Ella
Mr. Ò Farell konnte einen sehr gut einschüchtern. Aber ich fühlte, zum dritten Mal bei seiner Anwesenheit, Wut und Empörung. Ich hatte die letzten Worte, die er gesagt hatte, mitbekommen. Wahrscheinlich ging es um seine Arbeit. Warum vergriff er sich am Ton, wenn er mit seiner Mutter sprach? Dieser Mann... Er wirkte so kalt wir die Arktis und so aufbrausend wie ein Tropensturm. Aus meinen Gedanken riss mich Mrs. Ò Farell, welche tief seufzte. Sorgenfalten legten sich auf meine Stirn und bemerkte, dass sie blass aussah. "Ich werde Dean um eine Decke bitten", sagte ich beruhigend zu ihr und wollte aufstehen. "Nicht", erwiderte sie. "Es ist in Ordnung, mir ist nicht kalt." Doch Dean hatte alles gehört und betrat eine Minute später den Raum wieder mit einer Decke in der Hand. Ich nahm sie ihm dankend ab und breitete die Decke aus. Nachdem ich sie Mrs. Ò Farell über die Schultern gelegt hatte, breitete sich ein Schweigen in dem Raum aus. Sie starrte nach draußen und Dean war verschwunden. Als es Zeit für das Abendessen war, setzten wir uns an den langen Esstisch. Sie stocherte lustlos an ihrem Essen herum und ich beschloss, ihr eine lustige Kochgeschichte aus meinem ersten Semester zu erzählen. Sie lachte etwas, jedoch nur aus Höflichkeit und halbherzig. "Schmeckt es Ihnen nicht? Soll ich vielleicht um ein anderes Gericht bitten?", bemühte ich mich weiterhin. Ich machte mir Sorgen um Mrs. Ò Farell. Sie wirkte nun nicht mehr nachdenklich, sondern erschöpft. "Ich habe in der Nacht wenig geschlafen. Wenn ich mich hinlege, wird es mir besser gehen", sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich nickte und zwei Dienstmädchen räumten wenig später ab. Dean gab Bescheid, kurz in die Stadt zu fahren, um angeforderte Besorgungen zu machen. Ich hatte noch eine Stunde Schicht, aber mir war nicht wohl bei dem Gedanken, Mrs. Ò Farell in ihrem Zustand zu verlassen. Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe, ehe mir ein Schachbrett auffiel. Gerade wollte ich sie darauf ansprechen, als ich hörte, wie die zwei Dienstmädchen sich unruhig unterhielten. "Wenn ich ihn frage, wird er sauer werden." "Und wenn ich ihn frage, wird er es auch!" "Und nun? Dean ist außer Haus. Die Köchin können wir nicht fragen - du hast gehört, was Mr. Ò Farell heute morgen gesagt hat." "Also?" "Ich mache es", sagte ich und die beiden, die noch am Esstisch saßen, drehten sich perplex zu mir um. Auch Mrs. Ò Farell wirkte leicht aufmerksamer. "D-Das..." "Würden Sie das wirklich machen?", fragte die andere. Ich nickte und schluckte. "Was soll ich ihm ausrichten?" "Ob wir den Tisch für ihn decken sollen." Dabei hatte ich nur leider eine Kleinigkeit vergessen: die oberen Stockwerke waren für mich Tabu. Doch ich hatte es schon gesagt, deshalb konnte ich es nicht mehr zurücknehmen. Also machte ich mich fröhlich (eher nervös und unruhig) auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer, das mir von den beiden Dienstmädchen beschrieben wurde. Was ich tatsächlich tat, war es, meine Augen mit den Händen abzuschirmen. Bloß nichts anschauen, dachte ich. Nicht, dass es hier Kameras gab. Als ich vor der Tür stand, klopfte ich und trat erst ein, als ich seine Stimme hörte. "Ich habe mir nichts angesehen, wirklich", war das Erste, was ich hastig hervorbrachte. "Sehen Sie?" Ich deutete auf meine Hand, die meine Augen etwas verdeckte. "Ich sollte Sie nur fragen, ob Sie nun essen möchten." Langsam nahm ich meine Hand herunter und sah ihn gespannt an.