Paco
Mit meine letzten Münzen kaufte ich auch noch ein paar Packungen Zigaretten, bevor ich den Laden verlassen konnte und mit der Tüte in der Hand heimging. Dort verstauchte ich die Sachen sofort in den Kühlschrank und zog mich für das Boxen um. Ein weißes Muskelshirt und schwarze Jogginghose. Diesmal führte der Weg mich weg von der große Straße und ich lief durch die schmalere Straßen, wo mich in eine einige Ecke der Gestank und das jammernde Gestöhne der Obdachlosen begleitete. Ich verzog das Gesicht, wie sie zu enden war der Todesurteil. Ein alter, unscheinbarer Blechschuppen erschien vor mir, man hörte gedämpfte Kampfgeräusche und ich entdeckte Amal vor der Tür. Er war dunkel wie schwarzer Kaffee und ein verdammter Riese, aber er war relativ harmlos wie eine Fliege, solange man seine Familie und Bros nicht bedroht. "Hey Coffee!", grinste ich ihn an und er entblößte weiße Zähne: "Hey Milk!" Wir klopften uns kurz freundschaftlich ab und betraten gemeinsam den Schuppen, ich trainierte oft mit Amal. Ich hatte ihn in den Gefängnis kennengelernt, er wurde verurteilt, weil er ein Schwarzer war. Dieser verdammter Ratte Morstan, er war ein mieser Cop und dass er die Schwarze hasste, war kein Geheimnis. Aber Jeder wusste auch, dass der Dreckskerl einen Schwarzmarkt duldete, solange man einen Teil von seiner Kohle ihn gab. Jedenfalls wurde Amal wegen Diebstahl verurteilt, dabei war es ein anderer Idiot gewesen und Amal war einfach in der Nähe gewesen, das hatte in den Kram von Morstan gepasst. Schon allein der Name reichte aus mich zur Weißglut zu bringen und bei der Aufwärmung bekam der Boxsack es zu spüren. Mit grimmige Genugtuung stellte ich mir diesen Sack als den verdammten Cop vor. "Nicht gleich mit volle Kraft", mahnte mich Amal und ich drosselte mein Tempo. In den Gefängnis hatte ich mich erstmal aus Egoismus mit ihn angefreundet, er war sowas wie meine Lebensversicherung gewesen. Denn hinter dem Käfig galten andere Regeln und um das Überleben, also der Stärkere gewann. Wegen seiner Größe und seiner Hautfarbe hatte Amal bereits Respekt von den anderen Knackis bekommen, einmal musste er seine Faust sprechen lassen und seitdem hatte man ihn endgültig in Ruhe gelassen. Ich war nicht blöd gewesen, um zu glauben, dass ich alleine klarkam, die Einzelgängern wurden schnell gefressen und ebenso die Schwächere. Die Meisten bildeten sich zu Gangs, somit musste man immer achtsam sein, auch in den Schlaf. Also hängte ich mich einfach an Amals Fersen und er brachte mir später das Boxen bei, irgendwann wurde er für mich sowas wie ein richtiger Bro. Er hatte ein paar Monate früher das Käfig verlassen, aber mich dennoch besucht. Ein Ex-Knacki besuchte ein Knacki, das hatte was Ironisches an sich gehabt. Jedenfalls hatte ich zum Größenteils auch meine Ruhe gehabt durch Amal. "Ring?", fragend sah er mich an und ich nickte, meine Muskeln fühlten sich bereits warm an. Ich kletterte über die Seile und nahm meinen Platz ein, Amal gegenüber von mir und dann begannen wir zu boxen. Ich ging in In-and-Out, dann Fighter, Ausweichen, Uppercut , Treffer, Jab, Amal machte den Treffer, Ausweichen, schon wieder ein Punkt an ihn, jetzt denn Cross, Ausweichen…Die Minuten vergingen und wurden zu Stunden, die Muskeln begannen in meinem Körper zu brennen und der Schweiß juckte auf meiner Haut. Meine Bewegungen wurden langsamer und ich machte einen Fehler, sodass Amal mich k.o. schlagen konnte. Keuchend lag ich auf dem dreckigen Boden, ließ mich von ihm hochziehen und er grinste mich an: "War ein gutes Spiel gewesen." "Ja", nickte ich und wischte den Schweiß von meiner Stirn: "Irgendwann werde ich dich schon platt machen." Amals Lachen war lauter, als die andere Kampfgeräusche.