Zen
Dann hatte ich mit meiner Vermutung recht. Sie war tatsächlich allein unterwegs - bis auf ihren kleinen Freund. Ich fragte mich, ob sie trotzdem wegen der Besprechung hier war, denn uns besuchten selten Elfen. Sie blieben eher unter sich. >Dann gehört der Garten ganz dir.< lächelte ich freundlich und führte sie am Hauptpalast vorbei zu einem schmalen, gepflasterten Weg, der Richtung Vulkan führte. Bis zu einem gewissen Punkt war der Boden sehr fruchtbar in dieser ruhigen Gegend, deshalb hatte ich mein eigenes, beschauliches Haus vor vielen Jahren hier bauen lassen. Ich hätte weiterhin im Palast leben können, aber ich hatte meine Gründe, warum ich es bevorzugte mich in meinen eigenen vier Wänden zurückziehen zu können.
>Was die Architektur meines Hauses betrifft, habe ich mich von den kleinen Dörfern in Ocamma inspirieren lassen. Es ist sehr einladend. Ich hoffe, du wirst dich wohlfühlen.< Wir erreichten wenig später besagtes Haus, welches weder umzäunt noch magisch verriegelt war. Nicht einmal die Tür war verschlossen. Das war an diesem Ort gar nicht nötig. >Möchtest du auch einen Rundgang im Haus oder reicht dir nur der Garten?<
Kersia
Je näher wir uns dem großen Platz in der Dorfmitte näherten, desto lauter wurde die Musik und desto mehr Menschen in ausgelassener Stimmung versammelten sich hier. Es war ein Leichtes mich mit Geia unter die Menge zu mischen. Viele von ihnen machten instinktiv Platz oder luden uns direkt zum Tanzen ein. Ob Frau oder Mann, ich nahm jede Einladung an, berührte die unterschiedlichsten Personen und genoss jede Aufmerksamkeit, die mir zuteil wurde. Die verstohlenen Blicke, der verträumte Glanz in den Augen meines Gegenübers und die flüchtigen Berührungen verstärkten den wilden Rausch in mir. Der Rhythmus der Musik war genau richtig. Mal schnell, mal langsam, wie ein Necken.
>Möchtest du etwas trinken?< fragte mich Geia über den Lärm hinweg. Sie tanzte gerade mit einer jungen, hübschen Frau. In ihren Augen las ich pure Bewunderung. Sie war völlig vernarrt in meine beste Freundin. Leichte Beute. Ich nickte breit lächelnd und hielt Geia an der Schulter zurück, als sie losziehen wollte, um Getränke zu besorgen. >Bleib hier, ich hole uns was. Genieß du solange deine Gesellschaft.< zwinkerte ich ihr zu, was sie mit einem schiefen Schmunzeln erwiderte.
>Beeil dich, sonst werde ich dich zurückzerren müssen.<
Ich winkte lachend ab, drehte suchend den Kopf und erspähte links von mir einen Getränkestand, der von durstigen Tanzenden belagert wurde. Perfekt. Und sehr leicht zu erreichen, da mich die Leute kommentarlos vorbeiließen, bis ich wieder mehr Raumfreiheit hatte. Mir war bereits etwas wärmer und das obwohl die Nacht noch so jung war. Da musste unbedingt eine kalte Erfrischung her.