Nick:
Die Tage zogen sich dahin und mit jedem fiel es mir immer schwerer, nicht komplett durchzudrehen. Ich verließ kaum noch mein Zimmer und fand Gefallen an Alkohol, der zum einzigen Mittel wurde, was mich noch davon abhielt, mir keine Kugel in den Kopf zu jagen.
Meine Eltern sprachen kaum ein Wort mit mir und es interessierte sie auch recht wenig, dass ich an dem Abgrund stand, der mich magisch anzog.
Meistens fragte ich mich, warum ich überhaupt noch da bin. Nach dem Gefängnis, als ich Emily traf hatte ich für einen Augenblick geglaubt, mein Leben wieder unter Kontrolle bekommen zu haben, doch es war nur ein Trugschluss. Ich hatte nichts und es würde sich sicherlich nicht viel ändern.
"Nick." - hörte ich die Stimme meiner Mutter und im nächsten Augenblick kam sie auch schon rein.
"Komm rein." - sagte ich sarkastisch und nahm einen Schluck aus der Flasche Bier. "kann ich etwas für dich tun?" - wollte ich nur wissen.
"Du trinkst." - stellte sie fest.
"Scharf beobachtet." - verhöhnte ich ihre Aussage. "Noch etwas tiefgründiges?" - fragte ich dann.
"Es kann nicht so weiter gehen." - sagte sie scharf. "Du sitzt nur in deinem Zimmer und trinkst." - fügte sie hinzu.
"Und was schlägst du vor?" - meinte ich dazu und leerte meine Flasche.
"Nick." - sagte sie und zum ersten Mal seit Wochen war ihre Stimme sanft. "Ich habe mit deinem Vater gesprochen und er ist bereits dir einen Platz in seiner Gesellschaft anzubitten." - sagte sie dann.
"Vielen Dank, aber ich habe keine Lust auf Lügen und Korruption GmbH." - entgegnete ich nur.
"Aber du musst etwas mit deinem Leben anfangen." - sie klang ratlos. "Wie kann ich dir helfen?" - wollte sie von mir wissen.
"Du willst mir wirklich helfen?" - fragte ich dann und stand auf. Sie nickte. "Dann gib mir die drei Jahre wieder, die ich im Knast verbracht habe." - forderte ich. Sie öffnete den Mund und sah mich verängstigt an.
"Nick, dass ..." - stotterte sie.
"Das kannst du nicht und somit kannst du mir auch nicht helfen." - entgegnete ich und nahm meine Jacke.
"Wo willst du hin?" - fragte sie vorsichtig.
"Keine Sorge, ich schweige." - sagte ich nur zum Abschied und verließ mein Zimmer.
Rayn:
Ich zog meine Schuhe an und sah auf die Uhr. Bis zur Verabredung mit Emily hatte ich noch ungefähr eine halbe Stunde und so konnte ich noch ein Abschiedsgeschenk besorgen. Morgen früh ging ihr Flug und so willigte sie einer Verabredung ein.
Nach dem Kuss hielt sie immer noch einen gewissen Abstand zu mir, was ich ihr auch nicht verübeln konnte. Aber dennoch rief sie mich an und wir redeten viel und lange. Haupsächlich ging es darum, dass Nick immer noch nicht einsichtig war und jeglichen Kontakt zu ihr abbrach. Das machte sie unendlich traurig und ich konnte ihr auch nicht wirklich dabei helfen. Jedes Mal wenn ich versuchte mit Nick ein GEspräch zu beginnen, unterbrach er mich sofort und ließ mich einfach stehen. Natürlich erzählte ich Emily auch, dass er in letzter Zeit kaum sein Zimmer verließ und wenn er es doch tat, dann um abzuhauen. Wo er hinging, wusste ich nicht, aber er kehrte immer betrunken nach Hause und stritt sich dann lauthals mit den Eltern.
Schnell warf ich mir die Jacke über und verließ mein Zimmer. Im Flur stieß ich mit meinem Bruder zusammen.
"Sorry." - murmelte ich, doch er sah mich nur an und eilte dann auch schon aus dem Haus. Ich seufzte nur und lief dann zu meinem Auto in der Garage. Nicks Auto war bereits weg.
Auf dem Weg zum Cafe in dem ich mich mit Emily verabredet hatte, kaufte ich ihr ein Armband mit einem Glücksanhänger, ließ es hübsch einpacken und 10 Minuten später war ich schon auf dem Parkplatz vor dem Laden.