Ich straffe meine Schultern, als ich das Büro meines Vaters betrete.
Draußen ist es bereits am dämmern und so ist alles mit kaltem, künstlichen Licht geflutet.
Erneut steht er vor der riesigen Fensterfront, doch dieses mal ist er nicht alleine.
Eric und Don sind ebenfalls hier. Stirnrunzelnd nähere ich mich den dreien, als sich mein Vater umdreht, um mir zunächst eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
Ohne einen Muskel zu bewegen, stehe ich still dar, die spöttischen Blicke meiner Brüder auf mir ruhend.
"Durch deine Unfähigkeit wären wir beinahe aufgeflogen. Glaube nicht, dass du für das ausbügeln deiner Fehler auch nur eine Spur Anerkennung erhalten wirst.", sagt mein Vater mit eiskalter Stimme und wendet den Blick ab.
"Kommen wir zu den wichtigen Dingen. Eric. Don. Jonathan. Es wartet Arbeit auf euch. Die Wales versuchen Einfluss in unserem Gebiet zu erlangen. Ich will das ihr sie aufhaltet, egal zu welchem Preis.", weist er uns an und die Überraschung ist uns deutlich von den Gesichtern abzulesen.
"Es ist an euch, die Ehre unserer Familie zu beschützen. Geht jetzt und trefft eure notwendigen Vorbereitungen. Erstattet mir später Bericht.", fügt er schließlich hinzu und macht eine Geste, wie ich sie nun schon sehr häufig bei ihm erlebt habe. Vater ist besorgt.
Gemeinsam mit meinen Brüdern verlasse ich das Büro.
Kaum fällt die Tür ins Schloss, packt Eric mich an der Kehle und drückt mich gegen die Wand.
"Hast ganz schön Glück gehabt, kleiner Bruder. Du hättest bei dem Einsturz ums Leben kommen können. Sieh es als eine Art Weckruf. Irgendjemand hat es auf dich abgesehen..", murmelt er und tätschelt mir die feuerrote Wange.
Ich reiße mich los und schubse ihn gegen Don.
"Ihr zwei könnt mir gestohlen bleiben. Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten und überlasst mir die Ehre unserer Familie. Ihr beide seid Schandfleck genug..", knurre ich, ehe ich das Gebäude verlasse.
Wütend fahre ich zurück in meinen Wohnbezirk, um Haarfarbe, ihre neuen Papiere und etwas zu essen zu besorgen.
Die Übergabe der Papiere, war ein Kinderspiel. Nichts weiter, als eine Art Handschlag. Während ich meiner Kontaktperson das Geld in die Hand drückte, reichte er mir die neuen Papiere. Der Kauf einer geeigneten Haarfarbe jedoch, stellte mich vor eine größere Herausforderung, als zunächst erwartet. Nach einer geschlagenen Viertelstunde, verlasse ich den Laden mit fünf unterschiedlichen Tönen. Der Blick der Verkäuferin war unbezahlbar. Offensichtlich hat sie verstanden, wie überfordert ich war. Mein letzter Stop war in dem nächstbesten Supermarkt. Da ich keine Ahnung habe, was dieses Mädchen überhaupt isst, viel der Einkauf üppiger aus, als zuvor erwartet. Erleichtert lasse ich mich schließlich in einem Taxi nieder und fahre die wenigen Straßen Nachhause. Mein Bein schmerzt und ich hätte niemals all diese Tüten heil Nachhause schaffen können.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Piuma« (09.02.2017, 08:16)