Ella

Meine Augenbrauen zuckten in die Höhe und ich fragte mich, ob ich mich verhört hatte. Doch dann lachte ich und schüttelte den Kopf. "Wenn Sie sich bemühen würden, wären Sie witzig, Mr. Ò Farell", sagte ich grinsend und nahm noch einen Schluck von dem leckeren Tee. "Sie nehmen das Leben viel zu ernst. Ohne Witze und Scherze ist es doch langweilig!", fügte ich hinzu und hob kurz meinen Zeigefinger in die Höhe, um meine Worte zu unterstreichen. "Und ja, Sie dürfen die Dusche benutzen. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wo Sie alles Wichtige finden." Ich holte die Kleidung, die er letztes Mal getragen hatte und lief mit ihm in das Badezimmer, um ihm den Schrank mit den Handtüchern zu zeigen. "Sie werden übrigens nach Orangen riechen, aber das ist doch etwas Positives, oder?", schmunzelte ich und dachte dann kurz nach, ob ich etwas vergessen hatte. "Also dann", erwiderte ich und drehte mich um, während ich nicht bedachte, dass Mr. Ò Farell hinter mir stand.

Heey.

Ella

Perplex hielt ich inne und sah Mr. Ò Farell leicht erschrocken an. Dann strich ich schnell eine Strähne hinter mein Ohr und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass ich tatsächlich etwas rot geworden war. Wahrscheinlich, weil ich mich daran erinnerte, dass er mich als 'zu tollpatschig' bezeichnet hatte. An der Tür blieb ich nochmal stehen, um mich halb umzudrehen: "Sie tun es auch - sie riechen nach Vanille." Ich lief zu dem Frühstückstisch, um es abzuräumen und setzte mich dann wie immer im Schneidersitz auf dem Sofa, um zu lernen. Seufzend knabberte ich an dem Stift und konzentrierte mich auf den Stoff. Nachdenklich tippte ich auf den Notizen und ging alles noch mal durch.

Gut und dir?

Ella

Gerade war ich mit dem Lesen fertig und stellte erleichtert und zufrieden fest, dass ich mir alles merken konnte. Da öffnete sich die Badezimmertür und ich runzelte die Stirn, als ich hörte, dass die Haustür aufgeschlossen wurde. Ich legte die Sachen auf dem Sofa ab, um in den schmalen Flur zu laufen und blieb stehen, als ich sah, dass Mr. Ò Farell gehen wollte. "Nichts zu danken, Mr. Ò Farell. Es ist gar kein Problem, dass Sie mich mitten in der Nacht aufgeweckt haben. Oder, dass Sie einfach gehen wollen, ohne wenigstens Tschüss zu sagen. Wirklich, das ist absolut okay." Böse funkelte ich ihn an, ehe ich seufzte und beschloss, zurück in das Wohnzimmer zu laufen. "Sie werden sich wahrscheinlich mit den nassen Haaren erkälten. Oh, und der Tee hat Ihnen geholfen, nicht wahr? Tja, wie gesagt: Es ist das beste Mittel gegen Kopfscherzen, das ich kenne. Wobei Sie jetzt wie gesagt keine Autoschlüssel mehr haben..." Kurz schnalzte ich mit der Zunge, ehe ich weiterlief und mich auf das Sofa plumpsen ließ, um weiter zu lernen.

Hallo.

Ella

"Ja, das hätte ich. Aber das habe ich nicht, Mr. Ò Farell", erwiderte ich und seufzte leise. Ich hatte es verstanden, er konnte Frauen nicht leiden und ich wusste auch den Grund. Doch es ärgerte mich, dass er so negativ dachte und sich nicht umstimmen ließ, egal, welche Erfahrungen er auch machte. Er wollte anscheinend gehen und daher wollte ich ihn nicht weiter aufhalten.
Plötzlich fiel mir die beunruhigende Begegnung mit Mac Kenzie ein, doch ich sprach Mr. Ò Farell nicht darauf an. Warum auch? Er würde mich für paranoid halten, was ich vielleicht auch im Bezug auf diesen war. Ich konnte es mir nicht erklären, es war... einfach ein Gefühl. Ein Gefühl, das mir riet, mich von Aleksi Mac Kenzie fernzuhalten. Und nun wusste er, wo ich arbeitete...

Wie geht's dir?

Ella

Verblüfft hielt ich in der Bewegung inne und die Haustür schlug in der nächsten Sekunde zu. Hatte ich mich vielleicht verhört? Er wollte es zulassen, dass ich zu dem Anwesen kam (wenn auch nur für heute)? Mit seinen Worten hätte ich nicht gerechnet und möglicherweise war es seine Art, 'Danke' zu sagen. Ich lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Ob ich heute dorthin gehen würde, wusste ich nicht. Wenn es nun doch keine gute Idee war? Aber Mrs. Ò Farell würde sich freuen. Erneut begann ich mir den Stoff durchzulesen und war schon bald wieder in die Notizen vertieft.

Auch gut. Gute Nacht.

Ella

Nach einer halben Stunde legte ich alles zur Seite und machte mir etwas Warmes zu trinken, ehe ich mich auf das Sofa kuschelte. Im Fernsehen lief nichts und nachdem ich durch die Kanäle geschaltet hatte, fand ich eine alte Serie. Gerade lief eine sehr emotionale Stelle, als mein Handy klingelte und ich schnell abnahm. "Hallo, Ella Svendsen am Apparat", sagte ich und lauschte neugierig. Es kam keine Antwort und verwirrt runzelte ich die Stirn, während ich wartete. Nach ein paar Sekunden legte ich wieder auf und schaute der Serie weiter zu. Da klingelte das Handy erneut und ich hob ab: "Hallo?" "Na du", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin und ich lächelte. "Was machst du gerade?", wollte sie wissen und ich antwortete, dass ich Fernsehen schaute. "Hmm, ist ja langweilig." Ich gab ein gespielt beleidigtes "Tzz" von mir und sie lachte. "Ich bin gerade bei der Arbeit... Kaum zu glauben, dass meine Schicht verschoben wurde... Naja, was soll's. Machst du gleich noch was anderes?" Unschlüssig kaute ich leicht an meiner Unterlippe. "Ich weiß es nicht, vielleicht gehe zu Mrs. Ò Farell, aber..." "Oh, was? Ihr habt noch Kontakt? Das ist schön! Moment, aber was?" Leise seufzte ich. "Mr. Ò Farell..." "Ihr habt noch immer Probleme miteinander." "Ja und wie es scheint, wird sich das nicht so schnell ändern..." "Bleibe positiv, Ella! Es wird schon alles gut gehen. Mache deinen Besuch und bleibe gelassen. Ihr werdet euch schon nicht wieder in die Haare kriegen." "Es ist ja nicht das, sondern..." "Sondern...?" "Ich habe das Gefühl, dass er mich besonders nicht ausstehen kann." Sie seufzte: "Ach, Ella. Das bildest du dir bestimmt doch nur ein." "Und wenn nicht?", erwiderte ich zweifelhaft und fuhr mir durch die Haare.

Ella

Schließlich beschloss ich doch, zu dem alten Herrenhaus zu gehen, um Mrs. Ò Farell zu besuchen. In diesem Punkt gab ich Mr. Ò Farell Recht, Mrs. Ò Farell würde sich freuen. Schnell zog ich mich in meinem Zimmer um, ehe ich die Wohnung verließ, um zu der Bushaltestelle zu laufen. Während der Fahrt fiel mir ein, dass Mr. Ò Farell morgen Vorstellungsgespräche haben würde, um für Mrs. Ò Farell eine neue Pflegekraft zu finden.
Eine drei Viertel Stunde später hielt der Bus an der richtigen Haltestelle und ich stieg aus. Der Weg bis zu dem Anwesen dauerte nur fünf Minuten und kurz darauf klingelte ich. Wie immer öffnete Dean die Tür und er schien mehr als nur verblüfft. "Sie sind es?", sagte er und lächelte leicht. "Trete ein, Mrs. Ò Farell ist in dem Garten." Es machte mir nichts aus, dass Dean mich duzte und ich nickte freundlich, ehe ich zu dem Garten lief. Mrs. Ò Farell stand an dem Teich und war konzentriert in eine Arbeit vertieft. Als ich näher kam, konnte ich sehen, dass sie strickte. Es waren dunkelblaue Socken. "Hallo, Mrs. Ò Farell", begrüßte ich sie lächelnd und überrascht sah sie hoch. "Ella! Wie schön, dich zu sehen." Nachdem wir uns eine Weile fröhlich unterhalten hatten, fragte Mrs. Ò Farell, warum ich mich umentschieden hatte.

Guten Abend.

Ella

Bevor ich antworten konnte, kam Dean zu uns und fragte, ob wir Tee trinken wollten. "Ja, das wäre sehr gut!", antwortete Mrs. Ò Farell bittend und lächelte freundlich. "Natürlich, Madam", erwiderte dieser und nickte höflich, ehe er zu dem alten Herrenhaus lief. "Ich stricke die Socken für Blake. Ich hoffe sehr, dass sie ihm gefallen werden!", sagte sie eifrig und ich lächelte über ihre Fürsorge. Immer wenn sie ihren Sohn erwähnte, glänzten ihre Augen vor mütterlicher Liebe. "Das werden sie bestimmt", nickte ich und sie erwiderte mein Lächeln. "Ich finde es sehr schade, dass du nicht mehr täglich hier sein wirst...", sagte sie jedoch plötzlich. Verlegen sah ich zu dem Boden und merkte, dass ihr Lächeln plötzlich verschwand. Dean kam mit einem Tablett wieder und um sie aufzuheitern, erzählte ich ihr von einer Geschichte aus meinem ersten Schuljahr: "Ich habe die Ente in dem Theaterstück gespielt. Aber leider bin ich auf der Bühne ausgerutscht, wegen, naja, meiner Tollpatschigkeit... Und um die Situation zu retten, bin ich zurück zu der Bühne 'gewatschelt'. Es sah dann ungefähr so aus." Ich machte meinen Gang nach und Mrs. Ò Farell begann zu lachen. Auch Dean konnte sich etwas nicht zurückhalten und ich stimmte in das Lachen der beiden mit ein.

Gut und dir?

Ella

"Ach, Ella, Sie sind wirklich talentiert im Schauspielern", zog mich Dean auf und überrascht sah ich ihn an. "Hey", schmollte ich etwas und Dean schmunzelte. "Sie haben Recht", seufzte ich leise und Mrs. Ò Farell lächelte. "Lasst uns herein gehen. Es ist kälter geworden", bat sie mit sanfter Stimme und wir beide nickten. "Natürlich, Mrs. Ò Farell", erwiderte Dean und wir liefen zu dem Herrenhaus zurück. Mrs. Ò Farell wollte in das Empfangszimmer und gerade erzählte sie von einem Gespräch während der Gala, als wir das Zimmer betraten. Unerwartet sah ich Mr. Ò Farell in dem Sessel sitzen und Mrs. Ò Farell sah ihn lächelnd an. "Hast du deine Arbeit erledigt? Passe auf, dass du dich nicht zu sehr überanstrengst!", mahnte sie ihn sanft und deutete dann leicht in meine Richtung. "Ella ist uns besuchen gekommen, ist das nicht toll? Ich habe mich sehr gefreut, sie zu sehen!"

Schön hihi.

Ella

Mrs. Ò Farell hatte Recht, das tat er, doch meine Meinung behielt ich für mich. Ich wollte keinen Streit provozieren, zumal es nicht angebracht wäre. "Ich habe ein Paar Socken für dich gestrickt", lächelte sie ihn an und legte diese auf die Sessellehne. "Haben Sie einen Wunsch, Sir?", fragte Dean ihn aufmerksam und ich blieb noch immer stehen, da ich nicht so recht wusste, ob ich mich setzen sollte. "Ella, setze dich bitte", sagte sie freundlich und wandte sich dann an Dean. "Dean, bitte bringe mich zu dem Schlafzimmer. Ich möchte mir eine Strickjacke aus dem Schrank holen." "Natürlich, Madam", erwiderte er und sie verließen den Raum. Na toll. Unruhig rutschte ich auf dem Sofa vor und zurück, mir durchaus bewusst, dass ich schräg neben Mr. Ò Farell saß. "Ich... gehe eben in die Küche", sagte ich schließlich etwas schnell und stand auf, um den Raum zu verlassen. Doch, was passierte? Meine Tollpatschigkeit meldete sich gerade dann, wo ich über Mr. Ò Farells Füße laufen wollte, um zu der Tür laufen zu können und ich stolperte.