette Geste sein sollte, wollte ich sie annehmen und bedenkenlos in den seidigen Stoff hineinschlüpfen. Alles saß perfekt. Wie für mich gemacht. Das musste Magie sein. Anders ließ sich das nicht erklären.
Ich sah zufrieden an mir hinab, straffte die Schultern und lauschte meinem schneller klopfenden Herzen, als ich an das bevorstehende Treffen dachte. Es war höchste Zeit zu Ryu zu gehen. Ich war sehr gespannt auf das, was er sich für mich ausgedacht hatte und beeilte mich dementsprechend. Der Weg zum See kam mir kürzer vor als vor ein paar Stunden und diesmal begleitete mich kein Chiku. Er war schon hier draußen, irgendwo verborgen zwischen den Bäumen. Den Blick fest auf die Lichter gerichtet, die ich nach einigen Metern entdeckte, verlangsamte ich mein Tempo, bis ich schließlich den Treffpunkt erreichte. Mein Herz machte einen holprigen Satz.