Ella

Seufzend stand ich auf, um seine Kleidung auf die Heizung zu legen. So würde es schneller trocknen. "Sie können sich Suppe einschenken, wenn Sie möchten", murmelte ich noch und lief zurück zu dem Sofa, wo ich mich auf die andere Seite hinsetzte. Ich hielt bewusst Abstand, um ihn nicht zu verärgern oder dergleichen. Es mochte sein, dass ich mich sehr eingeschnappt benahm, aber seine Worte hatten mich wirklich getroffen. Gleich würde ich den Beutel wieder in den Kühlschrank legen und in mein Zimmer gehen, damit er weiter schlafen konnte, wenn er das wollte.

Ella

"Danke, aber ich kann mir auch ein Neues holen", erwiderte ich ebenso zurückhaltend und sah zu der Stelle, wo das Haustelefon gestanden hatte. Wenn auch erst im nächsten Monat... Da ich zur Zeit nur den Job in der Bar hatte, würde ich erst einmal sparen müssen. Schon bald sollte ich mich auf die Suche nach einem zweiten Nebenjob machen, denn sonst würde es knapp waren. Hanna würde mir sicher dabei helfen wollen, doch ich wollte nicht, dass meine beste Freundin sich meinen Problemen annahm. Sie hatte wichtige Prüfungen momentan und sie hatte mir schon sehr viel geholfen. Kurz sah ich unauffällig zu dem Miesepeter und stand dann schlussendlich auf, um den Kühlbeutel wegzubringen.

Ella

Er schaltete das Licht aus, aber glücklicherweise war noch das der Küche an, so dass ich nicht gegen den Schrank lief. "Ich habe leider keine", antwortete ich auf seine Frage und räumte die Kühltruhe frei, um den Beutel dort herein zu legen. Obwohl ich überzeugt war, dass im Haus keine Schlaftabletten lagen, suchte ich in einem der oberen Schränke, ehe ich mich nach unten beugte, um einen der unteren Schränke zu durchsuchen. "Hmm", machte ich und schüttelte anschließend verneinend den Kopf. "Es sind keine da, aber ich kann Ihnen warme Milch mit Honig machen, wenn Sie möchten." Ich klang etwas versöhnlicher, trotzt der Tatsache, dass ich es nicht wollte. Dieser Mann machte mich wirklich wahnsinnig! So sagte ich: "Und wegen des Telefons, vielen Dank, aber ich werde mir selbst eines holen. Ich brauche Ihre Hilfe nicht."

Ella

Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Wie Sie möchten. Das ist ein alter Trick, den ich von meiner Oma gelernt habe. Immer wenn ich als kleines Mädchen nicht schlafen konnte, hat sie mir ein Glas warme Milch mit Honig gemacht und ich bin dann augenblicklich eingeschlafen." Nachdenklich tippte ich mir an das Kinn und sah zu dem Kühlschrank. "Hmm... Wissen Sie was? Ich mache mir eines. Wenn sie dennoch eines möchten, sagen Sie es mir."

Ella

"Sie könnten es nur probieren und wenn es Ihnen nicht gefällt, dann müssten Sie ja nicht mehr davon trinken", erwiderte ich und biss mir daraufhin auf die Unterlippe. Ich hatte schon wieder damit angefangen, ihm helfen zu wollen. Er möchte, dass du ihn in Ruhe lässt. Wann kapierst du das endlich?, dachte ich und drehte mich schnell um. In weniger als fünf Minuten war ich fertig und nahm einen kleinen Schluck von der angenehm warmen Milch. Augenblicklich war ich entspannter und strich eine Strähne hinter mein Ohr, die, obwohl ich einen lockeren Dutt trug, vor mein Gesicht gefallen war.

Ella

"Schon gut, schon gut. Ich habe nichts gesagt", sagte ich leise seufzend, damit es nicht in einer erneuten Diskussion ausartete. Ich war wirklich müde geworden, das Getränk zeigte jetzt schon seine Wirkung. Nachdem ich die Milch ausgetrunken hatte, stellte ich die Tasse in die kleine Spülmaschine und räumte die Küche ab. Ich wollte gerade in mein Zimmer laufen, als mein Blick auf Mr. Ò Farell fiel. Anscheinend war er schon eingeschlafen. Ich zögerte kurz, ehe ich seufzend zu ihm ging. Vorsichtig, um ihn dieses Mal nicht unsanft zu wecken, breitete die Decke ganz aus. "Sie zweifeln an meiner Intelligenz, aber dabei breiten Sie die Decke nicht aus...", murmelte ich und lief dann in mein Zimmer. Dort kuschelte ich mich in das Bett und schloss erschöpft die Augen.

Nachti.

Ella

In der Nacht schlief ich sehr gut, was ich Omas Trick zu verdanken hatte. Tatsächlich träumte ich von Feen, Kobolden und Einhörnern. Und von einem Mann, der diese mit nasser Kleidung verscheuchte. Ich fragte mich, warum ich von ihm träumte und es wäre mir äußerst peinlich gewesen, mit jemandem darüber zu sprechen, selbst mit Hanna. Als die Landschaft wechselte und ich vor einem Schloss stand, verdrängte ich diese Gedanken schnell.
Am nächsten Morgen nahm ich eine Dusche und lief dann in mein Zimmer, nachdem ich sicher gestellt hatte, dass Mr. Ò Farell noch schlief. Vor meinem Kleiderschrank blieb ich, in ein flauschiges Handtuch eingehüllt, stehen und überlegte, was ich heute anziehen sollte. In zwei Stunden musste ich zu der Uni gehen und danach würde ich im Internet nach einem neuen Job suchen.

Wow, so ein schöner langer Text. *_*

Ella

Ich entschied mich für ein gestreiftes Oberteil und eine dunkle Jeans mit einer längeren, dünnen Strickjacke. Dann begann ich meine Haare mit dem Handtuch trocken zu Rubbeln. Als mir wieder einfiel, dass Mr. Ò Farell auf dem Sofa schlief, beschloss ich, in das Wohnzimmer zu gehen, um zu sehen, ob er aufgewacht war. In der Türschwelle blieb ich kurz stehen, als ich sah, dass der Raum leer war. War er vielleicht in dem Bad? Ich ging zu diesem und klopfte an, doch es kam keine Antwort und so drückte ich die Türklinke herunter. Er war anscheinend schon gegangen und leise seufzend lief ich in das Badezimmer, um meine Haare etwas zu föhnen. Er hätte wenigstens verabschieden können, oder nicht? Hatte er in der Nacht zumindest schlafen können?
Warum machte ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber? Kopfschüttelnd lief ich zurück, räumte auf und frühstückte, bevor ich anschließend zu der Uni fuhr. "Wo warst du? Ich habe dich den ganzen Tag gestern nicht erreichen können. Hast du deine Hausnummer gewechselt?", fragte Hanna sofort, als sie mich umarmte und ich hätte fast aufgeseufzt. "Ich habe momentan kein Haustelefon mehr. Tut mir leid, ich habe völlig vergessen, dass wir telefonieren wollten." Zusammen liefen wir in die Mensa und ich holte mir ein Sandwich mit Hähnchenbrust und Salat. Hannah nahm eine Portion Pommes. "Wie läuft es mit deinem neuen Job? Geht es mittlerweile, ohne dass ihr euch in die Haare bekommt?" "Ich bin gefeuert", erwiderte ich direkt und ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. "Was? Wie, warum?" Ich stocherte in meinem Salat herum und presste die Lippen zusammen. "Ich bin zu weit gegangen." "Ihr habt doch nicht...?", ließ sie die Frage im Raum hängen. Perplex riss ich meine Augen auf. "Oh Gott, nein, Hanna! Wir haben gestritten", sagte ich und schüttelte den Kopf, um meine Worte zu unterstreichen. Sie nickte langsam und stützte ihre Arme auf den Tisch. "Und nun?" "Ich werde mir einen neuen Nebenjob suchen." "Soll ich dir helfen?" Dankbar lehnte ich lächelnd ab: "Du hast viel zu tun und ich möchte dich nicht mit meiner Sorge ablenken. Ich finde sicher etwas, aber Danke." "Okay, gut. Sag mal..." Verwirrt sah ich hoch und sie sah mich aus schief gelegtem Kopf an. "Ja?", fragte ich freundlich und sie zog ihre Augenbrauen leicht zusammen. "Ist alles in Ordnung, du wirkst so abwesend?" Hastig nahm ich eine kleine Tomate in den Mund und nickte ein paar Mal. "Es ist alles okay", sagte ich und schaute schnell wieder zu dem Salat.
Als ich später zu Hause ankam, stand ein Paket vor der Haustür. Ich bückte mich, um dieses aufzuheben und runzelte die Stirn. Irgendwie konnte ich mich nicht daran erinnern, etwas bestellt zu haben. War das vielleicht für einen der Nachbarn? Ich las meinen Namen und stellte verdutzt fest, dass es an mich adressiert war. Neugierig und verwirrt lief ich in die Wohnung, schloss die Tür hinter mir und ging in die Küche, um es zu öffnen. Was das wohl war! Vielleicht war es ja von meinen Eltern? Überrascht blieb mein Blick auf der Verpackung hängen, als ich erkannte, dass es die eines Telefons war. Wer sollte...? Da dämmerte es mir und ich griff nach meinem Handy. Ich wählte die Nummer des Anwesens und eine der beiden Dienstmädchen hob ab. "Hallo, hier ist Ella Svendson. Ich würde gerne mit Mr. Ò Farell reden." Ungeduldig tippte ich mit dem Fuß auf dem Boden. "Oh, Ella, du bist es! Klar, warte bitte einen Moment." Normaler Weise hätte sie erst Mr. Ò Farell gefragt, aber anscheinend dachte sie, dass er Bescheid wusste. Kaum gab sie ihm das Telefon, sagte ich bestimmt: "Mr. Ò Farell, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich kein Telefon haben möchte. Wieso haben Sie mir dennoch eines geschickt? Ich meine, ich habe mich diesbezüglich klar ausgedrückt. Sie können nicht einfach meine Worte überhören."

Hach perfekt. *_* Heey.

Ella

Gerade wollte ich etwas Bissiges auf seine Wort erwidern, als er mich mit seiner Frage überraschte. Hatte ich mich verhört? Ich schloss meinen Mund wieder und runzelte leicht die Stirn. "Ja, ich habe die Größe 36. Warum fragen Sie mich das? Wenn Sie mir nachträglich ein Mitarbeiter-T-Shirt schicken möchten, dann vergessen Sie diese Idee sofort, Mr. Ò Farell!" Versuchte er vielleicht von dem Telefon abzulenken? Da bekam ich plötzlich einen Gedanken und fügte empört hinzu: "Was haben Sie getan, während ich geschlafen habe? Waren Sie an meinem Kleiderschrank?" In meiner Verwirrung vergaß ich völlig meinen Ärger über das Telefon.

Gut und dir?

Ella

Perplex blickte ich den Schrank vor mir an und fragte mich, ob ich mich jetzt doch vielleicht verhört hatte. Und zwar um mehrere Sätze. Er wollte WAS? Ich war versucht zu verneinen, aber als er Mrs. Ò Farell erwähnte, zögerte ich. Sollte ich sie wirklich wegen ihrem eisigen Sohn im Stich lassen? Seufzend fuhr ich mir durch meine Haare und gab nach ein paar Sekunden schließlich nach. "Gut, ich komme mit. Aber weil ich für Mrs. Ò Farell da sein möchte! Und unter einer Bedingung: Sie werden an dem Abend das Wort 'Bitte' benutzen, wenn Sie mir eine Aufgabe zuteilen." Ich fragte mich, ob er einstimmen würde und wartete gespannt auf seine Antwort. "Und Ihr Geld möchte ich nicht! Das Kleid werde ich Ihnen selbstverständlich zurückgeben."