Gute Nacht

Leo
Ich schüttle stumm den Kopf. Noch immer laufen mir Tränen über die Wange. "Ich hab seit Monaten keinen Kontakt mehr zu Katie oder Casper. Ich weiß nicht mal wie es ihnen geht. Und dich sehe ich auch heute zum ersten Mal wieder."

Casper
Ich mache mich geladen wie ich bin auf den Weg zum Campus weil ich noch ein paar Vorlesungen habe. Eigentlich wollte ich die Pause nutzen um ein wenig zu lernen und Kaffee zu trinken, aber Katie hat das unmöglich gemacht! Ich betrete den Hörsaal und lasse mich neben Chad fallen der mir einen Prüfenden Blick zu wirft. "Alles klar? Du siehst..." ich schüttle den Kopf um ihn abzuwürgen. "Katie." sage ich und er seufzt. "Oh."

Leo
Ich versuche mich zusammen zu reißen und lehne mich nach hinten aus seiner Umarmung und wische mir die Tränen vom Gesicht. "Ich weiß." sage ich und schüttle den Kopf. "Aber wir sind Freunde! Zumindest dachte ich das immer. Aber ich schätze Freundschaft geht nur so und so weit.

Casper
"Alter du darfst dich nicht immer so fertig machen." sagt er und ich zucke mit den Schultern. Er seufzt. "Weißt du was. Heute Abend ist eine Party im Studentenwohnheim. Und du hast lange genug geschmollt! Du kommst mit und dann finden wir für dich einen gebührenden Katie-Ersatz!" sagt er. "Chad..." fange ich an, doch er würgt meinen Protest ab. "Nichts da Chad! Du kommst mit! Ende der Diskussion."


Leo
"Nein. Tut mir leid, aber Freunde tun sowas nicht. Ich wäre zu euch gekommen, das wollte ich. Aber ich lag nun mal im sterben und durfte nicht gehen." ich schüttle den Kopf und stehe auf. "Tut mir leid Max. Ich glaube es wäre besser, wenn du gehen würdest."

Leo
Sprachlos über seine Aussage sehe ich ihm hinterher. "FICK DICH!" rufe ich dann noch und sinke weinend auf die Couch. Denkt er ich weiß das nicht? Sie alle haben gelitten und das nur wegen meinem Bruder und dem was mein Vater getan hat! Sie sind alle in etwas hineingezogen worden, was nicht ihre Schuld ist. Es ist meine Schuld, dass es ihnen so geht. Aber trotz all dem hätte ich meine Freunde gebraucht, genauso wie sie mich gebraucht hätten! Ich konnte nicht zu ihnen, weil ich im Krankenhaus feststeckte. Aber sie hätten zu mir gekonnt. Dann hätten wir gemeinsam trauern können. Aber sie haben beschlossen nichts mehr mit mir zu tun haben zu wollen. Ich spüre einen stechenden Schmerz in der Brust von der Narbe und setze mich auf um tief ein und aus zu atmen.


Casper
Ich seufze und ergebe mich meinem Schicksal. Die Vorlesung geht schneller vorbei als gedacht und zusammen machen wir uns auf den Weg aus der Uni zu unserer WG. Ich lebe mit Chad, Gabriel und seiner Schwester Sophie zusammen in der Innenstadt.


Benny
Nachdem ich eine Weile auf der Flucht vor der Polizei war, bin ich in Vancouver - meiner Heimatstadt - untergetaucht und beobachte seit dem Katie und die anderen. Das schlimmste an all dem ist, dass Leo überlebt hat. Sie ist ein Wrack und alles, aber sie hat überlebt. Es hat mich eine Weile gebraucht um das herauszufinden, aber jetzt weiß ich es. Das kann ich so nicht auf mir sitzen lassen. Aber zuerst.
'Heute um Mitternacht auf der Studentenparty.' schicke ich die SMS an Katie und warte gar nicht erst auf eine Antwort. Sie wird da sein. Das weiß ich.

Casper
Als ich mit Chad die Party betreten habe, ist mir sofort Katie ins Auge gesprungen, aber ich habe mich von Chad weiterziehen lassen zu einer Gruppe Mädchen unter welchen auch Chads Freundin Claire ist. Sie stellen mich einer Freundin vor - Lucia - und sie ist wirklich nett. Sie studiert Medizin im 3. Semester und ist humorvoll und süß und direkt. Aber trotzdem schiele ich immer wieder zu Katie rüber.


Benny
Ich bin auf der Party seit sie angefangen hat, allerdings bin ich verdammt gut darin unerkannt zu bleiben. Ich bin Katie aus dem Weg gegangen und ebenso Casper. Ich bin in einen dunklen Hoodie gekleidet, die Kapuze tief in die Stirn gezogen sitze ich bei den anderen Kiffern im Stoner-Eck. Da falle ich mit den dunklen Klamotten nicht weiter auf. Immer wieder sehe ich auf die Uhr. Und als es zwei Minuten vor Mitternacht ist, schreibe ich Katie noch eine SMS: 'Das Dach. Alleine.'

Leo
Nachdem meine Mutter wieder heimgekommen ist und mich heulend auf dem Sofa gefunden hat, hat sie mich getröstet und sich um mich gekümmert. Jetzt liege ich auf der Couch und starre auf den Fernseher wo irgendeine Sitcom läuft. Das soll mich ein wenig ablenken, aber um ehrlich zu sein tue ich nur so. Meine Mum ist schon schlafen gegangen, aber ich kann einfach nicht schlafen. Seit Wochen kann ich es nicht mehr richtig. Denn jedes mal wenn ich es tue, habe ich Alpträume. Benny kommt und bringt mich um.

Leo
Und dann zucke ich vor Schreck so fest zusammen, dass ich einen Schmerzenslaut von mir gebe, weil meine Narbe wieder wehtut. Ich fahre herum und als ich erkenne dass derjenige an der Scheibe nur Max und nicht Benny ist, beruhige ich mich langsam wieder. Ich stehe mit einiger Mühe auf und laufe langsam Richtung Fenster, welches ich aufmache.

Benny
Als ich sehe, wie sie im Aufzug verschwindet, stehe ich auf, schenke den Rest des Joints meinem Nachbarn und folge ihr. Als ich oben ankomme schlägt mir kühle Nachtluft entgegen und ich atme tief durch. Dann trete ich hinaus ins Licht, sodass Katie mich sieht. "Überrascht mich, dass du gekommen bist." sage ich.

Leo
Ich sehe ihn einen Moment einfach an, ehe ich zur Haustüre nicke. "Ich mach dir auf." dann schließe ich das Fenster und gehe zur Haustüre und öffne diese.

Benny
"Reden." sage ich und bleibe ihr gegenüber stehen. "Keine Sorge. Ich habe nicht vor dir was zu tun." grinse ich dann etwas breiter.

Benny
"Das letzte mal hast du auch darum gebettelt, Schätzchen." sage ich, nachdem ich sie aufgefangen habe und zurück auf den Boden verfrachtet habe. "Ich hätte dich nicht abstechen sollen, aber du trägst auch eine gewisse Schuld."

Leo
Ich zögere kurz, nicke dann aber. "Okay." ich trete beiseite, sodass er hereinkommen kann und schließlich die Türe dann wieder.

Benny
"Du hast nicht einfach so mit mir geschlafen, Schätzchen." betone ich breit grinsend das 'Schätzchen' extra stark. Dann lehne ich mich an die Wand hinter mir und ziehe eine Zigarette aus der Jackentasche. Ich stecke sie mir an und blase den Rauch in die Luft. "Du bist selbst Schuld, dass du im Prozess verletzt wurdest. Ich wollte immer nur Leo, aber ihr drei musstet euch permanent einmischen. Oh und es ist nicht Leos Schuld." füge ich mit einem breiten Grinsen hinzu. "Ich habe euch die letzten Monate beobachtet. Ihr seid selbst daran Schuld was mit euch passiert ist. Wenn überhaupt bist du daran Schuld, Katie."


Leo
"Und ob ich das kann." ich schüttle den Kopf und sehe auf den Boden. "Ich weiß sehr wohl, dass ihr mir die Schuld an allem gebt. Es ist ja auch nur die Wahrheit. Mein Bruder, mein Vater, meine Schuld. Aber ich habe euch gebraucht. Mir ist klar, dass wir alle nicht ohne Narben aus dem Ganzen herausgekommen sind. Aber genau das ist doch der Grund wozu man beste Freunde hat. In schlechten Zeiten ist man für einander da. Immer."